Kapitel 1 - Versetzt, Darling

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"O Gott! ich hab' eine Unglük-weissagende Seele - - Mich dünkt, ich seh dich, da ich so auf dich hinunter schaue, wie einen, der todt in seinem Grabe ligt. Entweder werden meine Augen düster, oder du siehst bleich - -"

Gelangweilt puste ich meine Strähne aus meinem Gesicht und betrachte das aufgeschlagene Heft, welches von kleinen Bleistiftzeichnungen bestückt ist. Immer weiter drücke ich mit der Miene meines Stiftes auf das dünne Papier, blicke auf den dunkler werdenden Fleck, der das Blatt dünner und dünner erscheinen lässt, ehe es sein erstes Loch zeigt. Seufzend lege ich den Stift zur Seite und blicke in das kleine Buch, welches zwischen Reese und mir aufgeschlagen ist. "Drei Minuten." erleichtert blicke ich auf, als ich das amüsante flüstern meiner Sitznachbarin wahrnehme. "Du weißt das sie überziehen wird." schmunzelnd lasse ich meine Augen zu unserer Lehrerin wandern, die sich gegen den Pult gelehnt hat und aufmerksam in ihr Heft blickt, welches von Textmarker strichen und Rand-Notizen gefüllt ist. "Nicht, wenn ich bereits einpacke." grinsend schlägt sie das Buch zwischen uns zu, ehe sie auch ihre Mappe schließt und ihre Federmappe einsortiert. Auffordernd blickt sie zu mir und lässt mich zögernd ihren Beispiel folgen, ehe alle anderen beginnen zu kramen.

"Liest bitte bis zum nächsten Aufzug! Und vergisst eure Notizen nicht, ich möchte damit nächste Stunde arbeiten!" stöhnend schultert Reese ihre Tasche, bevor sie aufsteht und auf mich nieder blickt. "Wenn wir nur noch Mathe überstehen, haben wir unser Wochenende erreicht." grinsend greife ich nach meinem Rucksack und meiner Jeansjacke, ehe ich aus dem stickigen Klassenraum trete und die Mensa ansteure. "Glaube mir das ist das einzige was mich aufrecht hält." ich spüre ihren Blick auf mir und mir ist bewusst, dass sie etwas sagen möchte. Das sie mir etwas mitteilen möchte und doch noch unsicher ist, mit dem was sie mir mitteilen möchte.

"Sag mal, Scar." zögerlich umklammert sie mein Handgelenk, um mich daran zu hindern weiter zu gehen und in den anstrengenden Schüler-Strom der wechselnden Besucher der Mensa zu treten. Viel eher zieht sie mich zur Seite und betrachtet mich mit ihren braunen Augen, welche jeden Jungen bisher in die Knie zwang. Allgemein ist sie ein Idealbild, mit ihren langen Beinen, der schmalen Hüfte und den kurzen Haaren, die ich noch nie länger als ihre Schulter gesehen habe. "Du hast letzte Nacht nicht viel geschlafen." feststellend beißt sie sich auf ihre Lippe, während ihr Griff sachter wird, bevor sie mich gänzlich los lässt. Knapp schüttle ich meinen Kopf und spüre meine Kreolen gegen meinen Hals schlagen. "Wie lief das Telefonat?" auffordernd schaut sie mich an, doch die Erinnerung an das letzte Telefonat von uns lässt mich nur schmerzend auf meine Zunge beißen. Kopfschüttelnd, gar Wortlos drehe ich mich um und trete durch die Tür, um auf unseren Stammtisch zu zugehen. "Scarlett!" erneut spüre ich einen Griff um meine Schulter, wodurch ich mich Reese zum zweiten Mal zuwende. "Es gab kein Telefonat, okay? Er hatte mich vergessen, versetzt, nenne es wie du willst."

Ich spüre wie die Tränen in meine Augen treten und wie sich der Klos in meinem Hals ausbreitet. Und ebenso spüre ich mein Herz, welches schmerzhaft gegen meine Rippen geschlagen wird, als würde es jeden Moment quälend langsam erleben, nur um mich an jeden Schmerz zu erinnern. Die Züge ihres Gesichtes werden weicher und mitleidiger. "Scar- e-es tut mir leid." erneut schüttle ich meinen Kopf, versuche all das Mitleid fort zu schicken und keine Möglichkeit der Schwäche zu finden. "Wir vergessen es einfach." gebe ich leise von mir. Ihr entkommt ein schwaches nicken, wodurch ich mich wieder unserem Tisch zuwende und die beiden Jungs betrachte, die das Gespräch mitbekommen haben müssten. Zumindest nach dem besorgten Gesichtern.

"Alles gut?" nickend lasse ich meine Tasche auf die Bank fallen, neben der ich mich niederlasse. "Bestens. Wie lief der Test?" neugierig richte ich meine Schultern und beginne in meiner Tasche nach dem vollgestopften Heft zu suchen. "Katastrophal! Aber was erwartet dieser Spinner sich eigentlich auch, bereits in der ersten Woche einen Test zu schreiben?" schnaubend verschränkt Conner seine Arme vor seiner Brust. "Das war ein Wiederholungstest." neckend ergreift Reese mein Matheheft, welches sie sogleich aufschlägt und beginnt die Aufgaben abzuschreiben. "Wäre Ian da gewesen, hätte ich bei ihm abschreiben können." erneut spüre ich ihre Augen auf mir kleben und erneut spüre ich die Tränen in meinen Augen stechen. "Scar." erwartend schaut Ronny von den Aufgaben auf, um mein Wohlbefinden herauszufinden. Erst das leise seufzen von Edvin löst uns aus unserer Starre. "Okay Mädels, raus mit der Sprache. Was ist passiert?" meine Brauen ziehen sich zusammen, doch ehe ich antworten kann und alles richten kann, spüre ich zwei Hände auf meiner Schulter ruhen, welche mich zum verstummen bringen.

"Einen wundervollen Tag, meine Lieben." zusammenzuckend ziehe ich meine Schultern zusammen und spüre wie meine Muskeln sich verspannen. "Können wir dir helfen?" genervt lässt Edvin seine Augen zu Ace gleiten, welcher meine Schultern noch immer fest im Griff hat. "Nein, ich wollte eigentlich nur eure Anwesenheit für heute Abend abhaken." stöhnend schüttle ich seine Hände von mir und bedenke ihn eines Blickes, welchen er mit funkelnden Augen erwidert. "Beziehungsweise deine." seine Lippen bewegen sich im Einklang mit seinen leisen Worten, die über ihn kommen. "Ace verschwinde einfach." verwundert ziehen sich meine Augen zu schlitzen, als ich Connors entkräftete Stimme wahrnehme. Es war sonst nie so, dass er sich kein kleinen Konkurrenzkampf mit ihm liefert, da er jede Chance nutzt ihm und jeden anderen zu zeigen, dass er der bessere Quarterback für unser Football Team ist. Doch seit dem Ace es ist, schafft er es kaum mehr seinen alten Platz einzunehmen. Doch nun erscheint er mir noch müder und erschöpfter, was diesen Streit zwischen den beiden angeht.

"Erst, wenn ich eine Antwort von ihr bekommen habe. Also? Was sagst du?" zögerlich beiße ich mir auf meine Lippe und lasse meine Augen wieder zu ihm gleiten. "Willst du nur weil dein Freund fort ist, aufhören zu Leben?" sein Spott und Hohn der in seiner Stimme herrscht, hinterlässt eine Welle des Ärgernisses in mir. "Nein, ich werde heute kommen." ich ignoriere die Verächtlichen Geräuschen hinter mir, während das lächeln in Ace Gesicht breiter wird. "Das wollte ich hören, Darling."

(Ex)change-Was sind dir (deine) Geheimnisse wertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt