taking my time on my ride

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Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals so viel geprobt hatten, wie in den letzten Wochen. Wir spielten uns im wahrsten Sinne die Finger wund und ich hatte die letzten Nächte vor dem Start der Tournee schlecht geschlafen. Aus diesem Grund war ich dankbar für den Kaffee, den Rachel besorgt hatte, während wir auf dem Vorplatz der Konzerthalle standen, in der wir morgen Abend spielen würden. Ich nahm einen Schluck und verbrannte mir leicht den Mund daran, sodass ich fluchte. Conny kam zurück aus der Halle und sah gestresst aus. Für ihn musste es unheimlich aufwendig sein, alles zu organisieren und unter einen Hut zu bekommen. Während ich seinen neuen Mercedes begutachtete, wurde mir bewusst, dass der ganze Aufwand sich wohl lohnen musste.

"Mädels, es gibt ein Problem. Eigentlich hatte ich mit dem Veranstalter ausgemacht, dass ihr heute in der Halle proben könnt. Jetzt teilte er mir gerade mit, dass es nicht geht, da er zu doof ist, seinen Kalender richtig zu lesen", erklärte Conny ziemlich genervt, atmete ein paar mal kurz durch, bevor er fortfuhr: "Ihr werdet erst morgen vor dem Konzert Zeit zum Proben haben. Ich weiß, dass ihr so einfach ins kalte Wasser geworfen werdet, aber ich weiß auch, dass ihr die letzten Wochen viel geprobt habt. Das sollte absolut kein Problem für euch sein. Ich glaube an euch!" Er klopfte Rachel auf die Schulter, bevor sein Handy erneut zu klingeln begann und er sich bei uns mit einem Handzeichen entschuldigte. Rachel sah uns alle an. Ich sah Sorge in Sarahs Augen, doch Josie lächelte und sagte: "Ist doch nicht so tragisch. Conny hat Recht, wir haben so viel geprobt, da ist es egal, ob wir heute oder morgen auf der Bühne proben"

"Ich habe keine Lust, mich zu blamieren", entgegnete Sarah und atmete lange aus. Ich beobachtete, wie das schwere Metalltor zur Straße geöffnet wurde und ein großer Bus mit verdunkelten Scheiben vorfuhr. Direkt dahinter kam noch ein kleinerer LKW und ein Sportwagen, die ebenfalls auf das Gelände fuhren. Der Bus hielt fast direkt neben uns und ich sah neben dem Fahrer eine Person, die sich an dem Sitz des Busfahrers festhielt und uns beobachtete. Der LKW fuhr bis an die Halle heran und schaltete den Motor aus, während der Sportwagen hinter der Halle verschwand. Der Bus öffnete seine Türen und die Person neben dem Busfahrer sprang heraus. Er lächelte breit und kam auf uns zu. Er hatte rehbraune Augen und sein braunes Haar trug er leicht nach oben gegelt. Er hatte einen Dreitage-Bart und sein schwarzes Shirt gab den Blick auf mehrere Tattoos frei, die er auf den Armen trug.

"Ich bin Tyler. Schön euch kennenzulernen. Wie geht's?"

Er schüttelte uns allen die Hand und wir stellten uns kurz namentlich vor. Tyler drehte sich zu dem Bus um, aus dem jetzt eine Frau mit blonden Haaren trat. Sie lächelte genau so wie Tyler und ihre blauen Augen strahlten.

"Das ist meine Freundin Jenna", teilte Tyler uns mit und auch sie begrüßten wir herzlich. Ich konnte mir einen Blick zu Josie erhaschen, die ihre Lippen zusammen presste, während sie nun die Bestätigung bekam, dass Tyler tatsächlich eine Freundin hatte. Trotzdem sah sie Tyler an, als würde sie ihn gleich bespringen wollen. Ich unterdrückte mir ein Lachen und sah aus dem Augenwinkel, wie eine weitere Person aus dem Bus stieg. Der Mann mit verwuschelten roten Haaren kam auf uns zu. Seine Augen waren ebenfalls braun, aber noch heller als die von Tyler. Mir entging nicht sein Nostril Ring und seine Tunnel in den Ohren. Er lächelte uns an und hielt mir als erstes seine rechte Hand entgegen, um sie zu schütteln. Sein rechter Arm war komplett mit einem bunten Tattoo bedeckt, dass in der Sonne noch mehr strahlte. Damit ich nicht wie ein Idiot auf seinen Arm starrte, sah ich ihm wieder in die Augen und bemerkte, dass er mich erwartungsvoll ansah. Ich schüttelte seine Hand.

"Josh", sagte er nur und zwinkerte mir zu. Er hatte einen festen Händedruck und ich spürte, dass ich leicht rot wurde, als er mir zuzwinkerte. Hatte das etwas zu bedeuten? Ich ließ ihn nicht aus den Augen und beobachtete, wie er weiter zu Josie ging, um sie ebenfalls zu begrüßen. Oh. Okay, er zwinkerte uns allen zu. Habe ich ernsthaft gedacht, er würde das nur bei mir machen? Plötzlich fühlte ich mich wie der letzte Idiot und blickte kurz zu Boden. 

"Ihr seid also Bloody Vagina", stellte Jenna fest und grinste. "Den Namen müsst ihr mir später mal erklären!" Sie begann zu lachen und Josh lachte ebenfalls. Er kniff leicht die Augen zusammen und mir entgingen nicht die kleinen Grübchen, die er dabei hatte. Gerade als Rachel etwas erwidern wollte, kam Conny von seinem Gespräch zurück. Er begrüßte die Band und gab Jenna einen Handkuss. Was ein Schleimer. Kurz darauf sprintete der Mann aus dem Sportwagen auf uns zu und begrüßte Conny, als würden sie sich schon ewig kennen.

"Das ist Mark, unser Creative Director", informierte uns Tyler. Ich musste zurück an mein tinder-Date Mark denken, der übrigens Mike hieß und nicht Mark. Ich hatte mich tatsächlich einmal mit ihm getroffen. Danach löschte ich die App aber sofort wieder und schwor mir, nie wieder eine Date-App zu benutzen.

Mark begrüßte uns und unterhielt sich danach direkt wieder mit Conny, der ihm mitteilte, dass wir heute nicht in der Halle proben konnten. Josh hörte dem Gespräch aufmerksam zu, während Tyler und Jenna sich mit uns unterhielten.

"Alles klar, Mädels, ich habe noch einiges zu klären", sagte Conny irgendwann und unterbrach das Gespräch zwischen uns, "ihr habt den Rest des Tages frei. Morgen treffen wir uns um 10 Uhr in der Halle wieder. In der Zwischenzeit könnt ihr eure Schlafmöglichkeit für die nächsten Wochen inspizieren." Conny zeigte auf den Bus, mit dem Tyler und Josh angekommen waren. Ich hob fragend eine Augenbraue und sah Conny an. War das sein Ernst? Wir reisten doch nicht etwa mit ihnen zusammen in einem Bus? Groß genug war er zwar, aber... In diesem Moment startete der schwarze Bus und setzte den Rückwärtsgang ein, sodass ein deutlich kleinerer weißer Bus zum Vorschein kam, den ich zuvor noch überhaupt nicht bemerkt hatte. Erst jetzt wurde mir klar, dass Conny auf diesen Bus zeigte und aus irgendeinem Grund war ich kurz enttäuscht. Der große schwarze Bus von twenty one pilots sah deutlich komfortabler aus als unserer. Aber ich wollte mich nicht beschweren und griff nach meinem Koffer.

"Nachdem ihr ausgepackt habt, könnt ihr gerne zu uns rüber kommen", schlug Tyler vor und zog Jenna näher an sich heran. Josie verdrehte die Augen und Rachel nahm das Angebot gerne an, während auch sie nach ihrer Reisetasche griff und wir uns gemeinsam auf den Weg zu unserem Tourbus machten. Kurz bevor wir einstiegen, drehte ich mich noch einmal um und sah, dass Josh mich beobachtete.

Friend, please. // twenty one pilots Fanfiction // germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt