Kapitel 13

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Es war eine gefühlte Ewigkeit, in der keiner von uns drein ein Sterbenswörtchen sagte. Wir alle waren am Ende unserer Kräfte und Nerven. Ich hätte mir keine schlimmere Nacht in meinen ganzen Leben ausmalen können, als diese hier, aber wir hatten überlebt – ich hatte überlebt. Vereinzelte Tränen kullerten meine Wangen hinunter. Ob es Freunden-, Schmerz- oder Trauertränen waren konnte ich nicht sagen – wahrscheinlich war es alles davon.

„Aber jetzt verrat mir mal bitte mal was", meinte Minho, der sich an die Wand mir gegenüber gelehnt hatte, zu mir gerichtet; er war immer noch außer Atem, „was machst du hier? Du bist nicht in das Labyrinth gerannt wie Thomas, als du uns gesehen hast."

Ich blickte zu Thomas, der neben mir an die Wand gelehnt saß. Er war, als er Minho und Alby gesehen hatte ins Labyrinth gegangen, um ihnen zu helfen? Das war im Gegensatz zu mir Heldenhaft. Aber wenn er hineingelaufen war, um Minho und Alby zu helfen, wo war Alby jetzt?

„Äh lange Geschichte", entgegnete ich kurz, da ich immer noch keine Ausrede bezüglich der Labyrinthsache parat hatte, versuchte dann aber vom Thema abzulenken, „wo ist Alby eigentlich?"

Minhos und Thomas' Blicke wurden augenblicklich schockiert, sicherlich darüber, dass sie ihn in all dem Trubel gerade vergessen hatten.

„Wir müssen ihn holen – sofort", sagte Thomas und zog sich sichtlich unter Schmerzen an der Wand hoch. Zwar war es nicht direkt eine Antwort auf meine Frage, aber wenn er nicht sofort sagte, dass Alby tot war, dann war das meiner Ansicht nach schon einmal beruhigend.

„Was hast du mit ihm gemacht?", fragte Minho keuchend, als er aufstand und sein Bein hielt, das der Griewer erwischt hatte.

„Wie was hat Thomas gemacht?", wiederholte ich verwirrt, „Warst du nicht dabei?"

Minho blickte mich als Antwort nur finster an, was mir genug über die Umstände verriet, aber dennoch nahm ich mir vor noch mehr herauszufinden, und ohne dass irgendjemand etwas dazu sagte gingen wir zurück Richtung Lichtung. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn wir gerannt wären und das Labyrinth schnellstmöglich verlassen hätten, allerdings hatte ich ganz einfach keine Kraft mehr dazu und außerdem tat mir das Bein so schrecklich weh, das der Griewer vorhin erwischt hatte. Mehr humpelnd und vor Schmerz und Hunger ächzend als wirklich laufend, gingen wir immer weiter. Keiner sagte nur ein Sterbenswörtchen, bis wir kurz vor dem Westtor angekommen waren und Thomas auf einmal schrie: „Da sind sie!"

Erst als ich auch um die Ecke bog verstand ich, wen Thomas mit „sie" meinte – es waren die anderen Lichter. Genauer gesagt eine Gruppe von ihnen.

Mein Herz machte einen Sprung, als ich erkannte, dass Newt auch dabei war. Genau im dem Moment, als ich ihn anguckte, erkannte er auch mich. Er sah grauenvoll aus; sicherlich nicht weniger schlimm als ich. Seine Augen waren rot und geschwollen, seine eh schon immer unordentlichen Haare schlimmer zerzaust als jemals zuvor und seine beiden Hände waren in großen Verbänden eingewickelt. Bevor ich mich jedoch fragen konnte, was auf der Lichtung passiert war, kam er humpelnd zu uns gerannt.

„Was hast du dir dabei gedacht?!", schrie er mich an, als wir nur noch wenige Schritte voneinander entfernt waren. Seine Stimme war wutentbrannt, sein Ausdruck ebenso, aber als er auf mich zukam und ich dachte, dass jetzt sonst etwas passieren würde, machte er etwas ganz anderes. Er umarmte mich. Und das so stark, dass ich fast von meinen wackeligen Beinen gerissen wurde. In diesem Moment war das das Beste, was mir passieren konnte.

„Du Strunk hättest sterben können", sagte er mir immer noch deutlich die Wut aus der Stimme hörend, aber er drückte mich ganz fest an sich. Es fühlte sich gut an; irgendwie nach zu Hause, obwohl ich nicht einmal wusste, wie sich dieses anfühlen sollte. Ich fühlte mich in Sicherheit, was ich schon dachte nie wieder spüren zu können. Sein Geruch einzuatmen, ihn zu sehen, mit ihm zu reden, ihn im Arm zu halten – ich hätte gedacht dass ich das je wieder tun zu können.

Alles, was wir geben mussten ~Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt