try to love me and I'll try to save you

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Nach dem Konzert saßen wir zusammen im Bus und ich sah aus dem Fenster. Ich beobachtete wie Josh in den Bus einstieg und ihm kurz darauf Jenna und Tyler folgten. Jenna legte Tyler ihre Hand auf den Rücken, während er einstieg. Ich wollte eigentlich noch heute mit ihnen sprechen, aber da ich keine Lust auf einen Streit mit Rachel hatte, da ich ja angeblich zu viel Zeit mit ihnen verbrachte, entschied ich mich dagegen.

Jetzt saß ich also mit meiner Band am Tisch, während Tom den Motor startete und langsam los fuhr. Ich drehte die Flasche Wasser, die vor mir stand, mit meiner Hand hin und her. Rachel saß an ihrem Handy und suchte ein Foto aus, das sie auf unserem gemeinsamen Instagram Account posten wollte. Sie zeigte uns eine Auswahl und wir stimmten über das beste Bild ab. Ich nahm mein Handy und öffnete ebenfalls meinen Instagram Account. Unser Band Account hatte inzwischen über 70 Tausend Follower und es machte mich glücklich zu wissen, dass so viele Menschen sich tatsächlich unsere Musik anhörten und gut fanden. Dass wir als Vorband von twenty one pilots auftraten, war vermutlich das Beste, das uns je passiert war.

                         00:12  Ist bei Josh alles okay? - Kelly

Ich musste endlich nach Joshs Nummer fragen, damit ich nicht immer Tyler schreiben musste, um mich nach Josh zu erkundigen.

                         00:13  Und bei dir auch? - Kelly

Schrieb ich noch schnell hinterher. Ich wollte nicht, dass Tyler den Eindruck bekam, dass es mir egal war, wie es ihm ging.

Rachel erzählte, dass sie ein paar neue Ideen für Lieder aufgeschrieben hatte und sie diese gerne mit uns durchsprechen würde, sobald wir ein wenig Freizeit hatten. Ich hörte ihr nicht einmal richtig zu, obwohl ich mir vorgenommen hatte, meiner Band wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ich starrte auf mein Handy, bis endlich eine Nachricht von Tyler aufleuchtete.

                           00:32  Alles in Ordnung. - Tyler

Das war alles, das er schrieb. Ich wartete noch einige Minuten in der Hoffnung, dass er vielleicht noch etwas schreiben würde, doch es kam keine weitere Antwort. Ich wollte glauben, dass alles in Ordnung war. Aber ich konnte nicht. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Ich wollte ihn nicht ausfragen oder ihn mit meiner scheinbar übertriebenen Sorge nerven.

                            00:41  Du kannst immer mit mir reden, wenn du möchtest, okay? - Kelly

                            00:42  Danke. - Tyler

Ich seufzte, stand schließlich auf und wünschte meiner Band eine angenehme Nacht. Während ich im Bett lag, dachte ich darüber nach, was plötzlich passiert war. In Houston war alles so perfekt. Wir feierten unseren Charteinstieg, waren ausgelassen, uns ging es allen gut. Das dachte ich zumindest.

___

Am nächsten Morgen erwischte ich Josh, bevor er Joggen ging. Ich hielt ihn am Arm fest und sah ihn mit einem ernsten Blick an.

"Kann mir irgendjemand mal erklären, was hier los ist?", fragte ich ihn.

"Was meinst du?"

"Dein Verhalten. Tylers Verhalten. Jennas Verhalten? Ihr seid so komisch drauf und ich habe keine Ahnung, wieso"

"Was stimmt denn nicht mit meinem Verhalten?", hakte Josh nach und wirkte eher amüsiert darüber.

"Ich dachte, du hättest nicht mehr so große Angst vor den Auftritten. Aber letztens hast du dich trotzdem wieder übergeben...", meine Stimme wurde am Ende des Satzes leiser und Josh atmete hörbar aus.

"Kelly, ich kann meine Angst nicht einfach ausstellen. Es gibt immer Tage, an denen es mir besser geht. Dafür gibt es aber auch Tage, an denen es wieder deutlich schlimmer ist. Und in letzter Zeit ist es nun mal wieder schlimmer", erklärte er mir.

"Aber warum?"

Josh zuckte mit den Schultern.

"Tyler geht er derzeit nicht gut, das nimmt mich auch ziemlich mit", platzte er heraus und presste direkt danach die Lippen aufeinander, als habe er gerade ein Geheimnis offenbart.

Ich wusste, dass Tyler mich anlog, wenn er sagte, dass es ihm gut ginge.

"Wieso nicht?"

Ich durchbohrte ihn mit Fragen und hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Ich hatte ein Recht darauf zu erfahren, was eigentlich los war. Josh und Tyler waren inzwischen Freunde von mir und ich machte mir Sorgen.

"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht", antwortete Josh und ich musterte ihn, versuchte ein Anzeichen dafür zu finden, ob er mir die Wahrheit sagte. Er war Tylers bester Freund und wusste nicht, wieso es Tyler schlecht ging?

"Hast du schon mit ihm gesprochen?"

"Klar, ich habe mehrmals versucht, mit ihm darüber zu reden. Aber ich bekomme nichts aus ihm heraus."

"Und Jenna?" Ich dachte an das Gespräch im Bus zurück. Eigentlich wusste ich die Antwort daher schon.

"Sie weiß genau so wenig und ist deshalb ziemlich fertig. In all den Jahren ihrer Beziehung haben sie immer über alles gesprochen. Und jetzt fangen wir wieder von vorne an"

"Was meinst du damit? Womit fangen wir wieder von vorne an?"

Josh schwieg einen Moment.

"... damit, dass er uns nicht mehr erzählt, was ihn beschäftigt. Was in seinem Kopf vorgeht."

Tyler stieg aus dem Bus aus und wir unterbrachen unser Gespräch sofort, damit Tyler nicht mitbekam, dass wir über ihn sprachen.

"Guten Morgen", sagte er und lächelte uns beide an. Konnte ich diesem Lächeln noch trauen? Ich wusste nicht, ob es ehrlich war. Aber nach alldem, was Josh mir offenbarte, schien es nur wie eine Maske zu sein, um den Schein zu wahren, dass es ihm gut ging. Vielleicht konnte er das vor Rachel. Vor Josie und vor Sarah. Aber nicht vor mir.

Bevor Rachel für ihre Zigarette am Morgen aus dem Bus stieg, verabschiedete ich mich von den beiden. Josh joggte los und Tyler sah mir hinterher. Es wäre die Möglichkeit gewesen, mit Tyler zu reden, aber ich wollte keinen weiteren Streit mit Rachel riskieren, weil ich mich mit Tyler unterhielt. Als ob es etwas verbotenes wäre...

Ich stieg also wieder in unseren Bus und schaute durch das Fenster kurz auf Tyler, der mich direkt ansah, dabei wusste ich, dass er mich durch die getönten Scheiben eigentlich gar nicht sehen kann.

Sein Blick war leer.

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