Kapitel 3-Erhitzte Erinnerungen

756 51 4
                                    

"Hast du es nicht gehört, Reese. Sie bleibt." der Spott mit dem er seine Worte über seine Lippen brachte, lassen Reese ihre Hände zu Fäusten ballen, wodurch sich ihre Nägel in ihre Haut bohren. Eine Eigenschaft, die ich ungern und viel zu selten bei ihr sehe. Aber ich kenne ihren Hass auf Ace und ich kenne ihre Abscheu gegen unsere vergangene Beziehung. Und auch, wenn ich Ablenkung brauche, auch wenn ich das hier brauche, so werde ich niemals dafür sorgen, dass meine beste Freundin, meinetwegen in eine unwohl fühlende Situationen gebracht wird. "Ace, vielleicht ist es doch besser, wenn ich gehe." überrascht zucken seine Brauen nach oben, während ich meine Hände auf seine lege, um sie von meiner Taille zu nehmen. Er scheint zu verstehen, dass ich kaum ein Widerwort zu hegen scheine, wodurch er ergeben nickt, mich jedoch an sich zieht. Seine Nase vergräbt sich in meine Halsbeuge. Es fühlt sich an wie vergangene Tage, wie die, bevor ich mit ihm Schluss gemacht habe. Bevor wir all das beendet hatten, was wir geliebt haben. Seine Umarmung, sein unregelmäßig- heißer Atem prallt auf meine nackte Haut und löst ein Feuer der alten Emotionen in mir aus. Eine Gänsehaut, die so oft ihre Geschichte erzählte. "Du weißt wo du mich findest, Scar." meine Augen schließen sich genüsslich, als ich den erwärmten Ring an meiner Schulter spüre, als ich seine weichen Lippen spüre, die sich auf meine Haut nieder legen. Nur kurz und nur andeutend, doch ich spüre sie als hätten sie sich auf meiner Haut eingebrannt. Selbst als er mich mit seinen blauen Augen betrachtet. Selbst als er sich distanziert und seine Hände in seine Hosentasche verschanzt.

"Lass uns gehen." japsend spüre ich Reese Hand an meinem Rücken, an dem sie mich aus dem Wohnzimmer leitet und mich meine Jacke von der Garderobe nehmen lässt.

Die warme und doch ausgekühlte Nachtluft schlägt mir sachte entgegen, als ich den ersten Schritt unter den Sternenhimmel setzte. Als wir uns von dem Grundstück bewegen und als ich noch immer das wild schlagende Herz in meiner Brust spüre. Eines, welches schmerzt, sehnt und lebt. Eines, welches nur nicht weiß, wofür es schlägt. Für Schmerz und Liebe oder für Liebe und Schmerz.

"Auch, wenn mein Bruder momentan ein Arsch ist, so wird er dich immer Lieben, egal wie weit ihr auseinander seid."

"Irgendwas stimmt nicht, Reese." kopfschüttelnd lasse ich meine Stirn gegen die Fensterscheibe gleiten und spüre die sachte Kühle auf meiner Haut. "Du meinst wegen Ian." ihre Zähne verankern sich auf ihrer Lippe, während ich nickend meine Lider aufeinander presse, um den Schwindel los zu werden. "Ich möchte nicht mehr leiden. Ich möchte einfach alles wie vorher haben, doch nun spüre ich nur diese Distanz in mir, und sie ist mir so fremd."

Erst am nächsten Morgen spüre ich die wahren Auswirkungen des Alkohols auf mir. Die pochenden Kopfschmerzen hinter meinen Schläfen, meine trägen Augen und das plätschern des Aquariums, welches mein Zimmer in beschlag nimmt. Krächzend schlage ich meine Augen auf und betrachte die groben Umrisse meines Zimmers, welche von den sanften Sonnenscheinen gezeichnet werden. Ich wickle meine Arme enger um mein Kissen, als ich die Gänsehaut über meinen Körper laufen spüre und ich den Alkohol verschmolzen mit der Hitze zu riechen bekomme. Es schnürt mir meine Lungen zu und lässt mich ebenso kraftlos auf den Rücken rollen, wie ich mit meinen Händen über mein Gesicht fahre und die Klumpen der vergangenen Mascara auf meiner Haut spüre.

Zögerlich richte ich mich auf und versuche die Wellen des Schwindels zu überstehen, ehe ich meine Füße auf den Teppich nieder lasse und mein Gewicht zu stemmen versuche. Und trotz das ich sorglos und ohne Zwischenfälle aus meinem Zimmer ins Bad gelange, so spüre ich die bleierne Schwere in meinen Knochen, die mich zum Boden bringen möchte. Und sobald ich die hell, reflektierenden Fliesen in meinen Augen stechen spüre, überlasse ich meinem Körper den Rest. Sachte lege ich mich auf den weichen Teppich, der sich an meine Haut schmiegt, während ich meine Augen schließe und bereits merke, wie die Schmerzen geringer werden.

"Carly, Schatz." stöhnend ziehe ich mich an dem Waschbecken hoch und lausche dem Klopfen an der Tür, dass von meiner Mutter verursacht wird. "Hm." mein Blick gleitet brummend zu meinem Spiegelbild und erst jetzt erkenne ich die wahren Spuren der vergangenen Nacht. Die Schlieren meiner Tränen und der schwarzen Wimpern-Chemie verlaufen über meine verblasste Haut.

"Geht es dir gut?" meine Mutter kann nicht sehen wie es mir geht, rede ich mir ein. Meine Mutter versteht mich nicht, versuche ich mir weis zu machen. Meine Mutter kann den Unterschied zwischen Spott und Besorgnis nicht unterscheiden- und doch höre ich das amüsierte kichern ihren Lippen entfahren, was mich stumm den Kopf schütteln lässt. "Bestens, Mom. Ich geh nur kurz duschen und komme dann."

Eine leise Zustimmung entflieht ihr, sowie ich meinen Finger über meine Wange gleiten lasse. Sowie ich die schwarzen Schlieren zu vernichten versuche und ebenso die Gedanken an die Vergangene Nacht. Meine Fingerkuppen gleiten über meine Schulter, meine Lider schließen sich, meine Lippen pressen sich aufeinander, als ich die Federleichte Berührung noch immer auf meiner Schulter spüre. Als ich den Bass unter meinen Füßen spüre, als ich das flackernde Licht gegen meine geschlossenen Augen sehe, als ich das warme Metall auf meiner Haut spüre, seine Lippen, seinen Blick auf mir spüre, seine Hände auf meiner Hüfte, dessen Griff fest genug waren, um mir all die vergangenen Momente erneut vorzuzeigen.

Meine Augen öffnen sich wieder und mit ihnen blicke ich in meine grauen. Zögernd entlasse ich die angestaute Luft und erhoffe mir damit, dass ich auch die Gedanken von mir schieben kann.

Ich blicke in die Augen meines Vaters, sobald ich die Terrasse betrete und die Tür hinter mir schließe. Das rascheln seiner Zeitung lässt mich gequält an den Tisch nieder, während ich versuche die Magensäure in mir hinunter zu schlucken. "Ich brauche keine Predigt." murmle ich leise. "Du brauchst mit deinem Erscheinen keine Predigt?" Ich möchte meinen Mund öffnen, um seine selbstbeantwortete Frage zu leugnen, doch er übernimmt das Wort.

"Was soll das für eine Party gewesen sein? Ihr seid Minderjährig und hätte man sich darüber beschwert, hätten wir dich von der Wache abholen dürfen." mir vergeht nicht der Ärger, der die Stimme meines Vaters dominiert. Der mich meinen Kopf zurück ziehen lässt.

Das kantschen des Stuhles schabt über den Steinboden, ehe er wortlos aufsteht und uns zurück lässt.

Erst der tiefe Luftzug meiner Mutter, lässt mich wieder meinen Blick heben und zu ihren Sanften Zügen schauen. "Du kennst seine Meinung zu Alkohol." Schulter zuckend richte ich mich auf und betrachte die hellen Sonnenstrahlen, die sich durch den Sonnenschirm bahnen und eine angenehme wärme auf meiner Haut auslösen.

"Dir ist bewusst das er auf dich steht?" schmunzelnd betrachtet mich Reese, als sie ihre Sonnenbrille in ihr Haar schiebt und sich mit ihren Ellenbogen aufrichtet. "Wer soll auf mich stehen?" meine Brauen zucken bei ihrem genervten Gesichtsausdruck nach oben. "Mein Bruder, Scar. Ich habe ihn letztens mit Cole reden hören." auf ihren Lippen legt sich ein wissendes schmunzeln, was mich nur noch sprachloser macht, während ich die röte auf meiner Wange zu verstecken versuche. "Du hast gelauscht."

"Dafür sind Schwestern da. Aber es geht darum, dass Ian über irgendein Mädchen redet, dass er gerne hat, aber in Sorge ist, dass sich etwas zwischen ihnen ändern würde." erst nun wird mir bewusst, dass sie sich absolut nicht sicher über das schlagende Herz ihres Bruders ist. "Du interpretierst da zuviel rein, Reese." seufzend lege ich meinen Kopf wieder auf meine Arme, um meine Augen erneut zu schließen und die Entspannung meinen Körper triumphieren zu lassen. "Hm, wenn du meinst, aber ich halte an meiner Theorie fest."

(Ex)change-Was sind dir (deine) Geheimnisse wertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt