Kapitel 8

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Es war eine komische und gedrückte Stimmung, als sich alle Lichter vor dem Osttor versammelt hatten. Die Sonne war schon hinter den Mauern verschwunden und tauchte die Lichtung in ein mystisches Orange. Ausnahmslos alle Lichter mussten hier her kommen, so hatte Alby es gesagt, um mit an zugucken, was mit Ben passierte. Nur leise und gedämpfte Unterhaltungen zwischen den Lichtern waren zu hören. Ich lehnte mich mit verschränkten Armen gegen einen der Bäume und beobachtete das ganze Geschehen von der Seite.

Gerade, als die Läufer, die noch irgendetwas Wichtiges in diesem merkwürdigen Häuschen machen mussten, zu den anderen Lichtern stießen, rief Alby laut aus: „Bringt ihn her!"

Ich spürte Wut in mir aufsteigen. Wut auf diese Bestrafung. Konnte man denn nichts anderes machen? Musste man Ben in den sicheren Tod zu diesen Dingern da draußen schicken? Konnte man ihn nicht einen Monat in den Bau stecken oder etwas ähnliches? Ben war doch krank gewesen, oder etwa nicht? Waren das etwa keine mildernden Umstände?

Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Am liebsten würde ich etwas tun; aber was?

„Untersteh dich", flüsterte Newt mir zu, der direkt neben mir stand. Auch er hatte seine Arme verschränkt, die Anspannung war ihn anzusehen.

„Ich mach doch gar nichts", fauchte ich, aber meine Stimme brach, als ich erkannte, wie drei große Jungen hinter dem Gehöft auftauchten und eine Gestalt mit sich schleppten. Diese Gestalt war Ben. Ein großer Verband, der blutrot angelaufen war, war um seinen Kopf gebunden, der wiederrum schlaf zur Seite hing. Er machte keine Anstalten zu laufen, geschweige denn sich überhaupt zu bewegen. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gedacht, dass er tot war. Aber als er an mir vorbei getragen wurde, erkannte ich, dass seine Augen weit aufgerissen waren. Erfüllt von Angst und Panik.

Ich biss mir auf meine Lippen, um meine Wut zu unterdrücken, als Alby leise zu Newt sagte: „Hol die Stange."

Was auch immer „die Stange" war, mit Sicherheit war es etwas Schreckliches...

Newt nickte dem Anführer ohne jegliche Emotionen steif zu

„Denk dran was ich dir gesagt habe", sagte er mir, als sich Richtung Geräteschuppen aufmachte. Ich musste mit den Augen rollen. Gefühlte tausendmal bevor Newt und ich uns hierher aufgemacht hatten, hatte er mich davor gewarnt irgendetwas gegen diese Bestrafung zu machen. Er meinte, dass ich es einfach „runterschlucken" sollte, anstatt etwas dagegen zu tun und selbst Gefahr zu laufen verbannt zu werden. Auch wenn ich am liebsten etwas getan hätte, versuchte ich so ruhig zu bleiben wie es mir nur irgend möglich war – Newt zuliebe, da er mich sonst wahrscheinlich umbringen würde.

Mein Blick schweifte über die anderen Lichter, die allesamt still geworden waren zu Thomas, der nur ein paar Meter neben mir stand und starr zu Ben blickte, der sich immer noch nicht werte.

„Du hast dir selbst zuzuschreiben, was dir passiert", sagte Alby zu Ben, aber laut genug, dass es alle verstanden.

Ich konnte nicht hingucken und wendete meinen Blick weg. Newt, zu dem ich jetzt blickte, lief gerade wieder zurück von dem Geräteschuppen. In seiner Hand hielt er eine sicherlich sechs Meter lange Stange, die unangenehm über den Steinboden scharrte. Mit einer eiskalten Miene übergab er den Stab Alby, der sich mit einem Nicken bei ihm bedankte. An einem Ende der Stange baumelte eine Art Lederband mit einem Druckknopf.

Ein Halsband schoss es mir auf einmal durch den Kopf. Mein Magen drehte sich um, als ich realisierte, dass mein Gedanke richtig war. Sie würden Ben mit dieser Leine ins Labyrinth schicken...

Mein Herzschlag erhöhte sich und ich atmete tief ein und aus. Meine Augen hatte ich geschlossen. Ich wollte – ich konnte – das ganz einfach nicht mit ansehen.

Alles, was wir geben mussten ~Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt