Tyler
Benommen öffnete ich meine Augen, hörte ein Piepen. "Du bist wach." Ich drehte meinen Kopf und sah Mum. "Die mussten dir deinen Magen auspumpen! Was hast du dir nur dabei gedacht?!"
Als ich meinen Arm bewegen wollte, und es nicht ging, sah ich auf mein Handgelenk. "Was soll das?!", knurrte ich. "Wieso bin ich angekettet?!"
"Warum? Weil du deinen Arzt geschlagen hast!" Ich verdrehte meine Augen. "Das passiert halt, wenn man mich gegen meinen Willen fest hält und behandelt." "Schön. Mach weiter so, Tyler. Wirklich, tolle Leistung. Und du willst Vater sein? Vergiss es!"
Mum schüttelte enttäuscht ihren Kopf. "Das Jugendamt hat davon Wind bekommen. Sie wollen Tommy mit nehmen."
Ich blinzelte ein paar Mal. "Was? Wieso?" "Wieso? Ist das gerade eine ernst gemeinte Frage von dir? Er hat keine Eltern, die für ihn da sind! Deswegen! Noah und du, ihr seid beide unzurechnungsfähig! Entweder, ihr sprecht euch aus und vertragt euch, oder aber ihr vertragt euch wenigstens Tommy zuliebe! Dann seid ihr halt getrennt! Aber er braucht Eltern, die für ihn da sind! Caroline kann nicht wochenlang auf Tommy aufpassen! Sie muss arbeiten!"
Mum schüttelte ihren Kopf. "Ich bin so enttäuscht von dir, Tyler. So habe ich dich nicht erzogen." Sie stand auf und lief zur Tür. "Wo willst du hin? Willst du mich etwa auch alleine lassen?!" Ich versuchte mich zu befreien, doch es war unmöglich.
"Nein, Tyler. Ich verlasse dich nicht. Nur muss ich zur Chemo. Das hast du wahrscheinlich vergessen." Und dann verließ sie mich ebenfalls.
***
Stundenlang lag ich einfach nur da. Hin und wieder kam eine Schwester zu mir, doch ich ignorierte sie.
Ich musste hier raus. Ich musste Noah finden!
Mein Blick fiel zu meinem Handy, welches auf dem Tisch neben mir lag. Seufzend nahm ich es und wählte Finns Nummer, doch er nahm nicht ab.
'Nimm ab!', schrieb ich ihm genervt, doch es blieb bei einem Haken. Er war also auch nicht erreichbar.
Stunden später, in denen ich ne sinnlos gelegen hatte, klingelte mein Handy. Es war Finn. "Na endlich", meinte ich genervt. "Tut mir leid, ich muss mich halt um meinen Bruder kümmern. Wir sind zur Kur und da kann man nicht Stundenlang am Handy sein."
"Was heißt, ihr seid zur Kur? Wo genau? Und wie lange?" "Drei Wochen. In einem anderen Staat. Und ich werde es dir nicht sagen. Noah erholt sich gerade und schaltet endlich ab."
"Ich vermisse ihn", gestand ich leise. "Er dich auch. Aber tut mir leid, ich kann nicht zulassen, dass du ihn noch mehr zerstörst. Ich habe das mit seinem Job geklärt. Und es ist das Beste, wenn-" "Sprich nicht weiter, bitte", sagte ich leise. "Es ist besser, wirklich. Wir waren heute wandern und zum ersten Mal konnte Noah entspannen. Er ist fix und fertig."
"Ich doch auch! Aber wir haben ein Kind!" "Noch, habt ihr Tommy. Meine Mutter hat mir vom Jugendamt erzählt." Ich seufzte. "Genau deswegen müssen wir es noch mal versuchen. Bitte! Gib mir die Adresse!"
"Ich könnte sie dir geben, ja. Aber du würdest hier nicht rein kommen. Nur angemeldete Personen haben Zutritt."
"Tu' mir das nicht an, bitte", flehte ich. "Es tut mir leid. Aber ich möchte nur das Beste für meinen kleinen Bruder." "Er muss den Brief zu Ende lesen."
Finn
Noah sah mich an. "Ist Alles okay?", fragte er mich. Leicht nickte ich. "Es ist schön hier, oder?"
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, Noah die Anrufe von Tyler zu verschweigen. Aber ich wollte, dass er hier keine Probleme hatte. War das so egoistisch von mir? Dabei wollte ich doch nur, dass Noah wieder etwas glücklicher wird!
Noah stand auf und setzte sich auf meinen Schoß und schlang seine Arme um meinen Hals, kuschelte sich an mich.
Mein kleiner Bruder murmelte etwas, doch ich verstand es nicht, da es zu leise und zu undeutlich war.
Sanft strich ich über seinen Rücken. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Was sollte ich tun? Noah zwingen, den Brief zu lesen? Oder Noah es weiterhin verheimlichen? Doch wenn er erfuhr, dass ich es die ganze Zeit wusste, würde er mir nicht verzeihen, das wusste ich. Denn Tyler war ihm zu sehr wichtig.
Also beschloss ich etwas.
Vorsichtig hob ich No's Kopf an. "Ich muss muss schnell pinkeln, okay?" Mein Bruder nickte leicht und stand auf.
Ich erhob mich und lief rein zum Badezimmer, nahm mein Handy, nachdem ich die Tür geschlossen hatte. Seufzend öffnete ich WhatsApp und schrieb Tyler eine Nachricht. Es lag nun an ihm.
Dann wählte ich noch schnell Chrissys Nummer. "Du hast zuletzt vor einer Stunde angerufen. Den Kleinen geht es immer noch gut", hörte ich sie am anderen Ende schmunzeln. "Ich.. kann ich nachher mit dir reden, wenn Noah schläft?", fragte ich. "Ja, natürlich. Du kannst mich jederzeit anrufen. Was ist denn los? Du hörst dich so besorgt an."
"Ich erzähle es dir später. Macht euch keine Sorgen. Noah und mir geht es gut. Er entspannt. Er schaltet ab und hat sogar schon mehr gegessen, als in den letzten Tagen zusammen."
"Das ist schön. Du hör mal, wir telefonieren nachher, okay? Die Kleinen schlafen endlich und ich brauche auch mal eine Stunde für mich." "Ja, kein Problem. Ich liebe dich." "Ich liebe dich auch."
Ich legte auf und sah, dass ich eine Nachricht von Tyler bekommen hatte.
Na wenn das mal keine Fehlentscheidung war...
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Deaf 3 | manxman ✔️
RomansaTeil 3 zu DEAF. Bitte Teil 1&2 im ersten Buch lesen, denn es geht da weiter, wo es aufgehört hat! ••••••• Noah und Tyler sind glücklicher denn je. Tommy macht ihr Leben perfekt und sie werden Stück für Stück eine kleine Familie. Können die beiden de...