Finn
'Ich möchte nicht mehr leben.'
Minutenlang starrte ich einfach auf das Display meines Handys. "Daddy!" Mein Sohn zupfte ungeduldig an meinem Shirt.
"Alles okay? Du starrst dein Handy schon seit Vier Minuten an und siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen."
"Chrissy, ich weiß, wir haben heute Jahrestag und wollten ihn alle zusammen als Familie verbringen aber ich kann nicht...", sagte ich leise.
"Was ist denn los? Ist wieder etwas passiert?" Besorgt legte sie ihre Hand auf meine Schulter. Ich sah zu ihr auf, da ich auf dem Fußboden saß. "Hey du weinst ja!" Sofort hockte sich Chrissy neben mich.
Verwirrt wischte ich mir über meine Augen- tatsächlich, ich weinte. "Es passiert wieder", sagte ich leise.
"Wo ist mein Geburtstagskind?", fragte ich meine Eltern aufgeregt. Noah wurde heute 15! Ich hatte das ultimative Geschenk für ihn! "In seinem Zimmer. Aber er ist heute schon den ganzen Tag nicht aus dem Bett gekommen und will nicht feiern."
Verwirrt sah ich meine Eltern an. "Wie meinst du das?" "Sieh selbst nach. Keine Ahnung was er hat. Die Geschenke sind auch ungeöffnet."
Sofort lief ich in Noahs Zimmer. Noah und Geschenke ignorieren?! Da lief gewaltig etwas schief!
In seinem Zimmer sah ich ihn regungslos im Bett liegen. Mit dem Rücken zu mir. Vorsichtig lief ich näher und legte meine Hand auf seine Schulter, weshalb Noah zusammen zuckte.
Ich sah zu seinem Schreibtisch. All die Geschenke lagen ungeöffnet darauf. Noah hatte seine Hände unter dem Kopfkissen vergraben, doch etwas silbernes blitzte hervor, weswegen ich seine Arme nahm und die Hände hervorzog.
"Noah du Mistkerl!", rief ich geschockt und nahm seine blutigen Hände in meine. Schnitte zierten seine Handinnenflächen.
"Wieso hast du das getan?!" Ich sah mein Messer, welches ich seit einer Woche suchte, da ich es der Polizei zurück geben musste.
"Ich will nicht mehr leben."
"Oh mein Gott! Du musst sofort zu ihm!" Chrissy wusste von seinem 15. Geburtstag.
Doch niemand wusste den Grund für all das.
"Ich liebe dich", meinte ich leise und gab ihr einen Kuss. "Und euch beide." Vorsichtig legte ich meine Hand auf den Babybauch. "Ich hoffe nur, unsere Kinder denken niemals so etwas."
Dann stand ich auf und lief in den Flur, gefolgt von Jamie. "Wo gehst du hin?" "Ich gehe Onkel Noah besuchen. Ihm geht es nicht so gut." "Bringst du ihn mit?"
"Wenn ich komme, schlaft ihr doch schon." Ich hockte mich zu ihm und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn. "Merke dir bitte; wenn etwas ist, kannst du immer zu mir kommen." "Ist gut."
Lächelnd erhob ich mich wieder und zog mich an. "Bis morgen, mein Schatz. Und gib deiner Schwester einen Kuss." "Ih, nein", kicherte er und rannte weg.
Kopfschüttelnd, aber mit einem Lächeln, verließ ich die Wohnung und lief zum Pickup, stieg ein und fuhr los.
In Noahs Straße fand ich relativ nah beim Haus einen Parkplatz.
An der Haustür traf ich auf Monique, Tylers Mutter. "Ah, hallo Finn. Was machst du denn hier?", fragte sie lächelnd. Ich schloss die Haustür auf- Noah hatte mir einen Ersatzschlüssel gegeben. "Ich mach mir sorgen um Noah."
Als ich Tyler auf der Couch sah, mit einem Jungen, wurde ich so unglaublich wütend.
"Wo ist Noah?", fragte ich knurrend. "Ähm er wollte kurz vor die Tür und frische Luft schnappen."
Ich lief zu ihm und packte ihn an den Armen. "Au!" "Du verstehst es einfach nicht, oder?!", schrie ich ihn an. "Das ist alles deine Schuld! Wären wir damals nur nicht in diesen verdammten Park! Dann hätte dich Noah nie kennengelernt!"
Wütend schubste ich ihn nach hinten und rannte aus dem Haus.
Okay, ich musste klar denken. Wo würde Noah hin laufen?!
Als erstes rief ich bei Raven per FaceTime an. "Ist Noah bei dir?", fragte ich und lief los. "Nein, wieso denn?" "Verdammt!" Dann legte ich einfach auf und rannte los.
Ich überlegte krampfhaft wo mein kleiner Bruder sein könnte. Als erstes lief ich natürlich den Park ab- vergebens.
Sollte ich meine Eltern informieren?
Noch nicht.
Ich raufte mir meine Haare und rannte weiter.
"Noah bitte", flüsterte ich und lief weiter. "Lass mich nicht im Stich. Du bist mein kleiner Engel", murmelte ich und nahm mein Handy, schrieb ihm. Doch es sendete nicht einmal.
Als ich ihn anrief, ging die Mailbox dran.
Also wählte ich Lukes Nummer. "Was gibts?" "Seit ich von der Academy auf das Revier zu euch gekommen bin, warst du für mich da", sagte ich leise. "Luke, bitte. Du musst mir helfen. N-Noah will sich wahrscheinlich umbringen und ich kann ihn nicht finden. U-und ich will meine Eltern noch nicht anrufen. Aber ich kann ihn nicht alleine finden."
"Schick mir deinen Standort und ich hole dich ab. Zusätzlich gebe ich Brett und Gaby Bescheid. Sie sollen Ausschau halten." "Danke", sagte ich leise und legte auf, sendete meinen Standort.
Ich setzte mich auf den Bordstein und holte tief Luft.
Wo könnte er bloß sein?!
Nach unzähligen Minuten hielt Luke neben mir. Wortlos stieg ich ein und er fuhr los. "Und das an deinem Jahrestag."
Wortlos sah ich auf die Straße. "Er war 15", sagte ich leise. "Als er sich beide Handflächen aufgeschnitten hatte. Mit seinen blauen Augen starrte er mich an und sagte, 'Ich möchte nicht mehr leben.'"
Kurz sah ich zu Luke. "Es war schwer, einen Psychiater für einen Gehörlosen zu finden. Für eine kurze Zeit waren wir umgezogen, nur damit es Noah besser ging. Und ich würde es wieder tun, solange ich ihn nicht verliere."
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Deaf 3 | manxman ✔️
RomanceTeil 3 zu DEAF. Bitte Teil 1&2 im ersten Buch lesen, denn es geht da weiter, wo es aufgehört hat! ••••••• Noah und Tyler sind glücklicher denn je. Tommy macht ihr Leben perfekt und sie werden Stück für Stück eine kleine Familie. Können die beiden de...