my pride is no longer inside

58 4 1
                                    

Als ich am nächsten Tag aufwachte, lief noch immer die Musik in meinen Ohren. Ich schaltete sie aus und sah auf die Uhr. Langsam stand ich auf, um niemanden zu wecken, doch ich bemerkte schnell, dass alle anderen schon aufgestanden waren. Ich nahm also frische Sachen aus meinem Koffer und ging in den vorderen Teil des Busses.

Abrupt blieb ich stehen. Sarah, Rachel und Josie saßen am Tisch, doch sie waren nicht allein. Josh, Tyler und Jenna saßen ebenfalls mit am Tisch und sie aßen zusammen Müsli. Von dieser Verabredung hatte ich nichts mitbekommen und ich hatte nicht einmal eine Ahnung, dass so viele Personen an den kleinen Tisch in unserem Bus passen würden. Warum wir nicht in den größeren Bus gingen, war mir ein Rätsel. Bevor sie mich bemerkten, verschwand ich schnell im Bad und schloss die Tür hinter mir ab.

Man sah mir meine Müdigkeit mehr als an. Ich hatte dunkle Ränder unter de Augen und meine Haare standen zu allen Seiten. Da half nur noch eins: Eine heiße Dusche.

Kurzerhand griff ich nach einem Handtuch, stellte die Dusche an und zog mich aus. Ich stieg in die Dusche und das heiße Wasser prasselte auf meine Haut. Ich schloss die Augen und spürte, wie die Müdigkeit langsam verschwand.

Nach ein paar Minuten stellte ich das Wasser aus, wickelte mich in das Handtuch und wischte mit meiner Handfläche über den Spiegel, der völlig von Kondenswasser beschlagen war. Die Dusche half zwar, damit ich mich nicht mehr so müde fühlte, aber ich sah dennoch sehr müde aus, weshalb ich mich heute etwas mehr schminkte als sonst.

Ich ging mit noch nassen Haaren aus dem Bad und ging auf den Rest der Gruppe zu, die zu mir sahen. Mein Blick fiel auf Tyler, der mich mit seinem Blick zu durchbohren schien. Ich wandte den Blick ab und sah zu Jenna, die mich freudig anlächelte.

"Guten Morgen", sagte sie, "hast du gut geschlafen?"

"Ja", log ich und spürte weiterhin Tylers intensiven Blick auf mir. Ich nahm mir eine Schüssel aus dem Schrank und griff nach einer von den vielen Müslipackungen, die auf dem Tisch standen.

"Wieso essen wir denn heute gemeinsam?", fragte ich, nachdem Josh mir die Milch gereicht hatte.

"Oh, das war meine Idee", sagte Tyler und drückte Jennas Hand. Ich musterte ihn.

"Ehrlich gesagt war sein Lieblingsmüsli alle und Josie hatte uns gesagt, dass ihr noch welches habt", offenbarte Josh und Tyler gab ihm einen Klaps gegen die Brust. Die anderen lachten und auch ich grinste kopfschüttelnd.

Nachdem wir aufgegessen und abgespült hatten, gingen Tyler, Josh und Jenna wieder hinüber in ihren Bus, woraufhin Sarah im Bad verschwand. Josie saß am Tisch und hörte Musik, während sie die neuesten News las. Rachel stand mit Tom vor dem Bus und sie rauchten zusammen eine Zigarette. Ich stand etwas ratlos im Bus, doch als ich Tyler allein aus dem Bus steigen sah, klopfte ich an die Scheibe, bis er mich bemerkte. Ich versuchte ihm deutlich zu machen, dass er in den Bus kommen solle, doch das dauerte etwas länger als erwartet, da ich vergessen hatte, dass Tyler von außen durch die verdunkelten Scheiben vermutlich nur die Umrisse von mir erkennen konnte.

"Ach du bist das", stellte Tyler fest, als er in den Bus stieg. Josie sah kurz auf, widmete sich sofort danach aber wieder ihrem Handy.

"Hey, sorry, ich hab vergessen, dass du mich nicht durch das Fenster erkennst", antwortete ich und Tyler lachte. Es war etwas, dass ich selten bei ihm sah.

"Was gibt es denn?", fragte er schließlich.

"Ich möchte mit dir über das Lied sprechen", antwortete ich und er warf einen kurzen Blick zu Josie. Fast wirkte es so als habe er insgeheim gehofft, ich würde ihn niemals darauf ansprechen. Er schluckte und öffnete den Mund, sagte aber nichts.

"Es ist für Josh?", bemerkte ich. Es sollte wie eine Frage klingen, doch es klang wie eine Tatsache, nachdem ich es ausgesprochen hatte.

Tyler blickte zu Boden und nickte fast unmerklich.

"Du hast Angst um ihn?", wieder klang es wie eine Tatsache und nicht nach einer Frage.

Erneut nickte Tyler. Ich schwieg einen Moment.

"Kennt er das Lied?", fragte ich.

Tyler schüttelte den Kopf.

"Du bist die erste, der ich es gezeigt habe", flüsterte er und ich war über diese Tatsache erstaunt.

"Du solltest es ihm zeigen"

Tyler sah mich langsam an.

"Es sagt so viel aus. Wie wichtig er dir ist. Und dass du ihn brauchst"

Tyler presste die Lippen aufeinander.

"Ich überlege es mir", sagte er und verschwand damit aus dem Bus. Ich sah ihm hinterher und konnte mir nicht einmal vorstellen, wie viele Gedanken gerade durch seinen Kopf gingen.

_____

"Irgendetwas stimmt nicht", bemerkte Jenna leise, sodass nur ich es hören konnte. Wir hatten unseren Auftritt in Chicago schon hinter uns und ich sah mir wieder gemeinsam mit Jenna den Auftritt von Josh und Tyler an.

"Was meinst du?", fragte ich sie und Jenna sah mich überrascht an, als hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich die Frage gehört hatte.

"Ich weiß es nicht genau. Aber irgendetwas ist mit Tyler los"

Ich beobachtete Tyler, der bei seinem heutigen Auftritt tatsächlich abgelenkt wirkte. Und als Tyler am Ende des Konzerts plötzlich ein anderes Lied anstimmte, als das übliche, wurde mir auch klar, wieso. Ich erkannte die Melodie sofort. Ich warf einen kurzen Blick zu Jenna herüber, die mit fragendem Blick Tyler am Klavier beobachtete. Auch Josh schaute irritiert, versuchte aber, sich dies nicht anmerken zu lassen. Er saß wie versteinert da und blickte zu Tyler hinüber, der mit geschlossenen Augen sang.

I feel for you but when did you believe you were alone
You say that spiders crawled inside and made themselves a home
Where light once was
Petrified of who you are and who you have become
You will hide from everyone, denying you need someone
To exterminate your bones
Friend, please remove your hands from
Over your eyes for me
I know you want to leave but
Friend, please don't take your life away from me
Living like a ghost you walk by everyone you know
You say that you're fine but you have lost your sway and glow
So I stopped by to let you know

Friend, please remove your hands from
Over your eyes for me
I know you want to leave but
Friend, please don't take your life away from me
Would you let me know your plans tonight
'Cause I just won't let go 'til we both see the light
And I have nothing else left to say
But I will listen to you all day, yes I will
Friend, please remove your hands from
Over your eyes for me
I know you want to leave but
Friend, please don't take your life away from me

Die Fans jubelten, obwohl sie das Lied nicht kannten. Tyler stand auf und Josh ging wie in Trance zu ihm.

"We're twenty one pilots and so are you"

Josh sagte gar nichts mehr. Er stand neben Tyler wie eine Puppe.

Als beide von der Bühne kamen, warf Jenna sich in Tylers Arme.

"Das war wunderschön, wieso hast du mir das Lied noch nie vorgespielt?", fragte sie und Tyler küsste sie, doch mir entging nicht der Blick, den er mir nur einen Bruchteil einer Sekunde zuvor zuwarf. Mein Mund war trocken und ich sah zu Josh herüber, der auf einen Punkt am Boden starrte. Ich ging auf ihn zu und nahm ihn ohne ein Wort in den Arm. Sein Körper erstarrte. Mich störte nicht, dass er oberkörperfrei war. Mich störte auch nicht, dass er komplett nass vom Schweiß war. Josh zögerte einen Moment, doch dann legte er die Arme um mich und umklammerte mich fest.

Umarmungen helfen mehr als tausend Worte. 

Friend, please. // twenty one pilots Fanfiction // germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt