Kapitel 29

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Die Sonne brannte wie ein hellorangener Feuerball, der senkrecht über der Lichtung stand, vom Himmel und brutzelte alles weg, dass bei drei nicht irgendwo im Schatten war. Als ich auf dem Weg zum Mittagaessen allein am Waldrand entlang lief, wo die Bäume mir angenehmen Schatten vor der sägenden Hitze spendeten, fragte ich mich, ob es hier jemals geregnet hatte. Zumindest die nicht einmal ganz drei Wochen, die ich hier verbracht habe, war so gut wie nie auch nur ein Wölkchen am Himmel zu sehen gewesen. Wasser bekamen die Lichter aus den unterirdischen Leitungen – das hatte Newt mir zumindest erzählt.

Ich hatte so ein merkwürdiges Bauchgefühl, als ich an Regen dachte. Regen. Zwar wusste ich, was Regen war und wie er aussah, aber ich wusste nicht, wie er sich anfühlte. Dieser komische Gedankengang verwunderte mich selbst, denn eigentlich war Regen doch in der Welt draußen etwas normales, oder? Als Kind musste ich ihn doch einmal gespürt haben...

Kopfschüttelnd darüber, wo meine Gedanken inzwischen schon gelandet waren, stapfte ich weiter Richtung Küche, von der aus schon ein fantastischer Duft von Pommes ausging. Mich wunderte es, dass die Lichter sogar eine Fritteuse hatten. Wenn man davon absah, dass wir in einem Labyrinth mit Monstern, die dieses bewachten, dass wir keine Erinnerungen an unser Leben hatten und dass unser Nachschub nicht mehr kam und wir somit langsam aber sicher dem Ende ausgesetzt waren, konnte man das Leben hier auf der Lichtung echt genießen.

Plötzlich wuschelte etwas direkt neben mir laut und ein silberner Lichtstrahl blendete mich. Vor lauter Schreck zuckte ich zusammen und blickte hoch in die Baumkrone. Gerade noch so, kurz bevor das Ding verschwand, konnte ich erkennen, wie ein silberner Echsenförmiger Körper zwischen den Geäst verschwand. Eine Käferklinge.

Noch nie waren mir die Käferklingen auf der Lichtung aufgefallen. Eigentlich hatte ich bis jetzt eh nur eine einzige gesehen und das war in der Nacht im Labyrinth. Newt hatte gesagt, dass sie die Spione der Schöpfer sind. Merkwürdige Spione, die vor den Lichtern flüchteten, oder?

„Faszinierende Dinger diese Käferklingen, was?", fragte wie aus dem Nichts eine Stimme und ich hörte Unterholz knackend. Überrascht drehte ich mich zum dem Wald und erkannte, wie eine Gestalt aus den Schatten der Bäume trat. Es war Gally.

„Lass mich in Ruhe", sagte ich laut und deutlich, als der Junge aus dem Schatten des Waldes näher auf mich zutrat. Meine Hand ging sofort zum Griff des Messer, das Newt mir ganz am Anfang gegeben hatte und das ich seit dem immer mit mir rumtrug, „warum bist du nicht im Bau?"

„Ich habe meine Strafe abgesessen", meinte er und stand nur knappe fünf Meter weg von mir. Keine Angst zeigen redete ich mir ein, denn dem Jungen so gegenüber zustehen war mir persönlich mehr als unangenehm. Seine komplette rechte Gesichtshälfte war von meinen Schlägen von vorgestern geschwollen und da er mich gerade mit seinen gelben Zähnen gespenstisch angrinste, sah sein Gesicht noch abschreckender aus.

„Die Käferklingen kommen von den Schöpfern", sagte der Junge mir, als hätte ich danach gefragt, „faszinierende Dinger... faszinierend..."

Es ließ mir einen Schauer den Rücken hinunterlaufen, als Gally das sagte. Der Junge war mir schon seit unserer ersten Begegnung unsympathisch gewesen, aber seine Art, wie er das gerade sagte, war einfach nur beängstigend. Seine dunklen Augen folgten den Weg, den die Käferklinge vorhin entlang gehuscht war und als er ihren Weg im Geäst wieder verlor, flüsterte er: „Faszinierend..."

Irgendetwas war ganz und gar nicht in Ordnung mit dem Jungen.

„Äh... Gally. Geht es dir gut?", wollte ich von ihm wissen, während ich meinen Griff um das Messer festigte. Ich wäre jetzt von gar nichts mehr überrascht.

Alles, was wir geben mussten ~Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt