now it's your turn to be alone

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Ich ging entschlossen zurück zu Joshs Garderobe. Ich zitterte am ganzen Körper und mir gingen so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich Kopfschmerzen bekam. Jetzt machte alles Sinn. Jennas Verhalten. Joshs Verhalten. Tylers Verhalten. Seine traurigen Blicke. Sein aufgesetztes Lächeln. Plötzlich verstand ich auch, weshalb er sein Shirt bei den Konzerten nicht mehr ausgezogen hatte. Verdammt, er verletzte sich wieder selbst und ich wusste nicht, was ich tun sollte.

Ohne anzuklopfen riss ich die Tür zu Joshs Umkleide auf. Er sah mich überrascht an und hielt in seiner Hand eine Flasche Wasser, von der er gerade einen Schluck genommen hatte. Ich knallte die Tür hinter mir zu und ging auf ihn zu.

"Verdammt, wusstest du es?", schrie ich ihn an und ich war auf einmal so sauer, dass ich nach seiner Flasche griff und sie auf den Tisch warf, obwohl sie nicht verschlossen war. Sie landete auf der Seite und das Wasser sickerte nach und nach heraus. Josh sah erst mich, danach die Flasche Wasser mit offenem Mund an.

"W-was?", fragte er irritiert.

Ich drehte mich um und fuhr mit meiner Hand durch meine Haare, um mich zu beruhigen. Ich hörte, wie Josh die Flasche aufstellte und ein Handtuch auf den nassen Tisch legte.

Ich schloss die Augen. Ich hatte Hoffnung, dass mir die Situation dadurch nicht ganz so viel Angst machte. Aber diesmal half es nicht.

"Was ist in dich gefahren?", fragte Josh schließlich und ich spürte, dass er hinter mir stand. Ich wünschte, dass ich ausdrücken könnte, was ich in diesem Moment fühlte. Traurigkeit. Wut. Und Angst, vor allem Angst.

"Wusstest du, dass Tyler sich wieder verletzt?", fragte ich mit leiser Stimme und deutlich ruhiger, als beim ersten Mal.

Josh presste die Lippen zusammen und wandte den Blick für einen Moment ab. Er wusste es also...

"Wieso?", fragte ich, da Josh nicht antwortete. Er sah noch immer auf den Boden.

"Ich weiß nicht, wieso er es wieder tut. Er sagt es mir nicht"

"Nein, ich meine, wieso hast du es mir nicht gesagt?"

Josh sah mir verwirrt in die Augen.

"Dass er sich wieder verletzt?", fragte er nach und ich nickte.

"Ich denke, das ist etwas, dass er dir persönlich sagen muss. Und das hat er ja scheinbar jetzt..."

Ich sah irgendetwas in Joshs Blick, das ich nicht deuten konnte.

"Er hat es mir nicht gesagt. Ich habe es gesehen", korrigierte ich Josh. Bevor er etwas erwidern konnte, sagte ich: "Ich bin in seine Garderobe geplatzt, während er sich umgezogen hat"

"Ja, das kannst du gut", murmelte Josh.

"Was ist mit Jenna?", fragte ich schließlich.

"Sie hat es zuerst gesehen. Und als sie das Gespräch mit ihm gesucht hat, ist nichts wirklich dabei herausgekommen. Sie weiß genauso viel wie ich... wie wir"

Wir standen voreinander und schwiegen, da wir unseren eigenen Gedanken hinterher hingen.

"Was tun wir jetzt?", fragte ich nach einer gefühlten Ewigkeit und Josh zuckte mit den Schultern.

"Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Jenna war diejenige, die ihn damals aus dem Loch geholfen hat. Sie hat seinem Leben wieder einen Sinn gegeben. Aber jetzt redet er nicht mehr mit ihr. Er redet mit niemandem. Ich habe Jenna noch nie so ratlos gesehen und auch ich habe Angst, dass das alles nur noch schlimmer wird"

Ich wusste nicht, was Josh mit "das alles" meinte, aber ich hatte eine ungefähre Vorstellung und das drehte mir fast den Magen um.

"Soll ich versuchen, mit ihm zu reden?", fragte ich schließlich, mehr aus Verzweiflung, da ich keine Idee hatte, was wir tun sollten. Josh hob die Augenbrauen und war genauso skeptisch, wie ich es eigentlich auch war, dass das klappen würde.

"Ich weiß nicht, ob das Sinn hat. Vielleicht macht es das auch alles nur noch schlimmer. Jenna versucht, ihm ein wenig Freiraum zu geben. Ich halte das für keine gute Idee"

Ein Klopfen an der Tür unterbrach unser Gespräch und wir starrten beide Mark an, der durch die Tür kam. Er blieb stehen, als er sah, dass Josh nicht allein war.

"Oh... Hi, sorry, ich wollte nicht stören", sagte er und musterte mich. Ich lächelte gezwungen.

"Kein Problem, ich wollte eh gerade gehen", sagte ich und drehte mich wieder zu Josh, "wir sehen uns später"

_____

Rachel hatte mich an diesem Abend ganz besonders im Auge und ich gab mein bestes, damit ich gut spielte. Doch Tyler ging mir nicht aus dem Kopf. Ich wollte ihm helfen, aber mir war bewusst, dass ich keine Chance hatte. Wenn er weder mit Jenna noch mit Josh redete, wieso sollte er es mit mir tun?

An diesem Abend half die Musik mir nicht, um mich abzulenken. Als ich von der Bühne kam, wich Tyler meinen Blicken aus und dennoch sah ich, dass er sich unwohl fühlte. Ich überlegte lange, ob ich mir das Konzert anschauen sollte. Jenna stand wie gewohnt neben der Bühne, aber ich entschied mich dagegen und ging mit dem Rest meiner Band in unseren Aufenthaltsraum. Dort ließ ich mich auf das Sofa fallen und nahm mein Handy. Ich setzte schnell meine Kopfhörer auf und drehte die Lautstärke der Musik auf. Ich konnte es nicht ertragen, wie Tyler mit so viel Schmerz in der Stimme sang:

"I'm dying and trying
But believe me I'm fine
But I'm lying
I'm so very far from fine"

Friend, please. // twenty one pilots Fanfiction // germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt