Kapitel 20

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Es war schon lang, nachdem die Sonne untergangen und die Tore sich geschlossen hatten, als Newt mich im Bau besuchen kam. Mit einem lauten Knarzen öffnete er die Tür erst und schloss sie dann wieder hinter sich. Er hatte eine Taschenlampe und ein Beutel dabei, als er sich zu mir auf den Boden setzte und fragte: „Und? Alles okay bei dir?"

Mein Blick verriet wahrscheinlich schon alles über meine Gesamtsituation, denn Newt guckte mich mitleidig an. Der Tag war der reinste Reinfall gewesen.

„Nein, nicht ist in Ordnung", zischte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust, „Gally ist ein Arschloch, ich habe mir ungefähr 1 000 Mal mit den Hammer auf den Daumen gehauen, der sich inzwischen anfühlt als würde er absterben, ich darf die Nacht hier auf dem harten Betonbunkerboden verbringen und mein Magen knurrt wie verrückt – die Portionen Wasser und Brot von euch sind echt läppisch!"

„Tut mir leid, wenn dein Tag so schlecht war", meinte er, „aber zumindest gegen den Hunger und den harten Betonboden kann ich etwas tun."

Er überreichte mir den Beutel und zwei Decken, die er sich unter den Arm geklemmt hatte mit einem aufmunternden Grinsen. Auch wenn mir gerade alles andere als nach Lachen zumute war, schenkte ich ihn ein Grinsen zurück – er meinte es ja nur gut und ich schätzte sehr, dass er mich hier besuchen kam.

„Du bist echt meine Rettung, Newt", bedankte ich mich bei ihm, als ich mich auf die weiche Wolldecke setzte und den Beutel öffnete. Genau in dem Moment hätte ich mir nichts Besseres vorstellen können: Tomate-Mozzarella Sandwich. Das Wasser lief mir schon im Mund zusammen bevor ich überhaupt hineingebissen hatte.

„Kein Problem", winkte er ab, „hoffe du würdest das gleiche auch für mich machen, wenn ich hier hocken würde."

„Klaro", schmatzte ich etwas ungeniert, „du bist ja auch immer für mich da. Vor allem, wenn solche Arschlöcher wie Gally zuschlagen."

„Willst du mir erzählen, was er gemacht hat?", fragte Newt, der sich gegen die Betonwand gelehnt hatte und die Taschenlampe so hielt, dass das grelle Licht die Decke anleuchtet und niemanden von uns blendete.

„Nur zu gerne", knurrte ich, als ich mein Sandwich nach gefühlten Sekunden verschlungen hatte, bei den Gedanken an Gally, „weißt du, ich kann halt nicht mit Werkzeug umgehen-" Ich erkannte schon den Anflug eines Grinsens in Newts Gesicht, da er wahrscheinlich Kopfkino hatte, wie ich mir total den Hammer auf meinen Daumen drosch. „-daran ist ja auch nichts verwerflich, oder? Aber Gally läuft mir den ganzen Tag hinterher und schaut mir dabei zu, wie ich verkacke und lacht mich dann aus anstatt mir zu helfen! Dann reißt er die ganze Zeit so dämlich Witze, die nicht einmal lustig sind und sobald ich auch nur eine Sekunde nicht arbeite, brüllt er mich an. Ich hab einfach keine Lust mehr, Newt."

Der Junge blickte mich eine Weile an und meinte dann: „Ich könnt dir jetzt eine ewige Moralpredigt darüber halten, dass Strafen nun mal nicht schön sind und das die nächsten sechs Tage auch vorbei gehen werden, aber ich weiß, dass es dich nicht trösten wird. Das ist einfach totaler Klonk, das wissen wir beide, aber da gilt einfach Augen zu und durch. Glaub mir, bei mir ist es auch nicht besser."

„Was ist denn bei dir?", wollte ich wissen, in der Hoffnung eine Millisekunde nicht an meinen abgrundtiefen Hass gegenüber Gally zu denken.

„Es ist wegen Alby", seufzte Newt und raufte sich mit seinen Händen, die inzwischen in keine Verbände mehr gewickelt waren, aber mit großen, verkrusteten Wunden übersaht waren, durch die Haare, „er möchte nicht mehr Anführer sein. Er meint, dass er das nicht mehr hinbekommt nach der Verwandlung und so."

„Ist er denn anders als davor? Ich kann es ja nicht beurteilen; ich kenne ihn ja nicht wirklich."

„Keine Ahnung, was mit dem Strunk ist – der will ja auch nicht drüber reden. Und das eine Mal, als er mit Thomas versucht hat drüber zu reden, direkt nach seiner Verwandlung, hat er sich ja versucht selbst zu erdrosseln."

Alles, was wir geben mussten ~Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt