Kapitel 53

189 9 0
                                    

Totenstille hatte sich zwischen den Lichtern ausgebreitet, die wahrscheinlich alle gemerkt hatten, dass wir gerade vor uns die Schöpfer hatten. Aber diese schienen nicht sonderlich überrascht von uns zu sein – sie gafften uns eher an, als wären wir irgendwelche Tiere, die für den Verkauf bereitstünden. Die Frau, die hinter dem Glas saß, das am nahesten von uns aus gesehen war, schob ihre Brille bis hinunter auf ihre Nasenspitze und beäugte uns mit ihren kleinen schlitzförmigen Augen genauer.

„Wer sind die?", fragte Chuck leise, der als einziger anscheinend nicht verstanden hatte, wo wir gerade waren.

„Die Schöpfer!", rief Minho und spukte auf dem Boden, „Ich mach euch Säcke fertig!"

Das letzte brüllte er so laut, dass ich für einen Moment das Gefühl hatte auf meinem linken Ohr taub zu sein.

„Und jetzt?", fragte ich, „Was sollen wir machen?"

„Keine Ahnung", sagte Newt, „aber-"

Er wurde von einem schrillen, lauten und langanhaltenden Piepton unterbrochen. Das Geräusch schien aus jeder Ecke der Halle zu kommen und war so laut, dass es schon fast im Kopf wehtat.

„Was sollen wir jetzt machen?", fragte Chuck, der verängstigt seinen Freund Thomas anguckte. Alle schauten den Jungen an, denn schließlich hatte er uns hierher geführt – er hatte sich doch erinnert. Aber seinem Anblick zufolge wusste er auch nicht mehr als wir und dann zuckte er auch noch mit den Schultern. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie spürte ich ein bisschen Wut in mir aufsteigen. Er hatte doch gesagt, dass er wusste, was jetzt passieren würde! Und jetzt?

So plötzlich wie der Piepton gekommen war, verstummte er auch wieder und hinterließ nichts als Stille. Ich konnte die Lichter, die neben mir standen, atmen hören und ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus. Das konnte nichts Gutes heißen. Ich reckte meinen Hals in alle Richtungen des Raumes – gefasst darauf, dass alles möglich passieren könnte. Griewerattacke, ein neues Labyrinth – nichts wäre mehr verwunderlich.

Aber stattdessen öffnete sich die Tür am Ende des Raumes und zwei Menschen traten hinein in die große Halle. Eine Frau in eine schwarze Hose und ein weißes Hemd, mit der Aufschrift „ANGST" auf der Brust – was meine Vermutung, dass wir bei ANGST waren nur bekräftigte – kam auf uns zugelaufen. Auch wenn ich mich an ein paar Leute von ANGST erinnerte, kam sie mir nicht im Entferntesten bekannt vor. Neben ihr lief ein Junge, der einen für ihn viel zu großen Kapuzenpulli trug, wobei er sich die Kapuze soweit ins Gesicht gezogen hatte, dass man nicht erkennen konnte, wer er war.

„Willkommen zurück", sagte die Frau, als sie nah bei genug bei uns war schon beinahe feierlich, „Über 700 Tage im Labyrinth und so wenige Tote – überraschend. Sehr hervorragend." Sie hatte ein Notizbrett dabei und krakelte etwas mit einen Kugelschreiber darauf.

Mir blieb der Mund offen stehen und ich merkte, dass es den anderen Lichtern auch so ging. Diese Frau tat so, als hätten wir nicht gerade die Hölle auf Erden durchgemacht sondern eher als hätten sie eine gute Note in einem Schultest erzielt.

Was?", fragte Newt verwirrt und schüttelte ungläubig seinen Kopf.

Die Frau von ANGST ließ ihren Blick über die entsetzten Lichter schweifen, wobei sie seufzte. Ihr Blick blieb bei Newt hängen und sie meinte: „Alles verlief nach Plan. Wir haben nur erwartet, dass mehr von euch aufgeben würden – da haben wir euch wohl unterschätzt." Wieder notierte sie sich etwas auf dem Brett.

Ich konnte nicht fassen mit welcher Gelassenheit sie das alles sagte. Mir war klar, dass das hier alles ein Test – eine Studie – war, aber das Menschen so kalt über Leben und Tot von Kindern und Jugendlichen reden konnte, schockierte mich.

Alles, was wir geben mussten ~Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt