he is falling in love

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- - - 4 Monate später - - -

Es war schwer, wieder in ein normales Leben zurück zu finden, aber ich bemühte mich wirklich.

Tylers Beerdigung war das schlimmste, das ich jemals erleben musste. Ehrlich gesagt sogar schlimmer als die Beerdigung meiner eigenen Mutter. Josh hielt eine Rede, die mich so sehr zum Weinen brachte, dass ich glaubte, ich würde einfach zusammenbrechen. 

Es gab Tage, an denen ich den Verlust verkraftete, aber an manchen Tagen war es noch immer schlimm und ich weinte viel.

Bei der Beerdigung war es das letzte Mal, dass ich Josh gesehen hatte. Wir schrieben danach zwar noch gelegentlich, aber inzwischen hatte ich seit Wochen nichts mehr von ihm gehört. Umso mehr überraschte mich die Nachricht, die ich heute von ihm erhielt.

                          12:37  Hey Kelly. Bist du zu Hause? - Josh

Ich stand gerade in meiner Küche und öffnete das Bier, welches ich vorhin gekauft hatte. Sarah, Josie und Rachel saßen im Wohnzimmer vor dem Fernseher und schlossen die Kamera daran an. Wir wollten uns gemeinsam die Fotos von der Tour ansehen. Eigentlich war das schon lange geplant, doch keiner von uns hatte sich bisher bereit gefühlt.

                          12:40  Ja bin ich. Wieso? - Kelly

                          12:42  Ich würde dir gern etwas vorbeibringen. Ich bin in einer Stunde bei dir - Josh

Ich hatte keine Ahnung, was er mir vorbeibringen wollte, fragte aber nicht weiter nach, da Rachel nach mir rief.

"Es funktioniert nicht!"

Ich steckte mein Handy in die Hosentasche, griff nach den Flaschen und ging zurück ins Wohnzimmer. Sarah und Josie hatten es sich auf dem Sofa bequem gemacht, während Rachel verzweifelt einen Knopf der Fernbedienung nach dem anderen drückte.

"Jetzt lass es mal gut sein, ich gucke gleich mal danach, wir stoßen erst einmal an", schlug ich vor und reichte ihnen jeweils eine Flasche Bier.

"Das erinnert mich daran, als wir gerade von Conny erfahren hatten, dass wir mit twenty one pilots auf Tour gehen würden und in der Kneipe auf uns angestoßen haben", bemerkte Josie und ich lächelte. Diesen Moment würde ich ebenfalls niemals vergessen. Da hatte keiner von uns eine Ahnung, was in den folgenden Monaten passieren würde. 

Nach einer Dreiviertelstunde hatten wir noch immer kein einziges Foto angesehen, da wir so sehr in ein Gespräch vertieft waren. Ich hatte völlig die Zeit vergessen und erschrak deshalb, als es an der Tür klingelte. Josh. Mein Herz raste plötzlich und ich hätte darum wetten können, dass ich allein bei dem Gedanken an ihn rot wurde. Ich dachte jeden Tag an ihn.

"Erwartest du jemanden?", fragte Sarah und ich nickte. Die drei blieben sitzen und ließen sich nicht davon stören, dass ich kurz zur Haustür verschwand, sondern sie unterhielten sich weiter angeregt.

Mit zitternden Händen öffnete ich die Tür und Josh grinste mich an. Er hatte sich kaum verändert. Sein Lächeln war noch immer umwerfend. Lediglich seine Haare waren nicht mehr rot, sondern in einem Rosa gefärbt, das mich an Zuckerwatte erinnerte.

"Hey", sagte er.

"Hey", erwiderte ich und mein Blick fiel auf einen großen runden Karton, der aussah, wie eine Hutschachtel. Fragend sah ich Josh an.

"Wie geht es dir?", fragte er und ich zuckte mit den Schultern.

"Ganz okay, denke ich", erwiderte ich.

"Also, ich habe etwas, das wohl für dich ist. Ich habe letzte Woche durch die Sachen geschaut, die wir damals alle im Bus hatten. Nach der Tour habe ich erst einmal alles in meinen Keller geräumt, ohne es genauer zu betrachten. Ich wollte mich zunächst nicht damit beschäftigen, wenn du verstehst..."

Ich nickte langsam.

"Jetzt hatte ich aber endlich die Gelegenheit und habe das hier gefunden", fuhr er fort und hob die schwarze Schachtel, die mit einer weißen Kordel zugebunden war, an der ein Zettel mit meinem Namen hing.

"Ich habe keine Ahnung, was das ist, aber da dein Name darauf steht... Bitteschön"

Er reichte mir die Schachtel und ich nahm sie zögernd entgegen.

"Ist das... von Tyler?", fragte ich unsicher.

"Von mir ist es jedenfalls nicht", stellte Josh klar und lächelte unsicher.

Ich musterte meinen Namen auf dem kleinen Zettel. Das war ganz klar Tylers Handschrift.

"Uhm... Möchtest du vielleicht reinkommen? Wir wollen die Fotos von der Tour anschauen. Rachel, Sarah und Josie sind auch da", sagte ich schließlich und freute mich, Zeit mit Josh zu verbringen. Dieser legte seine Hand in den Nacken.

"Ich würde gerne, aber ich habe keine Zeit", sagte er und trat einen Schritt zur Seite. Mein Blick fiel auf sein Auto, das er auf dem Bürgersteig geparkt hatte. Auf dem Beifahrersitz saß eine Frau mit honigblond gelockten Haaren. Sie hatte große Augen und einen Schmollmund, den sie mit einem pinken Lippenstift betont hatte. Ich wusste sofort, wer das war. Ich kannte sie von alten Fotos. Es war Joshs Ex.

"Oh", murmelte ich.

Josh sah zu ihr herüber und plötzlich wurde mir einiges klar. Er sah sie mit einem Blick an, den er mir nie geschenkt hatte: Er sah sie verliebt an und so, als wäre sie die einzige Frau auf dieser Welt.

"Seid ihr wieder...", begann ich, wusste aber nicht, wie ich den Satz fortsetzen sollte und verstummte.

"Nein. Noch nicht. Debby war für mich da, sie hat mir geholfen, den Tod von Tyler zu verkraften. Dennoch möchte ich es langsam angehen. Irgendwann werde ich ihr sagen, was ich für sie empfinde", sagte er, ohne den Blick von ihr zu lösen.

Ich hätte für dich da sein können, Josh. Zusammen hätten wir es schaffen können. Du hast dich nicht gemeldet. Du hast mir keine Chance gegeben. Und während dein Leben weiter geht, du dich wieder verliebst, über Tyler hinwegkommst und glücklich wirst, denke ich jeden Tag nur an dich und hoffe, dass du mich doch liebst. All die Hoffnung... Das war alles umsonst.

Meine Gedanken überschlugen sich. Ich wollte Josh die Wahrheit sagen, doch stattdessen schwieg ich.

Debby bemerkte, dass wir sie anstarrten und winkte uns lächelnd zu. Josh erwiderte ihr Lächeln, aber ich blieb regungslos stehen.

"Ich muss dann auch mal wieder. Grüß die anderen von mir und habt viel Spaß!", sagte Josh und ich lächelte mühsam.

"Bis bald"

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