queen of everything

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Josh betrat mit Tyler zusammen den Laden und wir alle folgten ihnen. Wir warteten einen Moment, bis ein älterer Mann mit weißem Hemd sich zu uns umdrehte. Ich sah mich währenddessen noch in dem Laden um und verstand nun, wieso Sarah so begeistert war. Der Laden war voll mit Gitarren, Bässen und Zubehör. Ein kleiner Traum für jeden Gitarristen. Schade, dass es so etwas nicht auch für Drums gab. Der Mann sah Josh und ein breites Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.

"Josh, das ist ja eine Überraschung!", sagte der Mann mit der tiefen Stimme und zog Josh in eine Umarmung. Josh klopfte ihm auf den Rücken.

"Wie geht es deinem Dad?", fragte er und Josh antwortete: "Sehr gut. Ich soll dir viele Grüße ausrichten"

Der Mann sah zu Tyler herüber.

"Tyler. Wie geht's? Bist du zufrieden mit deinem Schätzchen?", fragte er.

Ich dachte, mit 'Schätzchen' sei Jenna gemeint, aber es ging wohl um den besagten Bass, den er hier gekauft hat.

"Und das sind eure Fangirls oder was?", lachte der Mann und musterte uns. Josh lachte ebenfalls.

"Nein, nein. Das ist unsere Vorband Bloody Vagina. Zumindest ein Teil davon"

"Und meine Freundin", ergänzte Tyler und Jenna lächelte.

"Ihr seid wieder auf Tour?", hakte er nach.

"Ja, seit ein paar Tagen. Heute Abend spielen wir in New York City", sagte Josh.

Der Mann rieb sich mit der flachen Hand über die Stirn.

"Ich werde zu alt für sowas. Ich bin nicht mehr informiert, was in der Stadt los ist", antwortete er. "Aber ich will nicht unhöflich sein: Ich bin Rudy! Herzlich Willkommen in meinem Laden", begrüßte er uns schließlich.

Wir stellten uns kurz vor und mein Blick fiel auf den Mitarbeiter hinter dem Tresen, der etwa in unserem Alter sein müsste. Er starrte schon die ganze Zeit herüber. Das war natürlich auch Josie nicht entgangen und ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie ihm zuzwinkerte.

"Kann ich euch denn weiterhelfen?", fragte Rudy schließlich und Sarah ergriff ihre Chance. Die beiden begannen ein Gespräch, von dem ich wirklich gar nichts verstand und stand deshalb etwas planlos im Laden herum. Ich beschloss, mir den gesamten Laden anzusehen und schaute mir die verschiedenen Gitarren an. Es waren wirklich ausgefallene Instrumente dabei und mir gefiel die blaue mit dem Zebramuster am besten. Sarah schien sich aber mehr für die giftgrüne Fender zu interessieren und spielte eine halbe Ewigkeit, drehte sie, betrachtete sie von allen Seiten.

Schlussendlich entschied sie sich, am nächsten Tag noch einmal vorbeizukommen, da sie keine Lust hatte, die Gitarre den halben Tag durch die Stadt zu tragen. Rudy ließ sie zurücklegen. Im selben Moment sah ich Josie an der Kasse. Sie kaufte einige Plektren und ich war überzeugt, dass sie das nur tat, um mit dem jungen Mann hinter der Kasse ins Gespräch zu kommen. Sie unterhielten sich einen Moment, allerdings hörte ich nicht genauer hin.

Wir verließen das Geschäft mit einer grübelnden Sarah und einer Josie, die nun um eine Handynummer reicher war.

Wir gingen etwas planlos etwas weiter die Straße hinunter.

"Oh mein Gott, Tyler, schau dir die Bluse an!", hörte ich Jenna und sie zupfte an Tylers Ärmel. Wir blieben vor dem Stella McCartney Geschäft stehen und sahen in das Schaufenster. Tyler sah Jenna mit hochgezogenen Augenbrauen an und sie warf ihm einen Blick zu, den sie sicherlich vor dem Spiegel geübt hatte. Nicht einmal ich hätte diesem Blick widerstehen können.

"Komm schon, nachdem wir jetzt für euch geguckt haben... Jetzt sind wir dran!", bettelte Jenna und Tyler gab schließlich mit einem Blick in Joshs Richtung nach. Wir betraten also den Laden und wurden von der Verkäuferin begrüßt. Ich musste zugeben: Die Sachen waren wunderschön und ich hätte am liebsten den halben Laden leer gekauft. Leider lag nichts von den Sachen in meinem Budget. Ein Oberteil kostete hier mehr als meine Miete und ich hätte mir vielleicht höchstens ein paar Socken leisten können. Während Jenna also die Bluse aus dem Schaufenster anprobierte, schlich ich mit Sarah und Josie durch den Laden. Josh saß mit Tyler auf dem Sofa vor der Umkleidekabine und wartete auf Jenna.

Ich blieb vor einem Abendkleid stehen. Ich glaube nicht an Liebe auf den ersten Blick. Zumindest nicht bei Männern. Aber das Kleid. Das. Kleid. Es hatte einen tiefen V-Ausschnitt und um den Ausschnitt waren viele kleine Kristalle angebracht. Es war dunkelblau, bodenlang und hatte lange Ärmel. Ich konnte nicht anders. Ich suchte das Kleid in meiner Größe und verschwand in der Umkleidekabine. Ich zog mich schnell aus und schlüpfte in das Kleid. Ich betrachtete mich im Spiegel und stöhnte hörbar auf.

"Was ist los?", hörte ich Sarah außerhalb der Kabine sagen.

"Ich hätte es nicht anziehen sollen", antwortete ich.

"Wieso nicht?", fragte Sarah und ich zog den Vorhang zurück.

"Jetzt will ich es erst recht haben", sagte ich und zog einen Schmollmund. Tyler und Josh starrten mich an und auch Jenna lugte hinter ihrem Vorhang hervor.

"Oh mein Gott, Kelly, das steht dir mega gut!", rief Jenna. Ich seufzte erneut.

"Da kann ich nicht widersprechen. Das musst du kaufen, Kelly", sagte Josh, während Tyler sich nicht rührte, sondern mich von oben bis unten betrachtete.

Ich zuckte mit den Schultern und griff hinter mich, um nach dem Preisschild zu fassen, dass am Reißverschluss befestigt war. Ich seufzte wieder auf und schüttelte den Kopf.

"2.895 Dollar", ich lachte auf. "Sicherlich nicht."

Alle sahen mich enttäuscht an, aber was sollte ich tun? So viel Geld hatte ich nicht, um mir eben mal ein Kleid für fast 3.000 Dollar zu kaufen. Ich lächelte mit zusammengepressten Lippen.

"Wenn ich irgendwann mal einen großen Musikpreis gewinne... Den Grammy oder so. Dann wieder ich das Kleid kaufen und tragen", sagte ich schließlich und verschwand wieder in der Umkleide.

Jenna kaufte letztendlich die Bluse und eine hellblaue Hose. Sie konnte es sich leisten. Tyler zahlte. Er hatte das Geld dafür. Ich war etwas betrübt und mich nervte es, dass ich es anprobiert hatte. Nein, dass ich es überhaupt gesehen hatte!

"Jetzt schau doch nicht so traurig", sagte Josh, während wir auf dem Weg zurück ins Hotel waren. Er schenkte mir ein Lächeln und ich konnte nicht anders, als dieses zu erwidern.

"Schon viel besser", sagte er. Wir betraten das Hotel und fuhren mit dem Aufzug nach oben.

"Wir sehen uns dann später", sagte ich und winkte den dreien zu, während ich mit meiner Band ausstieg.

"Bis später", antworteten Josh und Jenna fast gleichzeitig und Josh zwinkerte uns zu.

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