east is up

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Die folgenden vier Tage passierte nichts interessantes. Sie waren ähnlich wie die letzten Tage. Wir spielten unsere Konzerte unter anderem in Miami und inzwischen hatten wir tatsächlich so etwas wie eine Routine. Mir ging es nun auch wieder gut, meine Periode war vorbei und ich war froh, dass ich jetzt für einen Monat erst einmal wieder Ruhe hatte. Tyler und Josh hatten sich so rührend um mich gekümmert, dass ich an Jennas Stelle eifersüchtig geworden wäre. Aber Jenna ist nicht der Typ, der eifersüchtig wird.

Für uns stand jetzt erst einmal eine lange Reise bevor. Unser nächstes Konzert war in Phoenix, allerdings erst in einer Woche. Wir hatten fast vierzig Stunden Fahrt vor uns, würden aber eine Nacht einen Zwischenstopp in Houston machen, damit auch Tom und Dylan zur Ruhe kamen. Wir fuhren noch abends aus Miami los und in dieser Nacht schlief ich sogar fast durch, dafür war ich morgens schon sehr früh wach. Da ich eh nicht mehr schlafen konnte, stand ich auf und ging nach vorne zu Tom.

"Morgen", sagte ich und schaltete die Kaffeemaschine ein, "möchtest du auch einen Kaffee?"

"Gerne", antwortete Tom.

Ich versuchte im fahrenden Bus eine Tasse Kaffee einzuschütten, nachdem das heiße Wasser durch das Pulver gelaufen war und kam zu dem Entschluss, die Tasse nur halb zu füllen, damit auch wirklich nichts von der heißen Flüssigkeit verloren ging. Ich brachte Tom die Tasse und er bedankte sich bei mir. Tom schien heute nicht in Redelaune zu sein, weshalb ich mich einfach nur auf die Bank setzte, ein Foto von meinem frischen Kaffee machte und es Tyler schickte.

                         06:37  Guten Morgen. Ich hab Kaffee und du nicht hihi - Kelly

Hatte ich ernsthaft gedacht, dass Tyler noch schlafen würde? Kurz danach vibrierte mein Handy und er hatte mir ebenfalls ein Foto geschickt. Ich musste lachen, da Tyler ein Selfie von sich schickte. Er trug einen Kapuzenpulli und hatte die Kapuze dabei tief in sein Gesicht gezogen. Vor seinem Mund hielt er eine Tasse mit einer braunen Flüssigkeit.

                        06:40  Habe ich doch! - Tyler

Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee.

                        06:42  Busfahren ist super langweilig. Können wir beim nächsten Halt zu euch in den Bus kommen und euren Luxus genießen? - Kelly

                        06:45  Auch das noch - Tyler

Ich grinste. Idiot. 

                        06:45  Klar, könnt ihr machen. Würde mich freuen - Tyler

                        06:46  Wir brauchen auch noch neue Milch und müssen einkaufen - Tyler

Ich war inzwischen überzeugt, dass Müsli und Oreos mit Milch zu den Hauptnahrungsmitteln von Tyler und Josh gehörten.

Eine Stunde später kam Rachel ebenfalls zu mir und setzte sich mir gegenüber.

"Ich habe vorgeschlagen, dass wir an der nächsten Raststätte zu Tyler und Josh in den Bus gehen. Ich finde es hier echt langweilig. Und eng", sagte ich und Rachel musterte mich zunächst.

"Klingt gut. Ich kann deine Visage langsam nicht mehr sehen", antwortete sie und zwinkerte. Ich griff nach einem Kissen und warf es ihr entgegen, sodass beinahe meine Tasse umgefallen wär. Rachel verfehlte ich nur knapp und wir beide lachten.

"Tom!", rief Rachel nach vorne.

"Was denn?"

"Wann halten wir denn mal?"

"Ich hab mit Dylan ausgemacht, dass wir uns...", Tom hielt inne und überlegte. "... In einer halben Stunde", sagte er schließlich und das genügte uns als Antwort.

Wir gingen nach hinten und weckten Sarah und Josie, die zunächst nicht begeistert von unserer Idee waren.

"Boah, bitte, lass mich einfach nur schlafen", nörgelte Josie und Sarah strich sich durch das Gesicht, stand letztlich aber doch auf.

Eine Stunde später hatten wir also ein paar Sachen genommen und verfrachteten sie in den Bus von Tyler und Josh. Jenna beobachtete das ganze nur lächelnd, da sie telefonierte. Irgendwann verschwand sie nach hinten in das Schlafabteil, da wir scheinbar etwas zu laut waren. Aber wir hatten uns so viel zu erzählen. An den Abenden kamen wir schließlich nie dazu und nach den Konzerten war jeder nur froh, wenn er ins Bett kam. Ich erzählte von den Fanfictions - die meisten kannte Josh tatsächlich schon, aber er hatte irgendwann aufgehört, sie zu lesen, da er 'Angst habe, dass sie die Beziehung zwischen Tyler und ihm verändere' - und Sarah berichtete davon, wie Josie den Typen aus dem Gitarrenladen in New York angemacht und schließlich mit ins Hotel genommen hatte. Als das Wort 'New York' fiel, sahen Josh und ich uns heimlich an und grinsten beide schweigend. Dieser Abend hatte dringend Wiederholungsbedarf, allerdings bot sich keine Gelegenheit dazu. Wir waren nie alleine und wenn doch, war das Risiko einfach zu groß.

"Glaubt ihr, es war keine gute Idee, Tom mit Josie allein im Bus zu lassen?", fragte Sarah irgendwann.

"Quatsch, sie wollte doch unbedingt schlafen. Hat sie halt Pech gehabt", erwiderte ich und Rachel zuckte ebenfalls mit den Schultern. Sie war sich keiner Schuld bewusst und deshalb beließen wir es dabei.

Zwei Stunden später kamen wir in Houston an und checkten zunächst in das Hotel ein, das absolut kein Vergleich zu dem in New York war. Dieses hier erinnerte von außen eher an ein Hotel aus einem Horrorfilm. Von innen war es allerdings doch ganz schön. Es war nicht modern eingerichtet, aber zumindest war es sauber. Wir beschlossen, dass wir zunächst unsere Zimmer begutachten wollten und verabredeten uns in eineinhalb Stunden zum Essen bei dem Mexikaner zwei Straßen weiter. Ich ging in mein Zimmer und warf den Koffer neben das Bett. Ich brauchte dringend eine Dusche, also kramte ich meine Duschsachen und ein Handtuch aus dem Koffer und verschwand im Bad.

Das eigentlich viel zu heiße Wasser prasselte auf meine Haut, doch ich genoss die Wärme, die durch meinen Körper strömte.

Ich stieg nach zehn Minuten aus der Dusche, trocknete mich ab und wickelte mir das Handtuch um den Körper. Ich hörte mein Handy vibrieren und ging daraufhin aus dem Badezimmer zu dem Schreibtisch im Schlafzimmer, doch bevor ich auf mein Handy schauen konnte, klopfte es an der Tür. Meine Güte, was ist denn los? War etwas passiert? Da ich nur mein Handtuch trug, öffnete ich meine Tür nur so weit, dass ich gerade hindurch sehen konnte.

"Josh?"

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