Kapitel 27

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Er zog mich etwas unsanft, da ich nicht gerade viel Lust auf Arbeiten hatte, von der Bank hoch wieder Richtung Gehöft, in dem die Sanis immer die Kranken und Verletzten versorgten. Laut Newt verarzten die Sanitäter die meiste Zeit die Schlitzer, die sich beim Umgang mit ihren scharfen Schlachtwerkzeugen selbst verletzten, oder Läufer, die sich beim Laufen gestolpert waren. Wirklich verlockend klang nichts davon, aber es war sicher besser als die Arbeit bei den Baumeistern, die ich kein bisschen vermisste – vor allem nicht Gally, der zurzeit im Bau war und dort hoffentlich vergammelte.

„Jo Jeff – Clint", begrüßte Newt die beiden Sanis, als wir in den Raum eintraten. Bei seiner Begrüßung hörte ich schon, dass ihn die beiden deutlich sympathischer waren als die Baumeister oder die Eintüter, die er damals ziemlich halbherzig begrüßt hatte. Und meine Schlussfolgerung daraus war, dass wenn Newt sie mochte, sie echt nicht so schlimm sein konnten.

Die beiden Jungs nickten Newt als Antwort zu und einer der beiden – der Dunkelhäutig – stand von dem Tisch, an dem sie bis gerade gesessen hatten auf und kam uns entgegen.

„Tori, dass ist Jeff", stellte Newt mich vor, „Jeff, dass ist Tori – du kennst sie ja sicher schon."

Der Junge schüttelte mir etwas grob die Hand, aber lieber ein etwas ruppiger Handdruck als einer ohne jegliche Kraft.

„Na dann ist ja alles klar bei euch", meinte Newt und klatschte begeistert in die Hände, „ich komme Tori heute Abend wieder abholen. Bis dann!"

Er verschwand mit einem letzten aufmunternden Lächeln wieder aus der klapprigen Holztür und ließ mich mit den beiden Jungs allein. Jeff stellte mich danach Clint vor – ein relativ kleiner, plumper Junge mit schulterlangen braunen Haaren, der seine Arbeit für sehr wichtig hielt. Die beiden schienen für die Verhältnisse hier auf der Lichtung echt nett zu sein, aber besonders gesprächig waren sie nicht, was oft zu – aus meiner Sicht – ziemlich peinlichen Stillen führte.

Die erste Stunde zeigte mir Clint, der der Hüter der Sanitäter war, wo sich alles in den kleinen Raum befand. Es gab zwei Betten – eins davon besetzt von Teresa, die aussah als würde sie schlafen und das andere war frei für Patienten, die noch kommen würden. Neben den beiden spartanischen Betten gab es einige Schränke mit Verbänden, Pflastern, irgendwelchen Wundheil- und Entzündungshemmenden Salben, Spritzen, Medikamenten und Decken für die Kranken. Viel mehr gab es in den Raum nicht zu sehen. Für das kleine Zimmer war allerdings – wie ich fand – ziemlich viel los. Allein am Vormittag kamen sicherlich vier oder fünf Lichter mit den unterschiedlichsten Problemen: Zwei hatten sich bei der Arbeit geschnitten, einer war im Gehöft auf eine morsche Bodendille getreten, die eingekracht war und hat sich dabei einen riesigen Spreißel eingefangen, was mein Vertrauen in das Gebäude nicht gerade bestärkte, und der letzte hatte einen Verbandswechsel von einer Verletzung von vor ein paar Tagen. Zwar war die Arbeit nicht wirklich der absolute Hammer, aber sie machte mehr Spaß als erwartet und ein weiterer Pluspunkt war, dass ich meine Mittagspause wirklich freimachen konnte.

Mein erster Weg führte schnurstracks in die Küche, wo ich mir eine extra große Portion von Bratpfannes Bratkartoffeln holte, da ich mein Frühstück heute Morgen leider nicht ganz aufgegessen und jetzt schrecklichen Hunger hatte. Auf der Suche nach einem geeigneten Platz zum Essen fiel mir auf, dass die Stimmung zwischen den Lichtern mal wieder angespannt war – es musste wieder etwas geben, da ich verpasst hatte. Irgendwie hatte ich das Gefühl alles, was hier auf der Lichtung passierte, als Letzte mitzubekommen.

„Hey Chuck", grüßte ich den Jungen, als ich ihn ganz allein an einen der Picknicktische sitzen sah und mich zu ihm gesellte, „weißt du was los ist?"

Der Junge wirkte so seltsam ungezwungen während er seine Bratkartoffeln mit Bratwürstchen verschlang und mir schmatzend antwortete: „Alle drehen am Rad wegen der Box. Heut sollte sie eigentlich mit neuen Vorräten ankommen."

Alles, was wir geben mussten ~Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt