Kapitel 47-Wahrheiten die betäubte Wahrnehmungen bedeuten

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„Ich hatte schon Angst, du würdest Bilder an die Wände hängen." Spöttisch hebt er eine Braue, verstummt jedoch wieder. „Das geht so nicht weiter. Ich habe das Gefühl die Schule verwandelt sich ohne eure Dramen in Zombies."

„Falsch. Sie warten darauf, dass sie wieder etwas aufschnappen und sich wie Zombies drauf werfen."

Kopfschüttelnd verschränke ich meine Arme vor meiner Brust.


„Scar, bleibe bitte bei Verstand. Es ist keine Lösung sich hier einzusperren." Er deutet auf die scheinbare Toilette.
„Bisher hat es super geklappt. Ace, ich brauche nur noch wenige Wochen, dann haben wir das Neujahr erreicht und ich kann ein wenig Abstand bringen."


„Und dann, Scar?" Erneut ein verächtlicher Schnauber, der meine Hände zu Fäuste zwingt. „Dann sind die Ferien vorbei und du sperrst dich wieder ein. Es wird wieder von vorne beginnen. Du tust das gleiche, was dein Vater tat oder noch immer tut."

Meine Brauen ziehen sich wütend zusammen. Mich mit der Alkoholsucht meines Vaters zu vergleichen ist Respektlos. Doch bevor ich überhaupt zur Verteidigung ansetzten kann, durchkreuzt er meine Pläne.


„Du flüchtest vor deinen Problemen, aber sie gehen nicht fort. Und dein Gewissen besonders nicht. Was ist also so schwer daran, zu deinen Freunden zu gehen und um Entschuldigung zu bitten?" Seine Frage hinterlässt eine schaurige Gänsehaut auf meinem Körper.

„Ich kann es doch selber nicht Entschuldigen. Nicht, dass was passiert ist."


Er verstummt. Vielleicht versteht er durch meinen verzweifelten Ton wie Ernst mir die Lage wirklich ist.

„Aber du kannst mir anderweitig helfen." Ich beiße mir auf meine Lippen, als sich ein Überraschter Ausdruck auf seine Züge ausübt. „Wie das denn?"

„Ich brauche einen Käufer für die Rinder. Weder habe ich Zeit mich um sie zu kümmern, noch habe ich Geld." Den letzten Teil nuschle ich eher vor mich hin, bin mir aber sicher, dass er es verstanden hat.

„Das ist Unsinn, Scarlett. Wenn du die Rinder verkaufst, dann hast du nichts mehr, wovon du Profit schlagen kannst." Dem bin ich mir voll und ganz bewusst, jedoch bleibt mir selber kaum eine Wahl. „Ich weiß. Aber ich muss sie los werden, dann kann ich mir irgendwo einen Job suchen und ein besseres Einkommen bekommen." Ich ignoriere sein Schnauben, als ihm der Vorschlag entgegen schlägt. Natürlich hält er es für Schwachsinn, was habe ich auch anderes erwartet.

Kopfschüttelnd greife ich nach meiner Tasche, um mich an ihm vorbei zu schieben. Mir genügt seine Moralpredigt. Ich habe genug gehört und mitbekommen, sodass ich aus dem Bad stürme. Seine Schritte dicht hinter mir. „Tu es einfach für mich, Ace. Dann kann ich vielleicht einiges ändern. Aber diese Tiere fallen nicht unter meine Pflicht."

„Du täuschst dich schon wieder, verdammt!" Ich weiß, dass ich mich täusche, aber ich brauche das Geld und es würde zu lange dauern, bis ich es bekomme, wenn ich die Rinder behalte.

Ich spüre deutlich seinen Blick auf meinem Rücken, wodurch ich nur noch schneller um die Ecke biege und meinen Klassenraum erreiche. Meine Schritte stoppen, jedoch sobald ich die aufgebrachte Stimme von Connor höre, die mich an der Tür innehalten lässt. Mein Herz schlägt ungewollt wild, als ich seine aufgebrachte Haltung erkenne.

Seine Haare sind ungepflegt, sein Shirt in Falten.

Ich umfasse den Türrahmen, während seine unruhigen Schritte in meinen Ohren hallen. Aufgewühlt geht er umher.

"Tut mir leid Connor." Mrs. Preschwtke spricht beruhigend auf ihn ein, doch er wühlt nur weiter in seinen Haaren, die voller Verzweiflung abstehen. Es schmerzt ihn so zerrissen und verletzt zu sehen. Es ist das erste Mal seit langem, dass ich ihn wieder sehe und ich habe mich eigentlich an den Gedanken gehalten, dass es jeden in der Gruppe soweit gut geht. Doch nun Connor so gebrochen zu erleben, hinterlässt weitere Spuren meines ignoranten Verhaltens.

(Ex)change-Was sind dir (deine) Geheimnisse wertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt