twisting the kaleidoscope

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"Ich habe Neuigkeiten für euch", teilte uns unser Manager Cornelius mit.

Vor zwei Stunden erreichte mich der Anruf von unserer Leadsängerin Rachel, die mir mitteilte, dass uns Cornelius, der von uns allen nur Conny genannt wird, sprechen möchte. Es sei sehr wichtig und wir sollten alle um 18 Uhr in unserem Proberaum erscheinen. Ich sah auf die große schwarze Uhr, die an der Wand hing und dessen großer Zeiger auf der 5 klebte. Ich atmete ungeduldig aus. Eigentlich war ich verabredet gewesen. Nachdem unsere Bassistin Sarah mir ohne meine Erlaubnis einen Account auf tinder erstellt hatte, habe ich mich tatsächlich bereit erklärt, mich mit einem Typen zu treffen.

... Wie hieß er noch gleich?

"Ihr wisst, Mädels, ihr seid gerade auf dem Weg nach dort!", fuhr Conny fort und zeigte mit seinem Zeigefinger an die Decke. 

... Mark glaube ich.

"Nach ganz oben. Ich habe einiges in Bewegung gesetzt und habe ein Angebot für euch, das ihr gar nicht ausschlagen könnt!" Conny war so begeistert, dass ich am liebsten mit den Augen gerollt hätte. Er sollte aufhören, diese Neuigkeiten in den Himmel zu loben und es einfach sagen.

"Bloody Vagina wird nächstes Jahr als Vorband einer angesagten Band spielen."

Oh, okay. Hier muss ich wohl beichten: Bloody Vagina. Ja, das ist der Name unserer Band und nein, dieser Name sollte nicht bestehen bleiben. Doch nachdem wir quasi über Nacht bekannt geworden sind, riet Conny uns davon ab, den Namen noch zu ändern. Es bleibt im Gedächtnis, sagte er. Und ich kann es nicht leugnen. Auch, wenn die meisten, die unsere Band nicht kennen, uns fragen, ob das wirklich ernst gemeint ist.

"Jetzt spuck's schon aus", drängelte unsere Gitarristin Josie. Sie konnte vor Aufregung nicht mal mehr still stehen und hüpfte schon seit mindestens fünf Minuten von einem Bein auf das andere. Conny atmete noch einmal lächelnd durch, bevor er verkündete:

"Ihr habt die Möglichkeit, ab Mai mit twenty one pilots auf Tour zu gehen!"

Kann mich bitte jemand kneifen? Ich überlegte kurzzeitig, ob das jetzt ein Scherz war und mich vielleicht jemand kneifen kann, doch ich merkte ziemlich schnell, dass es keiner war. Sarah fiel mir um den Hals und wir alle jubelten. twenty one pilots war eine extrem erfolgreiche Band und dort als Vorband aufzutreten, würde unserer Karriere einen großen Kick geben. Noch dazu teilte ihr Drummer Josh Dun eine Leidenschaft mit mir: das Schlagzeug. Ich spiele schon mein ganzes Leben und es war immer mein Traum, irgendwann in einer Band zu spielen. Niemals hätte ich mir vorstellen können, mit einer Band erfolgreich zu werden, geschweige denn, als Vorband von twenty one pilots zu spielen. Eigentlich war das viel zu schön, um wahr zu sein.

______

"Könnt ihr das glauben?", fragte Rachel in die Runde, nachdem wir uns von Conny verabschiedet hatten und in unsere Lieblingskneipe ums Eck gegangen sind. Ich nahm einen Schluck von meinem Bier und musste darüber grinsen, wie Sarah und Josie gleichzeitig den Kopf schüttelten.

"Ich werde sterben vor Aufregung", entfuhr es Sarah und Josie sah auf die Tourdaten, die Conny uns mitgebracht hatte. Die Tour sah insgesamt zwanzig Konzerte in ganz Amerika vor und ich konnte Sarah verstehen. Auf solch großen Bühnen und vor so einem Publikum hatten wir noch nie gespielt.

"Ich auch", teilte Josie uns mit, ohne Sarahs Nervosität groß zu beachten, "Aber wenn ich sterben würde, bin ich sicher, dass Tyler mich sofort wiederbeleben würde. Mit Mund-zu-Mund-Beatmung, ihr versteht schon". Sie wackelte mit den Augenbrauen und ich stöhnte genervt auf, lachte danach aber sofort.

"Was denn? Der ist doch auch verdammt süß!", rief Josie aus.

"Und soweit ich weiß, hat er auch eine Freundin", entgegnete Rachel, während sie die Hand hob, um dem Barkeeper ein Signal zu geben.

Josie schnaubte und verschränkte theatralisch die Arme vor der Brust. "Wie auch immer", knurrte sie.

Ich warf Sarah einen Blick zu, der sie direkt zum Lachen brachte.

"Mach dir keine Sorgen, zusammen überwinden wir das Lampenfieber schon", beruhigte ich sie und beobachtete den Barkeeper, wie er vier Schnapsgläser mit klarer Flüssigkeit füllte. Er kam kurz darauf an unseren Tisch und stellte die Gläser vor uns. Jeder nahm sich ein Glas und Rachel hob ihres, sodass wir es ihr gleich taten.

"Auf eine unvergessliche Tour. Auf unglaubliche Erfahrungen. Auf Bloody Vagina!"

Mit klirrenden Gläsern stießen wir an. 

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