Kapitel 23

345 18 1
                                    

„Muss das wirklich sein?", fragte ich Newt leise, als wir kurz vor Morgengrauen über die totstille Lichtung Richtung Bau liefen.

„Nur für den Anfang", versicherte er mir und verschränkte seine Finger mit meinen, was mir immer noch eine schreckliche Gänsehaut verpasste, da ich es noch nicht gewohnt war, „die Strünke sollen jetzt noch nichts von uns wissen."

„Na gut", brummte ich und kickte einen Stein mit meinem Fuß weg, der über den zersprungenen Stein des Vorplatz hüpfte.

„Brauchst gar nicht so einen auf eingeschnappt machen", feixte er und trat den Stein, den ich gerade vor ihn gekickt hatte, weiter nach vorne, „stell dir mal das Tam-Tam vor, das die daraus machen würden, wenn sie wüssten, dass wir zusammen sind – denk allein schon an Minho, der würde uns den ganzen Tag damit aufziehen."

„Aber es ist mir egal, Newt!", sagte ich laut, wofür ich nur ein genervtes „Sssscccch!" von dem Jungen erntete, „Jeder kann es doch wissen!"

„Bald gerne, aber nicht jetzt", erwiderte er, als wir am Bau angekommen waren und er mir wie ein wahrer Gentleman die Tür aufhielt. Die ersten Anzeichen des Morgengrauens machten sich schon hinter den riesigen Betonmauern breit, „und jetzt rein da, bevor die anderen merken, dass du bei mir geschlafen hast, denn dann würden wir wirklich Probleme kriegen."

Ich schüttelte grinsend meinen Kopf, stellte mich auf die Zehnspitzen und drückte Newt einen kurzen Kuss auf Lippen, bevor ich in den Bau eintrat und er die Tür hinter mir absperrte.

„Bis heut Abend", meinte er noch durch die Tür und dann hörte ich wie seine Schritte immer leiser wurden, als er ging. Ich konnte es nicht glauben. Es war surreal. Newt und ich hatten uns geküsst. Geküsst!

Hätte ich jetzt mein Spiegelbild gesehen, dann wäre es wahrscheinlich das glücklichste gewesen, das ich seit ich hier auf der Lichtung angekommen war, gesehen hätte. Wie ein kleines Kind, das sein Wunschweihnachtsgeschenk bekommen hat, hüpfte ich im Bau auf und ab. Obwohl ich so gut wie gar nicht geschlafen hatte, fühlt ich mich kein bisschen müde. Das Adrenalin hielt mich wach.

Es war sicherlich nicht viel länger als eine Halbestunde, in der ich gerade einmal zur Ruhe gekommen war und nicht geschlafen hatte, als die Tür erneut aufging, aber zu meinem Leid nicht Newt sondern Gally eintrat, der mich mit seinen gelben Zähnen finster angrinste.

„Aufgestanden du Strunk", rief er und klatschte laut in die Hände. Wahrscheinlich hatte er gehofft mich so möglichst unsanft zu wecken, aber zum Glück hatte ich ja nicht geschlafen.

„Guten Morgen, Gally", begrüßte ich ihn übertrieben freundlich und stand von dem kalten Betonboden auf. Sein Gesichtsausdruck über meine gute Laune zu dieser frühen Stunde war einfach unbezahlbar gewesen; ich musste mir einen Lacher verkneifen.

„Warum so gut drauf?", fragte er mich verwirrt und überreicht mir meinen Beutel mit Brot und Wasser, der mein Frühstück sein sollte.

„Ach", meinte ich, „ich freue mich halt echt darauf weiter als Baumeisterin arbeiten zu können."

Es machte echt unglaublich viel Spaß seinen entsetzten Ausdruck über meine Aussagen sehen zu können. Das könnte ich mir fast den ganzen Tag geben.

„Na dann", erwiderte er immer noch mit einem verstörten Gesichtsausdruck, „soll sich dein Wunsch erfüllen. Komm mit, Strunk – essen kannst du während wir laufen."

Der Hüter der Baumeister ging im Laufschritt voraus und zu meiner Überraschung nicht Richtung Gehöft, an dem wir die letzten zwei Tage gearbeitet hatten, sondern zu einer kleinen Hütte in der Nähe des Waldes am Osttor. Während dem Laufen verschlang ich meine zwei Scheiben trockenes Brot und meine Flasche Wasser, was nicht gerade satt machte, aber es war mir gerade total egal. Ich hatte das Gefühl als würde ich auf Wolke zehntausend schweben. Es fühlte sich so an, als würde etwas Warmes durch meinen Körper strömen.

Alles, was wir geben mussten ~Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt