Kapitel 8- Gelogene Wahrheiten sind die besten Geschichten

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Schwer atmend lausche ich dem steten Wasser, dass auf die Oberfläche des Aquariums fällt und eine Dynamische Welle in dem Becken entstehen lässt. Die kleinen Fische scheinen es akzeptiert zu haben, dass sie keine Ruhe besitzen werden und das sie immer gegen die Strömung kämpfen müssen. Zumindest erscheinen sie mir ruhig, aber es kann auch eine bloße Täuschung sein, die ich dort erkundet habe. Eine Täuschung von der man zu oft ergriffen wird und in den meisten Fällen weiß man dies nicht einmal.

"Deine Zeichnung ist noch immer nicht fertig." schmunzelnd reißt mich Reese aus meinen Gedanken, während ihre Finger über das Zeichen Papier fahren und die ersten und groben Linien entdecken. "Ich werde es wohl nie schaffen."

"Du kannst immer nur nicht zeichnen, wenn du viel zuviel in deinem Kopf hast. Liegt es an Ian?" skeptisch ziehe ich die Luft ein und lenke meine Aufmerksamkeit wieder auf den Schein meiner Lampe, der auf das Papier geworfen wird. "Nicht nur. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich die eigentlichen Dinge aus den Augen verliere, je näher ich dem Ziel komme." meine Lippen pressen sich aufeinander. "Tiefgründig." säuselt die Blondine mir gegenüber, ehe sie sich gegen meinen Schreibtisch lehnt. "Ging nicht anders."

"Vielleicht ist man gerade am Ende am verzweifeltsten." Murmelt sie leise. „Vielleicht erkennt man vor lauter Trübsinnigkeit nicht mehr, was das Ziel war und wie es sich zu Beginn noch anfühlte, als du daran dachtest." Ihre Worte bringen mich zum Nachdenken, aber je länger ich dies tu, desto schmerzhafter muss ich mir eingestehen, dass ich mich Fürchte.

"Vielleicht stehen wir aber auch erst am Anfang von allem. Und soglangsam bin ich es leid, nichts von allem zu wissen."

Meine Augen gleiten zu dem Display meines Handys, dass erneut schwarz werden möchte. Doch mein Finger hält es noch rechtzeitig auf, sodass ich weiter den Chat verfolgen kann. "Ich würde es lassen." gibt sie mir zu bedenken. "Ich möchte es auch lassen, mehr als alles andere. Aber ich weiß, dass er es nicht ist. Ian ist nicht so." energisch versuche ich sie von der Wahrheit zu überzeugen, aber sie schüttelt bereits ihren Kopf. "Menschen ändern sich. Besonders, wenn sie ein Jahr fort sind. Scarlett, du solltest beginnen zu akzeptieren." Ungläubig schließe ich mein Handy, während meine Augen über meine Schulter gleiten. "Es ist als würde ich aufgeben."

"Das meine ich nicht einmal. Du sollst nicht aufgeben, aber die zwei Wochen ohne Kontakt haltet ihr noch aus." ich versuche die Enttäuschung zu unterdrücken, aber mit allen Mitteln spüre ich nur die leiernde Müdigkeit, die an mir zerrt, sowie die ständige Übelkeit, der ganzen Geschehnissen.

"Es sind nicht zwei Wochen in denen wir keinen Kontakt haben. Es sind bereits neun Wochen in denen er den Kontakt abgebrochen hat. Sieben bescheuerte Wochen in denen meine Gedanken mich verrückt werden lassen.

Ich habe Ace aufgesucht, um ihn nach seinen Antworten zu fragen." Mein Blick hebt sich, nur um in ihre aufgerissenen Augen zu erblicken.

Erschöpft zerre ich an meinen Haaren, ehe ich aufstehe und unruhig durch mein Zimmer trete. "Du hast ihn aufgesucht? Scar wieso hast du ihn aufgesucht?" verständnislos krächzend lässt sie sich in den Stuhl gleiten, derweil ihre Augen sich auf mich fokussiert haben. "Vor einer Woche, bevor ich zu Edwin gefahren bin, war ich bei ihm. Er weiß irgendwas." Reese kennt Ace nicht und doch scheint sie zu verurteilen. Ich Liebe sie wirklich, doch sie legt sich bereits bei dem ersten Blick ihres Gegenübers fest, ob dieser eine gute oder schlechte Person ist.

"Das kann nicht dein ernst sein. Du suchst deinen Ex auf, weil du fragen über deinen Freund hast. Warum tust du sowas?" die Missbilligung die sie befällt, lässt mich inne halten und meine Augen zu schlitzen verziehen. "Warum bist du so dagegen, dass ich versuche herauszufinden, was mit deinem Bruder ist?" angespannt ballen sich meine Hände zu Fäusten.

(Ex)change-Was sind dir (deine) Geheimnisse wertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt