we have all learned to kill our dreams

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Wir saßen an unserem Tisch und spielten Karten. Das Bier, dass ich gekauft hatte, war schon leer und wir waren zu einer ziemlich miesen Cola-Whiskey-Mischung übergegangen.

"Jetzt probier doch wenigstens mal", drängte Josie Josh, doch der schüttelte vehement den Kopf.

"Ich hab doch schon gesagt, dass ich nicht trinke, wenn wir morgen ein Konzert haben", antwortete er und Josie verdrehte die Augen.

"Langweiler", murmelte sie und nahm einen großen Schluck.

Ich beobachtete die Situation grinsend. Rachel unterhielt sich mit Jenna und inzwischen konzentrierte sich niemand mehr auf das Kartenspiel. Tyler saß an seinem Handy und ich schüttete mir noch ein Glas ein. Sarah war in den hinteren Teil des Busses verschwunden, um mit ihrem Freund zu telefonieren. Sie rief ihn so oft an, wie es ging. Sie führten wirklich eine Bilderbuch-Beziehung und ich freute mich sehr für sie.

"Jetzt erklärt mir doch endlich mal die Bedeutung eures Bandnamens", hörte ich Jenna zu Rachel sagen und ich wurde aufmerksam. Auch Tyler blickte von seinem Handy auf und sah Rachel erwartungsvoll an.

"Das würde mich jetzt auch mal interessieren", rief Josh und Rachel lachte.

"Na gut, ich erzähl's euch", gab Rachel nach und nahm einen Schluck von ihrem Glas.

Ich versuchte, sie mit meinem Blick zu fixieren, doch ich spürte den Alkohol mehr als deutlich und der gesamte Bus drehte sich. Ich stellte erneut fest, dass die Kombination aus Schmerztabletten und Alkohol nicht die beste war, weshalb ich mir vornahm, nach dem letzten Schluck, der sich noch in meinem Glas befand, auf Wasser umzusteigen. Sarah kam wieder zu uns und steckte ihr Handy in ihre Hosentasche.

"Wir kamen auf den Namen, nachdem Sarah uns von ihrem ersten Mal erzählt hat", sagte Josie und wir mussten lachen.

"Wie bitte?", fragte Sarah irritiert nach, da sie nicht wusste, worum es überhaupt ging. Sie wurde knallrot.

"Das war nur Spaß", beruhigte Rachel Tyler, der mit offenem Mund zwischen uns hin und her sah. Ich musste laut lachen. Hatte er das tatsächlich geglaubt?

"Okay, jetzt ernsthaft", begann Rachel erneut, "Wir werden total oft gefragt, ob wir Feministinnen sind und mit unserem Namen für Frauenrechte gerade stehen wollen. So von wegen 'Frauen haben ihre Periode, findet euch damit ab'. Das ist ein ganz netter Gedanke, aber ich glaube, dass wir den in der Gruppe nicht alle unterstützen". Sie warf einen Blick zu Sarah.

"Der Name hat keinen tieferen Sinn. Es war eine blöde Idee, während wir high waren und der Name bleibt im Gedächtnis. Das ist alles", fuhr Rachel fort.

"Ich hatte jetzt mehr erwartet", sagte Jenna und ich trank mein Glas aus.

"Mir gefiel die Story mit Sarah besser", lachte Josh und ich musste grinsen.

Sarah wurde wieder rot und sah Josie vorwurfsvoll an, doch diese hatte nur Augen für Josh.

"Es kann ja nicht jeder so einen tiefen Sinn hinter dem Bandnamen haben, wie ihr es habt", zwinkerte Rachel und Tyler lächelte.

Ich bat Josie, Jenna und Tyler aufzustehen, damit ich mich von der Bank quetschen konnte, um mir aus dem Kühlschrank eine Flasche Wasser zu holen.

"Möchte noch jemand etwas zu trinken?", fragte ich, während ich vor dem Kühlschrank stand, der ziemlich leer war. Ich sehnte mich nach einer ordentlichen warmen Mahlzeit und war froh, dass wir bald im Essensparadies von New York sein werden. Vermutlich würde ich den ganzen Tag nur essen.

Ich brachte Sarah die Flasche Orangensaft mit und blieb im Gang stehen, da ich mich nicht wieder in die Ecke der Sitzbank zwängen wollte. Tyler erklärte Josie gerade den Sinn ihres Bandnamens, da sie diesen scheinbar nicht kannte und Jenna unterhielt sich mit Sarah und Rachel. Josh sah mich an.

"Kelly, hast du vielleicht ein Ladekabel für mein iPhone?", fragte er und ich nickte.

"Klar" sagte ich und er stand auf. Ich ging den schmalen Flur entlang und sah aus dem Augenwinkel, dass Josh mir folgte.

Wir gingen in das Schlafabteil und Josh grinste.

"Was denn?", fragte ich, nachdem ich sein Grinsen bemerkt hatte.

"Süß", sagte er und sah sich um. Ich merkte seinen Blick und mir wurde klar, dass er unseren Schlafbereich musterte.

"Es kann ja nicht jeder so einen Luxus wie ihr haben", erwiderte ich und zwinkerte.

Josh stand neben meinem Bett und ich kniete mich hin, um meine Tasche unter dem Bett herzuziehen. Das Ladekabel lag direkt oben drauf, sodass ich nicht lange suchen musste. Ich richtete mich etwas auf und stockte. Ich starrte direkt auf seinen Schritt. Seine Skinny Jeans deutete nur an, was sich dort verbarg. Josh sah zu mir herunter.

"K-Kelly?"

Wäre ich nüchtern, würde ich das niemals tun. Meine Güte, niemals. Aber der Alkohol ließ mich auf meine Unterlippe beißen, während ich zu ihm hochsah. Josh atmete hörbar aus. Er wusste genau, woran ich dachte. Und ich hatte den Eindruck, dass er auch daran dachte. Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein. Ich fühlte ein Kribbeln im Bauch, das definitiv nicht vom Alkohol kam. Ich stand langsam auf, ohne Josh aus den Augen zu lassen. Ich kam ihm einen Schritt näher und starrte auf seine Lippen. Er hatte den Mund leicht geöffnet und sein Blick ruhte auf mir. Wir berührten uns nicht. Ich war sicher, dass ich mich nicht mehr zurückhalten könnte, würde ich jetzt eine Berührung von ihm spüren.

Der Vorhang öffnete sich und Josie kam herein.

"Mensch hier seid ihr, was macht ihr denn?", fragte Josie und sah uns an. Ich machte automatisch einen Satz zurück und die Spannung war wie verflogen.

"Josh braucht nur mein Ladekabel", sagte ich und hob das Ladekabel, das ich noch immer fest umklammerte, demonstrativ hoch. Anschließend reichte ich es ihm und er bedankte sich leise.

"Jetzt kommt schon, wir machen auf dem nächsten Rastplatz halt", teilte sie mit und ging wieder nach vorne. Ich sah Josh kurz an. Er erwiderte meinen Blick, aber ich drehte mich um und folgte Josie.

Verdammt, was ist nur in mich gefahren?

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