Kapitel 31

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Noah

Ich atmete tief ein und aus, setzte mich auf einen Felsen und schloss meine Augen. Hier oben fühlte es sich so frei an.

Es war, als würde eine Last von mir fallen. Zum ersten Mal seit der Trennung konnte ich all dies für einen Moment vergessen.

Langsam öffnete ich meine Augen und sah Finn an, welcher sich zu mir gesetzt hatte. "Schön hier, oder?" "Ich könnte hier für immer bleiben."

Ich sah in die atemberaubende Ferne. Überall Berge und Bäume, blauer Himmel und hin und wieder sah ich einen Vogel.

Finn gab mir eine Wasserflasche. Ich schraubte den Deckel ab und trank einen Schluck. Als ich absetzen wollte, drückte Finn mir die Öffnung gegen die Lippen, weshalb ich erschrak und ihn ansah. "Du musst mehr trinken! Seit wir hier sind, hast du wenig gegessen und noch weniger getrunken."

Ich verdrehte meine Augen und nahm einen ordentlichen Schluck. Als Finn zufrieden war, gab ich ihm die Flasche und spielte mit den Saum des Hemdes. Es gehörte Tyler, wie so vieles in meinem Koffer.

Seufzend faltete ich die Hände und sah wieder in die Ferne, als mein Kopf herum gedreht wurde. "Wolltest du dich... umbringen, weil dir alles zu viel geworden ist, oder aber weil es mit Tyler nicht klappte?"

Ich sah auf meine Hände. Ich musste es ihm einfach sagen.

"Ich wollte mich nicht umbringen", zeigte ich langsam. "Ich habe dir die Nachricht geschrieben, weil ich irgendwie Aufmerksamkeit wollte, was dämlich war, weil du ja immer für mich da bist", zeigte ich und sah Finn an, welcher mich nachdenklich ansah.

"Sagst du das auch nicht nur so, weil du nicht zum Therapeuten willst?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Ich bin ein bisschen spazieren gegangen und naja.. es war dunkel. Ziemlich dumm von mir, aber ich habe Abstand gebraucht. Von Tyler und seiner dämlichen Arbeit. Ich wollte zu unserem alten Spielplatz aber irgendwie waren da zwei Typen. Ich dachte, sie wollen Geld aber anscheinend standen die unter Drogen und sie haben mich einfach hin und her geschubst. Dann bin ich gefallen. Ich habe mir an irgendeinem Metall meinen Arm aufgerissen und bin übel gestürzt."

Ich sah Finn schuldig an. "Und ich wusste, du würdest nach mir suchen, also bin ich mit aller Kraft zum Spielplatz gelaufen. Ich kenne dich. Du klapperst als erstes alle besonderen Orte ab."

Mein Bruder lächelte Leicht. "Da hast du recht." Dabei legte er einen Arm um mich. "Ich dachte schon, du wolltest ernst machen. So wie damals." Lächelnd schüttelte ich meinen Kopf und kuschelte mich an ihn.

Nachdem unsere Pause zu Ende war, wanderten wir wieder mit der kleinen Gruppe zurück.

"Ich glaube, du hast ein paar Verehrer." Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch. "Ein Kerl und ein Mädel."

Langsam drehte ich mich um und sah ein Mädchen, mit braunen Haaren, welches sofort weg sah. Hinter ihr war ein Kerl, vielleicht älter als Finn, blaue Haare und stechend blaue Augen. Er sah mich an, sein Blick war intensiv.

Ich drehte mich wieder um und sah meinen Bruder an. "Vielleicht steht er auf dich?" Unsicher zeigte ich es. "Schon klar", grinste Finn und schüttelte seinen Kopf.

"Komm schon, Spaß tut dir gut. Neue Freunde, Ablenkung.." Ich schüttelte meinen Kopf. "Ich bin gehörlos. So einfach ist das leider nicht." Finn stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab. "Ich finde es ja toll, wie du das alles hin nimmst, aber du hättest doch das Geld für ein CI. Wieso machst du es nicht?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Dann wäre ich nicht mehr Ich."

"Noah, nur weil du dann hören könntest, würdest du doch nicht deinen Charakter ändern. Du wärst der Selbe. Nur mit dem Unterschied, dass du Musik hören könntest, unsere Stimmen... alles." "Verlange das bitte nicht von mir. Dann wärst du wie Tyler."

Traurig sah ich auf den Tisch. Finn nahm meine Hände.

Als Finn unser Essen holte, setzte sich urplötzlich der blauhaarige zu mir, weshalb ich zusammen zuckte und ihn ansah.

"Hey." Ich sah auf meine Hände. Dann wurde vor mir ein Tablett hingestellt, weshalb ich aufsah. Finn. "Er versteht dich nicht." "Wieso das denn?" "Er ist Gehörlos. Schon mal daran gedacht?" Leicht lächelte ich. "Also zieh Leine, wir wollen was essen."

"Ich bin Leon. Warum seid ihr hier?" Ich nahm das Glas Wasser und trank einen Schluck, verfolgte das Gespräch aufmerksam. "Warum ist man wohl hier? Es geht einem nicht gut", erwiderte Finn. Er sah genervt aus.

"Und warum geht es ihm nicht gut?" Dieser Leon sah zu mir. "Ich meine, es ist offensichtlich, dass es ihm nicht gut geht. Dünn, fast schon abgemagert, traurig, eine Armverletzung."

Zugegeben, er sah gut aus, aber viel zu aufdringlich. "Das geht dich nichts an." Ich sah auf mein Essen. Garnelen. Ich liebte so gut wie alles, was mit Fisch zu tun hatte. Finn bestellte nur das Beste für mich.

Als ich wieder aufsah, war der Kerl verschwunden. "Jetzt können wir in Ruhe essen." Leicht nickte ich und fing an, meine Garnelen in die Soße zu tunken, um sie anschließend zu essen.

Zugegeben, hier war es doch nicht so übel. Und ich konnte endlich wieder klar denken und die Zeit mit meinem Bruder verbringen- die wichtigste Person in meinem Leben.

Was wir beide nicht wussten: wir würden einen Überraschungsgast bekommen.

Deaf 3 | manxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt