Kapitel 12- Gegebene Worte

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Sanft schließen sich meine Lider. Ich genieße die Windstöße die durch meine Haare gleiten, die sie über mich gleiten lassen, ich genieße wie der Wind an meinem Top zerrt, wie er die Blätter der Bäume aneinander schlagen lässt. Sie hinterlassen ein stetiges Rauschen, ein leichtes knacken. Sie hinterlassen eine eigen geschriebene Melodie, die auf Ewig in meinem Kopf verankert ist und sein wird.

Und ebenso genieße ich das stetige Geräusch der Hufe, die auf dem Boden aufkommen. Welche sich dem meinen anpassen, an welchem ich mich anpasse. Ich liebe das Gefühl der Muskeln, die sich unter mir bewegen, ihre Schritte, die galant und Elegant über den Weg gebracht werden. Ihr schimmerndes Fell, welches durch die Sonne zu leuchten beginnt, wenn die Baumkronen ein Stück des Lichtes durchlassen. Ihre Punkte tanzen vor meinem Auge, ihre Strahlen glimmern auf dem Weg.

Mein Blick gleitet durch den Wald und ich erkenne die Wiese, worauf die Rinder stehen und weiter genüsslich grasen. Und zwischen ihnen mein Vater, der diese Arbeit mehr als sein Leben liebt. Ich könnte mir nie vorstellen, dass er jemals etwas anderes zu tun gedenkt. Nicht einmal, wenn er in ein Alter kommt, an dem er es rein Körperlich nicht mehr schafft. In diesem Sinne kommt er ganz nach meinem Großvater.

„Was für eine Ehre, dass du dich nun noch blicken lässt." Neckend bringt er sein Pferd zum stehen und betrachtet mich. In den letzten Tagen durfte ich Zuhause bleiben. Es war die Idee meines Vaters, nachdem ich die Nacht über nicht schlief und kaum ein Auge offen halten konnte. Meine Mutter war ganz anders zu meinen Erwartungen auch dafür. Beziehungsweise, ihr war es egal.

Seit dem Vorfall im Bad haben wir kaum mehr miteinander geredet, was ebenso wenig zu meiner Mutter passt, wie das sie mich Zuhause lässt. Selbst in der Primary school musste ich mit Fieber in die Schule. Sie ist der Meinung das sie dadurch auch nicht umgekommen ist, sondern nur das sich ihr Immunsystem gestärkt hat. Ich könnte es zwar mit einigen Thesen widerlegen, jedoch belasse ich es dabei.

Es ist das erste mal, dass ich wieder nach draußen komme. Und ich hatte über die Tage bereits ein schlechtes Gewissen, besonders da mein Vater solch ein Verhalten kaum toleriert.

„Ich hätte auch gar nicht kommen brauchen." Gebe ich hastig von mir, doch er schüttelt den Kopf und beginnt breiter zu lächeln. „Du bist gerade pünktlich gekommen, die Arbeit ist fertig und ich wollte Nachhause." Schmunzelnd nickend, verlagere ich mein Gewicht, sodass Jupiter bereits zum kehren bereit ist. „Ich wollte eigentlich noch ein wenig reiten." Gebe ich knapp von mir und erhoffe, dass mein Vater mich begleiten wird. Doch seine trüben Augen lassen mich bereits besseres erahnen. „Ich treffe mich gleich mit Ray."

Fragend ziehe ich meine Braue hoch, wodurch er aufseufzt. „Er und Olivia haben sich voneinander getrennt. Sag es Hayley und Collin noch nicht, die beiden wollen das übernehmen." Die Nachricht überrascht mich nicht einmal mehr so, wie sie es eigentlich sollte, wodurch ich lediglich nicke und ihn dabei beobachte, wie er durch die Allee reitet.

Ich schätze letztendlich bin ich bloß froh, dass sie sich endlich getrennt haben und meinen Cousins damit ein wenig Ruhe vergönnen.

„Na los, kleiner." Ich treibe Jupiter voran, sobald ich meinen Vater nicht mehr sehe und mich die Gedanken wieder einholen. Wie ein Schleier, der sich um mich legt und mir das sehen verschlechtert. Der mir das Atmen verschlechtert.

Und genau davor versuche ich zu flüchten.

„Scarlett." Absolut nicht begeistert, lasse ich meine Augen zu Connor gleiten, der mit Zielstrebigen Schritten auf mich zukommt. Ich versuche mich weiter der Fellpflege von Jupiter zu widmen, welcher verschwitzt und noch nass vom Ritt ist, doch sobald der aufgescheuchte Junge bei mir steht und mich von oben herab anblickt, spüre ich wie ich die Bürste nieder lasse.

„Was war mit deinem Plan? Mit Reese reden, zur Schule gehen, irgendwie so einiges zu regeln?" seine Stimme bringt mich zum glühen, wodurch sich meine Hände zu Fäusten zwingen. „Seit wann war das alles mein Plan, Connor? Du wolltest das ich mit ihr rede, du möchtest, dass ich alles in Ordnung bringe. Und das möchte ich auch, aber es geht nicht!" wütend verziehen sich meine Augen zu schlitzen. Mein Puls rast und ich hätte noch so viele Worte die ich ihm entgegen werfen möchte.

„Wieso nicht? Was ist daran so schlimm, mit ihr zu reden? Seit wann ziehst du dich so zurück?"

„Seit dem ich Angst habe!" Meine Stimme hallt durch die Scheune, sie scheint meine Worte immer wieder in einem Echo hallen zu lassen. Oder es sind meine Gedanken, die mich anzuschreien versuchen.

Zitternd schlinge ich meine Arme um mich selber, beobachte, wie seine Züge sanfter werden, wie er ruhiger wird. „Connor, verstehe es doch endlich." Hauchend schlucke ich das kratzen in meinem Hals runter. „Es hat sich bereits nun so viel verändert. Es geht mir zu schnell und ich bin mit keiner dieser Veränderung zufrieden. Und während du mit ihnen gehst, bleibe ich hier stehen." Erschöpft gleitet meine Hand über Jupiters Fell.

Seine Arme schlingen sich um mich. Und das ist genau das was ich benötigt habe. Ein Druck, der mich hält. Eine Nähe die mir gut tut, der ich vertrauen kann, die bei mir bleibt. „Wie geht es deiner Mom?" flüsternd streicht seine Hand über meinen Rücken. „Wir haben nicht mehr miteinander geredet. Momentan ist ihr Wortschatz auf das Minimum reduziert." Seufzend löse ich mich von ihm.

„Und dein Vater, was sagt er dazu?" ich kann nicht einmal ein abfälliges Schnauben zu stande bringen. „Ihm fällt es nicht einmal auf. Er ist ständig mit der Ranch beschäftigt und da Mom ihren Job hat, verkriecht sie sich dort." Kopfschüttelnd greife ich wieder nach der Bürste und überreiche sie Connor, sodass er zögerlich beginnt Jupiter weiter zu Kämmen.

„Das klingt alles absolut nicht schön."

Unsere Augen treffen aufeinander, als er die Worte nuschelnd über sich bringt. „Was möchtest du sagen?" Kritisch halte ich in meiner Bewegung inne. „Nichts." Es gleitet zu schnell über seine Lippen, als das es nicht nichts sein könnte. „Da war der seufzende Unterton drinnen, Connor. Du bist hin und her gerissen ob du es sagen sollst oder nicht."

„Wechsel." Erneut ziehen sich meine Augen zu schlitzen, ehe ich fassungslos aufstöhne. „Nichts Wechsel! Raus mit der Sprache." Ich fühle mich wie meine Mutter, die versucht alles aus mir raus zu saugen. „Seit wann funktioniert das bitte nicht mehr! Es hat immer funktioniert, deswegen haben wir das eingeführt!"

„Wir waren im Kindergarten, da habe ich nicht gedacht, dass meine Mutter meinen Vater betrügt! Und das mein Leben nur aus Geheimnissen besteht!"

Ich schrecke zurück. Meine Hände zittern vor lauter Aufregung, vor lauter Furcht, vor meinen eigenen Worten. „Ich-" Meine Stimme versagt, als ich von ihm auf den Boden blicke. „Es ist bloß eine Vermutung." Verbissen werfe ich die Bürste in den Kasten, ehe ich Jupiter abbinde und aus der Scheune gehe.

„Aber scheinbar glaubst du an sie." Murmelnd folgt Connor mir, doch ich traue mich nicht auf seine Vermutung zu nicken.

„Also, was willst du mir nun gezwungenermaßen sagen?" Auffordernd und entkräftet schaue ich zu ihm. „Wir machen keinen Tausch und keinen Wechsel, ok?" fragend lege ich meinen Kopf schief, ehe ich nicke.

„Wir führen etwas neues ein. Wir schieben es, solange bis ich glaube, dass du bereit dafür bist."

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(Ex)change-Was sind dir (deine) Geheimnisse wertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt