So schnell wie möglich hetzte ich um die Ecke; meine Haare klebten mir von dem Schweiß auf meiner Stirn im Gesicht fest. Mein Atem rasselte und ich bekam kaum noch Luft – aber ich musste weiter. Immer weiter und weiter. Grauenvoll altbekannte Geräusche hallten von den Betonwänden in meine Ohren.
Surr-Klick-Klick.
Schneller, immer schneller rannte ich um die Abzweigungen, wobei meine Schuhe über den harten Steinboden kratzten. Die grauen Wände mit den grünen Efeupflanzen dran verschwammen zu Schatten, während ich in Höchstgeschwindigkeit an ihnen vorbei rannte. Gerade, als ich um die nächste Ecke rannte, erkannte ich, wie sich eine Art schwarzes Nichts vor mir auftürmte. Ich war an der Klippe; hier konnte ich den Griewer loswerden!
Die Geräusche hinter mir wurden immer lauter und lauter. Surr-Surr. Ein paar Schritte vor dem Abgrund blieb ich stehen und blickte mich nach dem Monstrum um, das mich verfolgte. Aus dem Körper des Griewers schossen die Spikes, die über mit einem lauten Scharben von Metall auf Stein über den Boden kratzen. Ich musste wegspringen bevor mich das Vieh mit in den Abgrund ziehen würde. Aber auf einmal war ich wie gelähmt. Ich konnte sehen wie das Monster auf mich zurollte, aber ich konnte nichts machen. Die Spikes schossen aus dem wulstigen Körper des Ungetüms, während es seine grauenhaften Greifarme nach mir ausfuhr. Es kam Meter für Meter näher und ich konnte mich einfach nicht bewegen. Warum?!
Aber – es waren nur Zentimeter der Griewer mich erreichte – rutschte ich in eine Art schwarzes Loch. Das Labyrinth mit seinen riesigen Mauern und der unendlich wirkenden Klippe verschwanden und ich fand mich in einem Raum wieder.
Es war ein ziemlich kleiner Raum; höchstens 20 Quadratmeter. Er hatte weiß gefliesten Boden, der sauber poliert war, nicht ein Streifen war zu sehen. Die Wände waren in einem hellblau gestrichen, er wurde durch helle Neonröhren beleuchtet und nur ein paar graue Stahlbänke standen in dem Raum verteilt. Ich erkannte zuerst ein kleines Mädchen, das einsam auf einer der Bänke saß. Es hatte lange rote Locken, unzählige Sommersprossen in dem Gesicht und riesige dunkelbraune Augen – sie war ich nur vor ungefähr zehn Jahren. Ich saß auf einer Bank und ließ meine Beine baumeln, die nicht einmal bis zum Boden reichten – schon damals war ich so winzig gewesen. Mein Ich vor zehn Jahren hatte ein grün-weiß gestreiftes Kleid an und darüber eine braune Strickjacke, die aussah, als wäre sie selbst gestrickt worden. Ein paar andere Kinder – mindestens acht - saßen noch in den Raum, allerdings auf einer anderen Bank, und ich erkannte, dass alle ziemlich verunsichert aussahen und bedröppelt auf den Boden starrten. Nur ein kleiner Junge, der höchstens sieben Jahre alt war – er hatte hellblonde Haare und war ziemlich dünn -, stand von seinem Stuhl aus der einen Ecke auf und lief zu meinem alten Ich.
„Hey", sagte er mit einer niedlich sanften Stimme und setzte sich neben mich auf die Bank, „ich bin Newt und ich mag dein Kleid – Grün ist meine Lieblingsfarbe."
Der Junge war Newt! Jetzt, als er es sagt, erkannte ich es auch. Er hatte dieselben kastanienbraunen Augen wie heute und dasselbe verschmitzte Lächeln.
„Hallo, ich bin Tori", begrüßte ich ihn zurück, „ich mag deine Haare, die sind echt fluffig."
Mein altes Ich wuschelte ihn durch die Haare und die beiden grinsten sich an, doch plötzlich verschwand der Raum so schnell, wie er aufgetaucht war, in einer Art schwarzen Sog.
Ich war wieder im Labyrinth – aber diesmal war ich nicht allein. Das Mädchen – ich vor zehn Jahren – und der kleine Newt waren diesmal aber dabei.
Klick-Klick Suurrrr.
Ich drehte mich geschockt nach den Griewergeräuschen um. Wir standen wieder an der Klippe und der Griewer schottete unseren Weg ab, denn er rollte so schnell wie es ihm nur möglich war direkt auf mich – auf die Kinder – zu. Laute Kinderschreie hallten in meinen Ohren. Mein altes Ich und Newt standen uns im Arm liegend da und schrien aus allen Leibeskräften. Die Kinder mussten gerettet werden!
So gut es mir möglich war, zog ich die beiden weg, als der Griewer mitten auf sie zusteuerte und seine Greifarme nach ihnen ausfuhr.
Und auf einmal war alles gestoppt, so als hätte jemand den Pauseknopf gedrückt und alles um mich herum eingefroren wäre, nur nicht ich selbst. Der Griewer stand nur Zentimeter von den beiden Kindern, denen selbst die Tränen auf den verzweifelt verzerrten Gesicht eingefroren waren, weg, seine Waffen nach ihnen ausgefahren. Aber bevor ich die groteske Situation richtig realisieren konnte, war es, wie als würde ich von einem Arm aus einer anderen Realität weggerissen werden.
Ich schreckte hoch und sog so viel Luft, wie ich nur bekommen konnte in meine tauben Lungen, den Traum immer noch direkt vor meinen Augen.
„Keine Sorge, es war nur ein Traum", sagte eine Stimme aus der Finsternis – es war Newts Stimme. Ich spürte, wie er sich neben mich setzte und einen Arm um mich legte, als das trübe Licht der Nachttischlampe anging.
Mein Herz raste so schnell und schlug so hart gegen meinen Brustkorb, dass ich das Gefühl hatte, es müsste jeden Moment explodieren. Ich spürte, wie mir der Schweiß von der Stirn lief.
„Es war nur ein Traum, Tori", redete mir Newt ein, während er mit seiner Hand sanft über meinen Rücken strich, „es war nur ein Traum."
Aber war es das wirklich gewesen? War es nur ein Traum oder auch eine Erinnerung? Der Teil in den mysteriösen Raum, als Newt und ich noch Kinder gewesen waren, schien so real gewesen zu sein...
„Willst du vielleicht ins Bad und dich frisch machen?", fragte Newt mich, als ich begann mich wieder langsam zu beruhigen; das Bild des Griewers, der uns als kleine Kinder angegriffen hatte, hing mir immer noch wie ein finsterer Schatten im Gedächtnis nach.
„Ja – ja", stammelte ich, „das wäre gut."
In meinen Kopf schien sich alles zu drehen, als Newt meine Hände nahm und mich hochzog.
„Alles okay?", wollte er mit einen kritischen Blick auf mich wissen, „Siehst aus wie Klonk."
„Weißt du was komisch ist?", fragte ich ihn, als er mir mit den ersten unbeholfenen Schritten half, indem er mich stützte, „Bis heute hab ich keine Ahnung, was manche dieser „Lichterwörter" heißen. Und „Klonk", gehört dazu."
Er grinste etwas schief und meinte: „Klonk ist unser Wort für Scheiße."
„Na dann fühle ich mich wie Klonk", erwiderte ich, als mein Kopf schrecklich brummte und pochte und sich plötzlich alles anfing um mich zu drehen. Alles verschwamm vor meinen Augen, als ich zur Seite wegknickte.
„Wowowow", rief Newt und fing mich kurz bevor ich auf den Boden aufknallte auf, „Tori? Soll ich die Sanis holen?"„Nein, nein, nein", lehnte ich ab und versuchte mich wieder aufzuraffen, „es – es ist nur-"
„Es ist was?", fragte er mich mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Nichts", seufzte ich und versuchte wieder aufzustehen, was mir aber nicht gelang und Newt mich wieder auffangen musste.
„Ich glaube, dass wir das anders lösen", meinte er und ohne, dass ich mich dagegen wehre konnte, hob er mich hoch und trug mich im Dämmerlicht, das durch die Fenster schien, die Treppe hinunter bis in den kleinen Waschraum. Mit seinen Fuß kickte er die Tür auf und setzte mich auf den Fliesenboden ab, der angenehm kühl war und meinen Kopf gut tat.
„Ich glaube, dass wir, wenn die Sanis wach sind, sie holen sollten. Die sollen dich nochmal durchchecken – du siehst gar nicht gut aus", meinte er mit einem besorgten Blick auf mich, während er ein Waschlappen am Waschbecken nass machte.
Am liebsten hätte ich verneint, dass ich einen Arzt brauchte, aber ich fühlte mich wirklich grauenvoll – ob es nur wegen dem Albtraum oder auch wegen meinem Gesamtzustand war, wusste ich nicht. Wahrscheinlich war es eine Kombination aus beiden.
Newt kniete sich mit einem Waschlappen in der Hand neben mich und wischte mir vorsichtig den Schweiß von der Stirn, als plötzlich ein Schmerzensschrei durch das Gehöft hallte, der mich zusammenzucken ließ. Es war Alby, der wieder schmerzen bei der Verwandlung hatte. Das Gesicht des Jungens verzog sich bei den Aufschreien seines Freundes das Gesicht, so als würde er das gerade mit fühlen.
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Alles, was wir geben mussten ~Maze Runner FF
Hayran KurguDas einzige, woran sich Tori erinnern kann, als sie auf der Lichtung aufwacht, ist ihr Name. Keine Gesichter aus ihrer Vergangenheit, keine Bilder ihrer Freunde oder Familie - nichts. Schon bald erfährt sie, dass es allen auf der Lichtung genau glei...