Alles, was wir geben mussten ~Maze Runner FF

Kapitel 17

Dieser Tag war mit weitem Abstand der unspektakulärste und längste seit ich durch die Box herauf gekommen war. Viel mehr als rumliegen und aus dem kleinen Fenster auf die hart schuftenden Lichter starren konnte ich nicht machen – oder bessergesagt durfte ich nicht machen. Newt hatte mich gezwungen liegen zu bleiben und mich auszukurieren und wenn ich das nicht machen würde – hatte er mich gewarnt-, dann würde ich mich am Bett festbinden, sodass mir keine andere Wahl blieb, als zu liegen.

Die Warnung davor am Bett gefesselt zu werden und aufgrund dessen, dass ich Newt nicht wütend machen wollte, nachdem was er mir gestern erzählt hatte, und dass es mir ehrlich gesagt immer noch ziemlich dreckig ging, hinderten mich daran etwas zu machen. Sicherlich tat es meinen Körper – vor allem meinem Bein – sehr gut einen Tag einfach mal nichts zu machen, allerdings fühlte sich mein Gehirn total unausgelastet. Den ganzen Tag nur auf einem unbequemen Bett rumliegen und denselben Fleck an der modrig und morsch aussehenden Holzdecke anzustarren war wirklich kein Spaß. Von draußen hörte ich immer wieder ein paar Geräusche der Lichter, die allesamt wieder hart zu arbeiten schienen und Schubkarren schoben, Äcker bepflanzten oder sich einfach anbrüllten, so wie es hier Alltag war.

Das Schlimmste allerdings waren Albys Schmerzensschreie. Es war immer noch in der Verwandlung und lag vielleicht zehn fünfzehn Meter weg von mir und schrie sich die Seele aus dem Leib und niemand konnte was für ihn tun – man musste einfach zuhören und mitleiden. Newt meinte, dass es noch heute und morgen so sein würde und es ihn dann erst besser gehe, was ich inständig hoffte. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was diese Verwandlung war – was sie mit einem machte. Danach sollte man anders sein - was auch immer das heißen sollte. Es gab nur eine Handvoll Lichter, die das ganze Prozedere schon durchgemacht hatten und laut Newt war Gally auch einer von ihnen. Das würde so einiges über den Jungen erklären. Meine Nackenhaare sträubten sich jetzt schon bei dem Gedanken an die Woche bei den Baumeistern, bei denen Gally der Hüter war, auf. Sobald ich gesund war und wieder richtig laufen konnte, musste ich dorthin und meine „Strafe" abarbeiten. Ich war mir sicher lieber eine ganze Woche so im Bau zu verbringen als bei den Baumeistern. Meine Vorstellung über die Zeit bei ihnen waren schon schlimm genug, denn wie konnte der Rest von den Baumeistern sein, wenn Gally ihr Anführer war? Nur grauenhaft.

Zur Mitte des Tages kam Jeff – einer der beiden Sanitäter – zu mir ins Zimmer und brachte mir das Mittagessen. Ich war enttäuscht darüber, dass Newt es mir nicht brachte, der mich den ganzen Tag nicht besuchen kam. Während ich den echt leckeren Gemüseeintopf von Bratpfanne verschlang, wechselte Jeff den Verband um mein Bein. Das erste Mal konnte ich richtig einen Blick auf die Wunde werfen, die mir der Griewer mit seinen grauenvollen Greifarmen zugefügt hatte. Inzwischen war sie verkrustet, sah aber immer noch echt ekelhaft aus. Die Wunde zog sich über meine ganze Wade, aber war laut Jeff nur eine Fleischwunde – also waren keine Muskeln oder Knochen kaputt. Als der Sanitäter wieder ging, da Alby angefangen hatte zu schreien, versuchte ich zu schlafen. Wahrscheinlich lag es nicht einmal daran, dass der Anführer der Lichter geschrien hatte, da es nach wenigen Minuten wieder verstummt war, sondern vielmehr, dass ich, wenn die Sonne ins Zimmer schien, nicht einschlafen konnte, die ganze Zeit wach dalag. Also grübelte ich den kompletten Nachmittag, anstatt zu schlafen, über das, das Newt mir gestern anvertraut hatte. Er hatte mir gestern erzählt, dass er sich versucht hatte selbst umzubringen, dass er sein Leben hier auf der Lichtung beenden wollte, aber dass er seinen Suizidversuch überlebt hatte und jetzt wahrscheinlich ein Leben lang hinken würde.

Es war ein befremdliches Gefühl, dass ich in mir spürte, als ich mich an gestern Vormittag im Versammlungsraum erinnerte, als Newt es mir gesagt hatte. Ich spürte Mitleid für Newt, Trauer, dass ein Teenager so weit gehen wollte und Wut auf die Leute, die uns hier reingesteckt haben, die den Jungen fast in den Selbstmord getrieben hätten. Als ich Newt das erste Mal richtig gesehen hatte, als er mich aus dem Bau geholt hatte, hätte ich nie gedacht, was für eine Vorgeschichte er hatte. Schon damals – wobei damals das falsche Wort war, denn es war kaum eine Woche her – hatte er diese positive Ausstrahlung gehabt, diese freundliche Art, die aber auch nicht zu freundlich sondern auch mal ruppig sein konnte.