Kapitel 27

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Noah

Finn sah mich lächelnd an. "Soll ich hier warten?" Leicht schüttelte ich meinen Kopf und stieg aus dem Auto aus.

Mein großer Bruder stieg ebenfalls aus und kam zu mir. "Du brauchst keine Angst haben, kleiner Bruder. Raven ist dein bester Freund."

Traurig nahm ich Finns Hand und wir liefen zum Eingang.

Raven und ich hatten uns Wochen nicht gesehen, hatten zuletzt vor drei Wochen geschrieben. Doch ich wollte ihn sehen, bevor ich zu dieser Kur flog.

Im Fahrstuhl lehnte ich mich an Finn. Durch die Medikamente war ich seit Tagen nur noch müde und könnte auf der Stelle einschlafen.

Mein großer Bruder nahm mich in den Arm. Als die Türen sich öffneten, liefen wir zu zu Ravens und Ace's Wohnungstür. Dort klingelte Finn sofort und wir warteten.

Die Tür wurde von Alec geöffnet. Traurig lächelte er mich an. "Er ist nicht da. Seine Mutter hat die beiden zu sich genommen. Raven geht es nicht gut", zeigte er uns sofort. "Was ist denn mit ihm?", fragte ich.

Ace seufzte. "Er hatte seine Tabletten länger nicht mehr genommen und die Depression hat ihn zur Klinge greifen lassen. Clara versucht vorerst, ihn bei sich zu betreuen. Wenn es jedoch nicht besser wird, muss er eingeliefert werden."

Ich wollte etwas erwidern, doch mir fiel Nichts ein. War dies etwa auch meine Schuld? Weil ich ihn alleine gelassen hatte?

Sanft strich mir mein Bruder über meinen Arm, zog mich zurück zum Fahrstuhl.

Das war alles meine Schuld!!!

Ich war Schuld an dem Aus mit Tyler, Tommy musste von nun an in einer zerbrochenen Familie aufwachsen, Raven wollte sich umbringen, meine Familie musste sich wieder um mich kümmern, Finn musste mal wieder für mich seine Familie alleine lassen! Jetzt, wo Chrissy auch noch Zwillinge bekommen hatte und auf Vier Kinder aufpassen musste!

Alles war meine Schuld!

***

Clara empfing uns zwar freundlich, jedoch spürte ich ihren Schmerz. "Raven spricht nicht. Er... ich habe keine Ahnung, was plötzlich wieder los war. Du bist sein bester Freund..., erinnere meinen Sohn daran, dass er eine wundervolle Tochter hat, welche bei ihm aufwachsen möchte." Leicht nickte ich und lief zu Ravens Zimmer, trat vorsichtig ein. Immerhin wusste ich nicht, was mich nun erwarten würde.

Im Zimmer war es dunkler als sonst. Die schwarzen Wände und Möbel waren noch wie vor ein paar Jahren, jedoch waren die Jalousien zu.

Vorsichtig betätigte ich den Lichtschalter, weshalb Raven auf dem Bett hoch schreckte. Unsicher hob ich meine Hand, jedoch legte sich Raven wieder hin. So emotionslos hatte ich ihn noch nie kennengelernt. Es war ein komplett anderer Raven!

Hinter mir schloss ich die Tür und trat zu meinem besten Freund ans Bett, legte meine Hand auf seine Schulter. Raven sah mich mit seinen braunen Augen an, er hatte tiefe Augenringe. Mir entgingen nicht die Verbände an seinen Armen.

"Es tut mir leid", sagte ich tonlos. "Es tut mir alles so schrecklich leid! Ich bin der schlechte beste Freund, den man nur haben kann! Ich hätte mehr für dich da sein sollen! Du warst immer für mich da und was tue ich? Das komplette Gegenteil!", zeigte ich und eine Träne lief über meine Wange.

Raven setzte sich auf. "Schon gut, Noah", war das Einzige, was er darauf erwiderte. "Ich kann verstehen, wenn du willst, das ich gehen soll und nie wieder kommen soll." Doch Raven nahm einfach meine Hand und hielt sie fest, sah mich an.

"Ich weiß selber nicht, was mit mir los ist... du warst so glücklich und Ace ebenfalls..., meine Mutter... alle waren glücklich, nur ich nicht. Zelda hat keine Freunde im Kindergarten und Loreen.. naja... und dann bin ich eben in dieses schwarze Loch gefallen und ich komme nicht mehr raus." Raven weinte.

Vorsichtig setzte ich mich zu ihm. "Ich und glücklich? Ich habe mich von Tyler getrennt, lag die letzten Tage im Krankenhaus und hab keine Ahnung, was überhaupt passiert ist. Alle sagen, ich habe versucht, mich umzubringen, so wie damals, als ich 15 war. Aber irgendwie glaube ich das nicht..."

Raven sah mich an. "Das wusste ich nicht.. Noah.. wieso? Tyler war der Mann für dich, auch wenn er vor Monaten noch ein Arsch war." Ich zuckte mit den Schultern. "Es wurde alles zu viel für mich. Selbst als Tyler krank war, hat er gearbeitet... er war nicht mehr für mich da... es ging ihm nur noch um die Arbeit. Das ist nicht der Tyler, den ich einmal kennengelernt hatte..."

Mein bester Freund nahm mich in den Arm. "Schon gut, Rav", erwiderte ich, als wir uns voneinander gelöst hatten. "Finn fliegt mit mir jetzt zu so einer Kur für drei Wochen. Danach muss ich wieder zu meinem alten Therapeuten." Sanft strich ich über seine Wange. "Und ich bin stolzer Onkel von Zwillingen geworden. Beides Jungs. Ich habe ein total schlechtes Gewissen, weil er jetzt meinetwegen wieder so lange von seiner Familie getrennt ist."

"Wenigstens hast du jemanden. Ich habe niemanden." "Du hast Zelda. Und deine Mum, und Lennie. Mich und meine Familie! Und du musst für deine Tochter da sein!" "Aber ich möchte auch mal glücklich sein. Nur einmal. Einmal Glück haben..."

"Was ist denn mit Loreen passiert? Ihr habt euch doch so gut verstanden." Raven seufzte. "Ihr Dad hat den Kontakt zu einem behinderten Jungen verboten. Wenn er das von John und Ace wüsste, würde er da genau so reagieren?" "Aber er kann sie doch nicht 24 Stunden überwachen.." "Er hat meine Nummer sperren lassen. Und von einem Münztelefon telefonieren geht ja wohl schlecht."

Ohne zu überlegen gab ich Rav mein Handy. "Dann schreib ihr von meinem. Ihr Vater ist doch immer noch auf verschiedenen Geschäftsreisen, oder?" Leicht nickte er. "Gut. Dann frag, wann seine nächste Reise ist und gib ihr die Adresse deiner Mum. Du wohnst im Moment sowieso hier, da kann sie auch mal vorbei kommen."

Mein bester Freund lächelte. "Danke." "Nicht dafür." Ich beobachtete meinen besten Freund, wie er Loreen schrieb.

Nach der Kur hatte ich ja wieder genug Zeit für ihn.

Sooo, das ist der Grund, warum Raven von der Bildfläche verschwunden war. Hinterlasst bitte einen Kommentar.., das wäre nett (ich weiß, ich update mittlerweile viel zu selten aber es war die letzten Wochen einfach zu viel Stress).

Deaf 3 | manxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt