don't let me be gone

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Während des Auftritts der beiden kam Sarah zu mir und sagte, dass Jenna gehen würde. Ich war überrascht, da ich davon nichts wusste. Aber was sollte sie sonst tun? Mit ihrem Ex weiter in einem Bus fahren? Sicherlich nicht.

Josie hatte den Rest von Jennas Sachen aus dem Bus geholt. Diese hatte sich gerade wieder beruhigt und ich war sicher, wenn sie auch nur eine Socke von Tyler zu Gesicht bekam, so würde sie wieder in Tränen ausbrechen.

"Das müsste alles gewesen sein", sagte Josie und reichte ihr eine Jacke.

"Traurig, nicht wahr?", flüsterte Jenna und sah hinunter auf die beiden Koffer, die vor ihr standen. "Dass fast fünf Jahre Beziehung in zwei Koffer passen"

Ich sah Jenna mitleidig an, der nun doch wieder eine Träne über die Wange rollte.

"Du musst wirklich nicht fahren, Jenna. Du kannst auch bei uns mit in den Bus", schlug Rachel nun schon zum zweiten Mal an diesem Abend vor. Tatsächlich hatten wir kein Bett mehr frei, aber das Angebot war das mindeste, was wir gerade für sie tun konnten. Jenna schüttelte den Kopf.

"Ich bleibe im Hotel und morgen holt meine Schwester mich ab. Macht euch keine Gedanken deswegen", sagte sie und versuchte zu lächeln, in Wirklichkeit presste sie aber nur ihre zitternden Lippen aufeinander.

"Ich sollte wirklich los, bevor... ihr wisst schon", sagte sie nach kurzem Schweigen. Sie wollte verschwinden, bevor Tyler und Josh aus der Halle kamen. Von Josh hatte sie sich bereits vor dem Konzert verabschiedet und ihm versprochen, dass sie sich bei ihm melde, aber ich war nicht sicher, ob sie das wirklich tun würde.

Plötzlich brach Sarah neben mir ebenfalls in Tränen aus und sie zog Jenna in eine Umarmung. Die beiden hatten sich besonders in den letzten Tagen unheimlich gut verstanden und kurzzeitig war ich sauer auf Tyler, dass er nicht nur die Beziehung, sondern jetzt auch diese Freundschaft auseinander riss. Sarah und Jenna unterhielten sich leise und ich verstand nur Bruchteile davon.

"Bitte melde dich bei mir."

"Ich komme dich besuchen, okay?"

Ich hasse Abschiede.

Nein. Ich hasse Abschiede von Menschen, die mir wichtig sind. Und Jenna war mir wichtig.

Nachdem Sarah sich wieder von Jenna gelöst hatte, ging ich auf sie zu.

"Du bist sicher, dass du klar kommst?", fragte ich sie und hielt ihre zitternden Hände fest. Etwas wenig überzeugend nickte sie und ich schenkte ihr ein Lächeln. Mir gefiel es gar nicht, dass wir sie jetzt so alleine lassen mussten, aber wir mussten noch heute Abend weiter.

"Vergiss nicht, wir sind für dich da und du kannst dich immer bei uns melden, ja?", vergewisserte ich ihr.

"Ich danke euch", antwortete sie und lächelte tatsächlich ein wenig.

Nachdem wir Stimmen hörten und bemerkten, dass große Menschenmassen die Halle verließen, griff Jenna schnell nach ihren Koffern. Sie warf sich die Jacke über, wischte ihre Tränen aus dem Gesicht und stieg in das Taxi, das vor wenigen Minuten eingetroffen war. Sie winkte uns noch einmal zu und wir standen solange auf dem Parkplatz, bis wir die Lichter des Taxis nicht mehr sehen konnten.

"Mädels?", unterbrach Rachel schließlich die Stille und wir sahen sie erwartungsvoll an. Rachel seufzte.

"Ich glaube, ich muss mich bei euch entschuldigen. Ich habe mich in letzter Zeit ziemlich idiotisch verhalten und war euch gegenüber nicht fair. Ihr wisst, wie wichtig mir diese Band und ehrlich gesagt auch der Erfolg ist. Ich habe als kleines Mädchen schon davon geträumt, irgendwann mit einer Band auf der Bühne zu stehen und mit euch kann dieser Traum Wirklichkeit werden. Deswegen nehme ich unsere Auftritte sehr ernst... Vielleicht zu ernst"

"Definitiv", bemerkte Josie.

"Die Sache mit Jenna hat mir gerade eins gezeigt: Freundschaft ist so wichtig. Ich meine... Was würde ich ohne euch machen? Wer würde mich trösten, wenn ich in derselben Situation wäre, wie Jenna gerade? Ich habe nur euch und ihr seid wie eine Familie für mich. Ich bin froh, dass ihr mich immer wieder zur Vernunft bringt. Dafür muss ich mich auch einfach bei euch bedanken"

Sie nahm uns in den Arm und in diesem Moment wurde auch mir bewusst, wie stolz wir auf uns sein konnten. Unsere Musik wurde immer erfolgreicher und es fühlte sich genau richtig an.

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                             02:21  Möchtest du jetzt darüber reden? - Kelly

Ich hatte keinerlei Hoffnung, dass Tyler mir antworten würde. Ich wusste nicht einmal, ob er sein Handy inzwischen wieder angeschaltet hatte und ich hatte kein Lust, ihn anzurufen. Ich checkte sowohl Jennas als auch Tylers Social Media, um zu sehen, ob sie ihre gemeinsamen Bilder gelöscht hatten, aber das war nicht der Fall. Vermutlich wollten sie damit nicht an die Öffentlichkeit. Noch nicht. Auch, wenn ich sicher war, dass es nicht lange dauern würde, bis irgendjemand Verdacht schöpfen würde. Jenna postete sonst regelmäßig Fotos von ihnen und die Fans von twenty one pilots waren besser als jeder Privatdetektiv - davon war ich überzeugt.

                             02:29  Eigentlich nicht. - Tyler

Ich erschreckte mich, als mein Handy vibrierte. Ich hatte tatsächlich nicht damit gerechnet, dass er mir zurückschreiben würde.

                              02:30  Wie geht es dir? - Kelly

                              02:31  Ich glaube... ganz gut - Tyler

                              02:33  Ich habe Jenna schon lange nicht mehr so behandelt, wie sie es verdient hat. Und ich wollte nicht, dass sie sich Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft macht, während ich diese Zukunft nicht sehe. Ich wollte sie nicht noch mehr verletzen, als ich es schon getan habe - Tyler

Wow, das überraschte mich wirklich. Er hatte keine gemeinsame Zukunft mit ihr gesehen? Wieso war sie dann so überzeugt davon gewesen, dass er sie heiraten wollen würde? Das machte alles keinen Sinn.

                               02:35  Du hast keine gemeinsame Zukunft mit ihr gesehen? - Kelly

                               02:35  Nein. Nicht mehr - Tyler

                               02:36  Was soll das heißen? - Kelly

                               02:37  Die Zeiten haben sich einfach geändert - Tyler

Ich hasste es, dass Tyler in Rätseln schrieb. Ich hatte keine Ahnung, was er damit sagen wollte, aber ich würde es herausfinden. Ich werde Tyler nicht aufgeben.

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