I've committed dirty, dirty crimes

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"Boah, wo bist du denn gewesen? Ich musste nackt durch das Zimmer laufen, um mir neue Unterwäsche zu holen, weil du nicht mehr da warst!", sagte Josie, die inzwischen wieder auf dem Bett lag, diesmal nur mit nassen Haaren.

"Sorry, ich wollte etwas zu trinken holen", murmelte ich, noch immer in Gedanken und Sorge.

"Und?", fragte Josie.

"Was?", ich sah sie an.

"Na, wo ist denn etwas zu trinken?"

Ich stand wie ein Idiot mit leeren Händen im Zimmer. Ich hatte das Lügen satt und am liebsten hätte ich Josie die ganze Wahrheit gesagt. Doch ich konnte nicht. Ich wollte nicht.

"Ich habe nichts gefunden", antwortete ich nur und Josie gab sich mit dieser Antwort zufrieden, da ihr Handy vibrierte.

Ich legte mich auf das Bett und starrte zu dem Fernseher, ohne wirklich wahrzunehmen, was dort lief.

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                     22:01  Hast du mit ihm geredet? - Kelly

                     22:05  Ja. Alles okay, denke ich. Mach dir keinen Kopf - Josh

                     22:06  Er wird es niemandem sagen? - Kelly

                     22:07  Er hat es mir versprochen - Josh

Ich war etwas erleichtert. Wenn Tyler es Josh versprochen hatte, dann würde er auch stillschweigen, davon war ich überzeugt. 

Josie kam in das Zimmer und schüttelte den Kopf.

"Was bist du eigentlich für ein Blindfisch? Im Eingangsbereich steht doch ein Getränkeautomat", sagte sie und warf mir eine Dose Cola zu, die auf dem Bett landete und schließlich an mein Bein rollte. Ich griff nach der Dose und öffnete diese.

"Muss ich wohl übersehen haben", antwortete ich nur knapp und nahm einen Schluck.

_____

"Das war unser vorletztes Konzert und an dieser Stelle möchte ich mich nur ganz kurz bedanken. Bei allen, die uns bis hierher unterstützt haben, die unsere Musik hören, unsere CDs kaufen und ich bedanke mich selbst bei denen, die unsere Musik illegal aus dem Internet downloaden!", rief Rachel am Ende unseres Auftritts in das Mikrofon und die Menschenmenge jubelte. "Ganz besonders aber danken wir twenty one pilots, ohne die wir hier nicht stehen würden", fügte sie hinzu, aber das Ende des Satzes verstand selbst ich nicht mehr, da die Fans bei 'twenty one pilots' laut anfingen zu schreien.

"Habt Spaß, macht es gut, wir sehen uns beim nächsten Mal. Vielen Dank! Wir sind Bloody Vagina!", rief Rachel. Und ihr seid es auch, hätte ich am liebsten hinzugefügt, aber das war nicht unser Spruch.

Wir gingen von der Bühne und mein Blick traf sich mit Tylers. Ich wurde rot, weil ich sofort wieder das Bild von ihm im Kopf hatte, wie er gestern im Zimmer stand und... Ich schüttelte den Kopf.

Das Schreien den Menschenmenge wurde lauter, als zunächst Josh die Bühne betrat und ich sah zu Tyler herüber, der auf mich zu kam, aber an mir vorbei ging und mir nur einen kurzen Blick zuwarf.

Ich blieb neben der Bühne stehen und genoss das Konzert. Wie Rachel bereits gesagt hatte, hatten wir nur noch ein bevorstehendes Konzert. Die nächsten Tage würden wir wieder in einem Hotel verbringen, sodass wir uns ganz entspannt auf das letzte Konzert vorbereiten konnten. Ich wollte nicht, dass diese Tour vorbei ging. Ich wollte auf diese beiden Männer nicht verzichten, viel zu wichtig waren sie mir geworden. Josh, mit seinem roten Haar, das inzwischen recht ausgewaschen war und eher einem rosa glich. Trotzdem stand es ihm ziemlich gut. Gerne würde ich mit ihm zusammen seine Haare färben, jedes Mal in einer anderen Farbe des Regenbogens. Gelb würde ihm sicherlich gut stehen. Und Tyler, ach Tyler. Er war so fürsorglich, nachdenklich, so liebevoll. Er wirkte so verletzlich, wie er dort auf der Bühne an seinem Klavier saß und...

Ich ging einen Schritt näher und starrte ihn quasi an, bis ich mir ganz sicher mit dem war, was ich sah. Mein Herz machte einen Aussetzer, obwohl Joshs Bassdrum mir durch den ganzen Körper fuhr. Mein Blick hing an Tylers linken Unterarm, der übersät war mit roten Linien. Ich konnte es aus der Entfernung nicht genau erkennen, aber es mussten unzählige sein. Ich schluckte. Ich hatte gehofft, dass ich mich täuschte, doch das tat ich nicht. Tyler hatte mir versprochen, es nicht mehr zu tun. Aber was mich viel mehr schockierte, als die Tatsache, dass er sich wieder geschnitten hatte, war, dass es ihm scheinbar völlig egal war, dass jeder es sehen konnte. Er hatte einen Auftritt vor tausenden Menschen und für die meisten war es mehr als deutlich zu erkennen. Ich blickte in das Publikum, um irgendein Anzeichen zu finden, ob sie die Wunden sahen, aber was erwartete ich? Dass ihn nun alle mit offenem Mund anstarren würden? Nein, im Publikum war keinerlei Anzeichen dafür zu finden. Die Fans tanzten und sangen die Lieder mit. Ich dagegen drehte mich um und ging in unseren Aufenthaltsraum, in dem Josie wild am gestikulieren war.

"Sein gesamter Unterarm, wenn ich es dir doch sage!", hörte ich sie sagen und ich schlug die Tür etwas lauter als gewollt hinter mir zu, sodass alle drei aufschreckten und sich zu mir umdrehten.

"Hast du es auch gesehen?", fragte Rachel mich und ich wusste, dass sie genau darüber redeten, was ich gerade festgestellt hatte. Langsam nickte ich.

"Das ist so abartig", sagte Josie und ich sah sie fassungslos an.

"Wie bitte?"

"Wie kommt man auf die Idee, sich den ganzen Unterarm aufzuritzen?", fragte sie mich und am liebsten hätte ich ihr sofort eine Ohrfeige gegeben, doch ich biss mir stattdessen auf die Zunge.

"Jeder kann das sehen", bemerkte Rachel und ließ sich nachdenklich auf das Sofa fallen.

"Weil er Aufmerksamkeit will", sagte Josie.

"Jetzt halt doch mal deine scheiß Klappe!", schrie ich sie an und Josie war tatsächlich für einen kurzen Moment still. Entschuldigend hob sie die Arme und verdrehte ihre Augen.

"Lass mich raten: du weißt es wieder besser?", fragte sie und ich verschränkte die Arme vor der Brust.

"Nein! Nein, tue ich nicht! Aber anstatt über ihn zu urteilen, sollten wir uns eher mal Gedanken machen, weshalb er das tut und wieso es ihm scheinbar völlig egal ist, dass es jeder sehen kann!", sagte ich mit verzweifelter Stimme und setzte mich ebenfalls auf das Sofa. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und schüttelte leicht den Kopf.

"Ich habe keine Ahnung", sagte Sarah.

Und ich hatte es auch nicht.

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