hello

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Mein Herz raste. Mein Mund war trocken. Meine Finger zitterten. Eigentlich war ich vor Auftritten nicht nervös, doch heute war es etwas anderes.

Wir standen neben der Bühne und warteten auf das Zeichen, dass wir diese betreten konnten. Ich erhaschte einen Blick auf die Fans und es waren so viele. 

Natürlich hatte ich mit vielen Fans gerechnet. Aber nicht mit so vielen. Ich atmete tief durch.

Ich drehte mich um, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Genau in diesem Moment hörte ich den Auslöser meiner Kamera und ich sah Josh grinsen. Ich hatte ihn zuvor gebeten, ein paar Fotos von unserem Auftritt zu machen. Dass er ein Foto von mir macht, während ich völlig nervös hinter der Bühne wartete - das war so nicht mit ihm abgesprochen.

"Josh!", rief ich empört und schlug ihm leicht gegen die Schulter, doch das brachte ihn noch mehr zum Lachen. Bevor ich etwas sagen konnte, bemerkte ich, wie das Licht auf der Bühne ausgeschaltet wurde und die Fans kreischten noch lauter, sodass ich mein eigenes Wort sowieso nicht verstanden hätte. Plötzlich ging alles ganz schnell.

Conny gab uns mit einer schnellen Armbewegung zu verstehen, dass wir auf die Bühne sollten und Rachel betrat als erste die Bühne, danach folgte Sarah, während ich mich an Josies Fersen hing und somit als letzte die Bühne betrat. Adrenalin raste durch meine Adern und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich war froh, dass ich mich wenigstens etwas hinter meinen Drums verstecken konnte. Vorne auf der Bühne und im Mittelpunkt von tausenden Menschen wäre ich vermutlich am liebsten im Boden versunken. Rachel sah mich an, damit schlug ich meine Drumsticks taktangebend zusammen und wir begannen zu spielen.

Sobald der erste Ton gespielt war, vergaß ich alles um mich herum. Meine Aufregung. Die tausenden Fans. Und auch Josh.

Er hatte während der ersten beiden Songs noch Fotos gemacht, irgendwann hatte ich ihn aber nicht mehr gesehen. Vermutlich musste er sich selber auf seinen Auftritt vorbereiten. 

Alles ging viel zu schnell vorbei. Ich war gerade so richtig in die Musik eingestiegen, als wir auch schon unser letztes Lied anspielten. Ich blickte kurz in die Zuschauermenge und erfasste ein paar Gesichter. Ich sah, dass ihnen die Musik gefiel. Ich sah aber auch, dass sie es nicht abwarten konnten, dass wir die Bühne verließen und twenty one pilots auftrat. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, schließlich hatten sie für sie gezahlt und wollten ihre Lieblingsband sehen. Ich versuchte, meine Stimmung davon nicht betrüben zu lassen. Jede Band fängt einmal klein an. Und vielleicht, nur vielleicht, würden wir irgendwann einmal als Hauptact spielen.

"Wir sind Bloody Vagina, vielen Dank, bis zum nächsten Mal!", rief Rachel und die Menge tobte. Wir verschwanden von der Bühne und fielen uns alle erleichtert in die Arme. Wir hatten den ersten Auftritt auf dieser großartigen Tour geschafft und ich grinste so sehr, dass es fast weh tat.

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Wir saßen in unserem Aufenthaltsraum und lauschten der Musik von Tyler und Josh, die bis in den Raum drang. Sie waren wirklich gut. Tylers Texte waren so... echt. Ich bekam immer wieder eine Gänsehaut und mir lief ein Schauer über den Rücken.

Was hatte diesen wundervollen Mann so sehr verletzt, dass er solch tiefgründigen Texte schrieb?

 Ich spürte bei jedem Lied, wie viel Emotionen Tyler in jede einzelne Zeile steckte. Ich seufzte und musste an Joshs Panikattacke denken. Ob er wohl auch einige Zeilen der Lieder geschrieben hatte?

Rachel ging zu dem kleinen Tisch in unserem Raum, auf dem Wasser, Sekt und einige Snacks standen. Sie holte eine weitere Flasche Sekt, nachdem wir zwei Flaschen bereits getrunken hatten. Wir hatten auf unseren ersten gelungenen Auftritt angestoßen und auch Conny war sehr zufrieden mit uns. Diesen Tag würde ich niemals vergessen und ich glaube, ich lüge nicht, wenn ich sage, dass es der schönste Tag meines Lebens war.

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"We're twenty one pilots and so are you"

Mit diesen Worten verließen Josh und Tyler die Bühne. Ich war für zwei oder drei Lieder neben die Bühne gegangen, um ihrem Auftritt zuzusehen und ihre Musik brachte so viel mit sich. Ich sah die Fans lachen, weinen, tanzen. Und das machte mich glücklich. Dass Musik so viele Menschen verbindet. Tausende Menschen sind nur wegen eines hier: wegen der Musik. Und genau aus diesem Grund liebe ich es, in einer Band zu spielen. Musik versteht jeder, auf der ganzen Welt.

Tyler und Josh hatten eine unglaubliche Bühnenshow und ich merkte, dass wir uns als Band noch mehr einfallen lassen sollten. Ich würde das gleich morgen vorschlagen. Alle Mädels kreischten, nachdem Tyler sein Shirt ausgezogen hatte und oberkörperfrei über die Bühne lief. Ich musste dabei einfach nur grinsen.

Josie stellte die vierte leere Sektflasche auf den Tisch und zog ihre Füße auf das Sofa. Ich nahm eine Flasche Wasser und trank einen Schluck. Conny kam herein und grinste breit, während er uns ansah. Dann klatschte er in die Hände und sagte: "Mädels, Abmarsch, ab in den Bus, die Fahrt geht los!"

Ich sah ihn an und hatte tatsächlich für einen kleinen Moment vergessen, dass unsere Tour losging und wir nach fast jedem Auftritt in die nächste Stadt fahren werden.

Wir packten unsere Sachen ein und gingen gemeinsam zu unserem kleinen Bus. Ich sah hinüber zu Josh und Tylers Bus, aber sie schienen noch nicht eingestiegen zu sein. Auch Jenna war noch nicht zu sehen. Ich stieg in den Bus und begrüßte Tom, unseren Busfahrer. Tom war ein Mittvierziger und trug eine Glatze. Er war wirklich locker drauf und er war mir direkt sympathisch.

Ich ließ mich in meine Koje fallen, nachdem ich mehr schlecht als recht meine Zähne geputzt hatte und ich war schon eingeschlafen, bevor wir überhaupt losgefahren waren.

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