Kapitel 2 -Sie bleibt

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"Ich kann nicht fassen, dass du nun so weit weg bist." die Trauer in meinem Hals überschlägt mich und lässt mich wehleidig mein Gesicht verziehen, während sich meine Fingerkuppen sanft über den Rand des alten Computers wandern. Sein Gesicht ist betrübt und dennoch erkenne ich das aufmunternde zucken um seinen Mundwinkel. Das macht er immer, wenn seine Mitmenschen in Kummer fallen, doch meistens nimmt er sie- mich- in den Arm, drückt mich und hält mich, doch nun ist er nicht hier. Er ist nicht erreichbar- ich kann ihn nicht anfassen und mich nicht wie üblich in seinen Armen fallen lassen. "Wir haben es bald geschafft, Scarlett." seine Erinnerung bringt mich zum gedämpften auflachen. Meine Nase ist zu, meine Augen brennen und ich spüre bereits jetzt, wie sich die roten Punkte über meinen Körper ausbreiten, was sie immer tun, wenn ich beginne zu weinen. "Du bist erst ein Monat weg." mein Lächeln ebbt ab, stattdessen überkommt mich der Schmerz, der mein Herz zusammen zieht, bevor ich das Kissen an mich presse und die Salzigen Tränen auf meinen Lippen schmecke. "Pst, bitte nicht, du wirst sehen die Zeit wird schnell vorbei gehen." schmerzend ziehen sich seine Brauen zusammen, während ich mir auf meine Lippe beiße, um nicht weiter das dumpfe Gefühl in mir Triumphieren zu lassen. "Versprich mir, dass wir das schaffen." erneut legt sich das beruhigende Lächeln auf seine Lippen, welches ich zögerlich erwidere. "Wir schaffen das, versprochen."

"Ich Liebe dich." hauche ich leise, wodurch seine Augen selbst durch den leicht flackernden Monitor zu leuchten beginnen. "Ich dich auch. Und denk daran, nur noch elf Monate!" -nur noch elf Monate.

"Carly, Sweetheart, hast du keinen Hunger?" besorgt blickt mich meine Mutter an, die von ihrem Teller aufschaut und direkt in meine Augen blickt, wodurch das Unbehagen in mir aufsteigt. "Nicht wirklich." murmle ich leise, bevor ich den Löffel wieder sinken lasse und aus unserem Küchenfenster schaue. Der Sand wird über den Boden geschabt und aufgewirbelt, während die Ferne in der Hitze der Sonne flackert. Umso mehr freue ich mich über den Ventilator der immer wieder eine leichte Briese der Kühle zu mir schickt. Doch meine Augen erfassen wieder einmal das Loch in dem Fliegengitter, welches somit von seiner Aufgabe enterbt wird. Doch mein Vater findet keine Zeit dafür, da er seine Prioritäten anders steckt. Erstmal das wichtige, dann das unwichtige, wobei ich der Meinung bin, es kann nichts wichtigeres geben, als das verhindern von Ungeziefer im Haus. Aber das gute ist, dass bei diesem Miserablen Wetter kaum ein Tier aus seinen Ecken heraus kommt.

"Was ist los mit dir?" sachte umfasst sie meinen Unterarm. "Es ist immer noch wegen Ian, oder?" zögerlich schüttle ich meinen Kopf.

"Ich weiß auch nicht. Irgendwie habe ich Angst um uns." mit großen Augen betrachtet mich meine Mutter. "Die Entfernung die euch getrennt hat ist nicht einfach zu verkraften, Carly. Vielleicht versucht er nun noch so viel von England aufzusaugen, wie es nun mal geht." mit sanft appellierender Stimme steckt sie mir eine widerspenstige Strähne hinter mein Ohr. "Und was ist noch bei dir los?" überrascht zucken meine Brauen nach oben, als sie mir erwartungsvoll in die Augen blickt. "Ich ha-" "Scarlett. Nun sag schon, was dich noch beschäftigt." seufzend zieht sie ihre Hand zurück und lässt mich innerlich zusammenfallen. "Ace hatte mich heute aufgesucht. Und irgendwie habe ich wegen den ganzen Geschehnissen gesagt, dass ich heute Abend zu seiner Party komme."

"Ace? Wie dein Ace?" zögerlich nicke ich, senke meinen Blick auf den Teller, der von der komischen Wässrigen Brühe bestückt ist. "Nun, ich finde du bist alt genug um zu sagen, dass ihr wieder befreundet sein könntet. Und wenn du glaubst, dass du dir mit seiner Party ein wenig Erholung gönnen kannst, dann solltest du es tun. Nur solltest du deinem Vater nicht genau sagen, wo du hingehst." zweifelnd beiße ich mir auf meine Lippe, doch ich schätze Ace Party wird für alles gut sein, nur nicht für Erholung. "Beruhige dich." ermahnt sie mich schlussendlich.

(Ex)change-Was sind dir (deine) Geheimnisse wertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt