Kapitel 11

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Auch wenn ich nicht sehen konnte, wie das Tor vor meinen Augen zuging, fühlte ich mich augenblicklich schlechter. Ich brauchte ein paar Momente, bis ich verstand, was dies wirklich hieß. Jetzt war es offiziell. Es gab keinen Ausweg. Ich wollte mir nicht ausmalen, was diese Nacht hier passieren würde und selbst wenn ich überleben würde, was mich auf der Lichtung erwarten würde – wahrscheinlich würde ich von Newt höchstpersönlich geköpft werden. Newt. Mein Herz fiel ins Nichts. Ich fühlte mich ihn gegenüber schuldig. Gestern Nacht hatte er mir noch gesagt, dass er nicht zusehen könnte wie ich ins Labyrinth verbannt werden würde und jetzt hatte ich mich sozusagen selbst verbannt. Am liebsten würde ich jetzt einfach mit ihm am Abendbrottisch sitzen und da drüber reden, was jetzt mit den toten Griewer war, den Alby und Minho ja entdeckt haben mussten. Ob die beiden es geschafft hatten?

Es waren viel zu viele Gefühle auf einmal, die gleichzeitig auf mich einstürzten – Schuld, Trauer, Mitleid, Selbsthass, Wut. Newt hatte Recht damit gehabt, dass ich ein gewisses Talent dazu hatte mich in missliche Situationen zu bringen. Dumm nur, dass der Junge jetzt nicht da war, um mir aus der Patsche zu helfen. Ich war auf mich allein gestellt. Ich musste das jetzt alleine durchstehen.

So schwer wie es mir fiel, versuchte ich alle meine Gedanken an die anderen auf der Lichtung zu verdrängen. Jetzt ging es ums nackte Überleben und dafür brauchte ich meine komplette sowohl psychische, als auch physische Leistungen. In meinem Kopf ging ich nach und nach die einzelnen Möglichkeiten durch: Wegrennen konnte ich wohl kaum die ganze Nacht; mich den Griewern zu stellen und im Kampf zu sterben war auch nicht das Idealste, da mir der Mum dazu fehlte und es nebenbei glatter Selbstmord war; das einzige, was halbwegs plausibel klang war verstecken.

Aber wo zur Hölle sollte man sich in einem Labyrinth verstecken, in dem weit und breit nichts außer Betonwände waren? Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Ich stand irgendwo mitten Im Labyrinth an einer T-Kreuzung. Nach links ging es weiter durchs Labyrinth und rechts war nach ein paar Metern eine Sackgasse. Verzweifelt danach eine Idee zu finden, raufte ich mir mit meinen Händen durch meine rote Lockenmähne.

Verstecken. Ich musste mich verstecken. Langsam lief ich ein Stück in die Sackgasse hinein. In der Sackgasse wuchsen besonders viele Kletterpflanzen, die sich an die Wand krallten. Ich warf meinen Kopf in den Nacken, um zu gucken, wie weit der Efeu die Wand hochreichte, aber er ging höchstens bis zu Hälfte. Hochklettern war also damit auch kein langfristiger Schutz und die Gefahr abzustürzen war auch gegeben.

Mein Kopf drohte zu zerbrechen – irgendetwas musste es doch geben!

Plötzlich hallten befremdliche Geräusche durch das Labyrinth. Klicken, wie Messer, die über Stein kratzten, und Surren wie von einer Maschine, die gerade heiß lief. Das mussten die Griewer sein! Mein Herz schien in Kehlkopfgegend zu schlagen, als die Geräusche so schnell verstummten, wie sie gekommen waren und eine Totenstille zurückließen.

Meine einzige Chance war der Efeu und als würde die Konfrontierung mit den Griewergeräuschen mir helfen nachzudenken und auf Ideen zu kommen; fiel mir etwas ein. Sofort zog ich mein Messer aus seiner Halterung und machte mich daran die Pflanzen, die unten am Boden besonders dicht waren, freizuschneiden.

Das Klicken und Surren hallte noch einmal durchs Labyrinth; diesmal allerdings lauter als zuvor. Sie – die Griewer – kamen näher.

Nicht dran denken redete ich mir ein und versuchte mich auf die Schneidearbeit zu konzentrieren: Aber desto mehr ich versuchte mir einzureden nicht an die Griewer zu denken, desto mehr malte ich mir innerlich aus, wie die Viecher, die diese Geräusche von sich gaben, aussahen...

Gefühlte Stunden später hatte ich die unzähligen Pflanzen vom Boden freigeschnitten. Klick-klick dröhnte es von den Wänden wieder, was mir einen fürchterlichen Schauer über den Rücken fahren ließ. Dass es inzwischen fast schwarz um mich rum war, machte das Ganze auch nicht besser – ich hatte das Gefühl von der Finsternis verschluckt zu werden.

Alles, was wir geben mussten ~Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt