Kapitel 50

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Die nächste Stunde, die wir einfach nur Richtung Klippe rannten, war die längste meines Lebens. Die Gewissheit nicht zu wissen, was dort auf uns wartete – ob die Griewer schon bereitwaren zum Kämpfen -, schien mich beinahe zu zerfressen. Ich versuchte mich möglichst verzweifelt von irgendwelchen Vorstellungen, was dort passieren konnte, die in meinen Kopf auf ploppten, abzulenken und mich einfach auf das Laufen zu konzentrieren, was aber nicht wirklich klappte. Das gleichmäßige Tempo war nicht sonderlich schwer mitzuhalten, während wir eine mit Efeu überwucherte Wand nach der anderen hinter uns ließen, eine Abzweigung nach der anderen nahmen und so war ich froh, als Newt zurückfiel und Minho darum bat die Führung ab hier zu übernehmen. Er ließ sich noch ein Stück weiter zu mir zurückfallen und lief die ganze Zeit neben mir her. Wir sprachen kein Wort miteinander; das war auch nicht nötig, denn alleine seine Anwesenheit tat mir gut und ließ mich auf eine gewisse Art und Weiße sicherer fühlen. Trotz seinem schlechten Bein hielt Newt gut mit. Wahrscheinlich war es das Adrenalin, das durch seine Adern gepumpt wurde, das ihn dazu brachte so zu rennen, als würde er eigentlich nicht hinken. Ich konnte mir nur vorstellen, was es für ihn heißen musste, hier aus dem Labyrinth zu kommen; weg von dem Ort, an dem er sich fast umgebracht hatte. Allein schon Newt zuliebe war es mir wichtig hier rauszukommen. Er hatte mindestens genauso sehr das Recht darauf mehr über seine Vergangenheit zu erfahren wie ich.

Ab der Hälfte des Weges merkte ich, dass die Lichter, die keine Läufer waren, langsam außer Puste kamen, aber trotzdem kämpften sie sich Schritt für Schritt immer weiter. Die Willenskraft, die in der Luft hing, war so intensiv, das man sie spüren konnte.

Als wir in den letzten Gang vor der Klippe einbogen, spürte ich wie sich mein Herzschlag noch weiter erhöhte. Das aber nicht vom anstrengenden Rennen sondern vor lauter Nervosität vor dem, was jetzt kommen würde. Ich umklammerte mit meiner schwitzenden Hand den Bogen, der meine einzige Waffe mit den Pfeilen war, fest – er könnte über mein Leben oder meinen Tod entscheiden.

Kurz vor der Abzweigung, die uns endgültig in den Gang bringen würde, der uns zur Klippe brachte, verlangsamte Minho, der die Gruppe immer noch anführte, das Tempo und signalisierte den Lichtern hinter ihm das auch zu tun, als er dann schließlich ganz stehen blieb.

Newt und ich drängten uns durch die vom Rennen keuchenden und schwitzenden Lichter, um nachzuschauen, was dort vor sich ging. Tief in mir wusste ich schon, warum sie angehalten hatten, aber das kleine Fünkchen Hoffnung in mir, das noch nicht erloschen war, wollte sich selbst versichern, dass das, was da vor sich ging, nichts mit Griewern zu tun hatte.

Während wir uns durch die Masse drängten, dicht gefolgt von Alby, der uns folgte, spähte Minho um die Ecke, zuckte dann aber sofort wieder zurück. Sein Anblick verriet mir, dass genau in diesem Moment das letzte Fünkchen Hoffnung erloschen war.

„Mindestens ein Dutzend", keuchte er und rieb sich ungläubig die Augen, als hoffe er das Gesehene so verdrängen zu können, „vielleicht auch mehr. Die Mistviecher sitzen da und warten auf uns!"

Es war wie als wäre mein Herz in eine unendlich dunkle Tiefe in mir gefallen. Mehr als zwölf Griewer auf einmal – das konnte niemals gut ausgehen.

„War doch klar, dass wir kämpfen müssen", meinte Newt nicht gerade sehr überzeugend. Ich sah ihm an, dass er selbst unglaublich Angst hatte, er es aber den anderen zuliebe nicht zeigen wollte. Er wollte den anderen Mut machen.

Aber von Mut war in mir nicht mehr viel vorhanden. Ich klammerte mich an den kleinen Strohhalm, dass die Griewer wieder nur einen pro Nacht töten würden – das war jetzt meine einzige Hoffnung, obwohl es eigentlich makaber war. Aber woher wussten wir, dass das dieses Mal auch gelten würde? Zweifel machten sich in mir breit. Taten wir gerade wirklich das Richtige? Thomas hatte vorhin gesagt, dass sie uns für etwas selektierten – aber wie sollten wir dann irgendwie noch helfen, wenn wir von den Griewern zu Matsch verarbeitet oder gestochen wurden? Würde meine Großmutter, die das alles leitete, auch zulassen, dass ihre eigene Enkelin getötet werden würde? Ich kannte sie nicht, aber ich hoffte einfach nicht.

Alles, was wir geben mussten ~Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt