Teil 5

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Bevor wir recht viel mehr reden konnten, landeten wir auf einer verschneiten Fläche. Unser Ziel war erreicht. Zumindest geografisch gesehen. Angeblich sollte der Kerl, der alles ausgelöst hatte, hier sein. Das gefiel mir echt nicht. "Du bleibst am Besten im Quinjet. Ich möchte wirklich nicht, dass du verletzt wirst, sollte es zum Kampf kommen", meinte Steve plötzlich. Empört sah ich ihn an. "Wenn ich diesen Kampf verhindern kann, werde ich das auch tun. Unter meiner Aufsicht wird niemand verletzt", sagte ich. Sollte es wirklich zu einem Kampf kommen, könnte ich immer noch helfen. So hilflos war ich nun auch wieder nicht, aber Steve schien das nicht zu begreifen. Er seufzte. "Wir brauchen dich fit, wenn uns was passiert. Da können wir es uns nicht leisten, wenn du dich überanstrengst oder sogar verletzt wirst." Beleidigt setzte ich mich auf eine der Bänke. "Du traust mir nur nichts zu, oder? Ich bin nicht so wehrlos, wie ich wirke. Ich bin zwar kein Supersoldat wie ihr zwei, ein technisches Genie wie Tony oder eine ausgebildete Agentin wie Nat, aber selbst ich hab noch ein Ass im Ärmel, dass du nicht kennst. Unterschätze mich nicht." Ich sah ihn an. Ehrlich gesagt hoffte ich, dass ich nicht zum offensiven Einsatz kommen würde, aber wenn es nicht anders ging war ich auch dazu bereit. Steve schien etwas verwirrt, was ich ihm nicht übel nahm. "Lilly, bitte versteh mich. Ich möchte nicht, dass du verletzt wirst. Bleib mir zu Liebe hier", sagte er wieder. Widerwillig gab ich nach. Steve konnte echt stur sein.

Nach ein paar Vorbereitungen ihrerseits verließen Steve und Bucky den Jet und ließen mich damit allein. Ich fühlte mich absolut nutzlos. Einige Zeit verstrich, bis ich plötzlich ein Geräusch hörte. Ein sehr vertrautes Geräusch. Tony musste uns gefolgt sein! Ich zog mir schnell eine dicke Jacke über und lief hinaus. Mit etwas Glück könnte ich ihn womöglich aufhalten. Naja, eher mit sehr viel Glück. Er landete nicht weit vom Jet entfernt. "Tony!", rief ich und hoffte einfach, dass er mich durch den Schneesturm hindurch hörte. Eilig lief ich zu ihm. "Lass uns kurz reden, bitte!" "Lilly?" Er klang wirklich verwirrt. Ich nahm es ihm echt nicht übel, immerhin wusste er nicht, dass ich ihnen geholfen hatte, den Jet zu kapern. "Was machst du hier? Du solltest in der Basis sein."
"Lange Geschichte. Hör mir bitte einfach kurz zu. Steve und Bucky sind da drinnen, damit nicht das absolute Chaos ausbricht. Die zwei sind nicht die einzigen Supersoldaten, Hydra hat-"
"Ich weiß. Deswegen bin ich hier", unterbrach mich Tony. Was? Wie? Ich sah ihn an. Er hatte den vorderen Teil seines Helms offen und sah wirklich nicht begeistert aus. Ups. Aber das musste mir jetzt egal sein. "Versprich mir, dass du mit Steve keinen Streit anzettelst. Nicht nochmal. Ihr habt euch schon genug gegenseitig verletzt." Tony nickte nur, sagte nichts weiter, und ging einfach in den Bunker. Ich hatte echt ein sehr schlechtes Gefühl bei der Sache. Wahrscheinlich war es eine dumme Idee, aber ich entschloss mich dazu, ihm zu folgen. Sollte ein Kampf ausbrechen könnte ich sie womöglich noch auseinander bringen.

Ich wartete einige Minuten, bis Tony es mit Sicherheit nicht mitbekommen würde, dass ich ihm folgte. Leise schlich ich die Gänge entlang und hoffte einfach, dass ich mich nicht in dem Labyrinth von Gängen, Türen und Aufzügen verlief, was aber nicht viel brachte, da ich sicher zehn Mal in einer Sackgasse landete. Verdammt. Irgendwann schaffte ich es doch, den richtigen Aufzug zu finden. Jetzt hieß es schnell die anderen finden, bevor etwas passieren konnte. Meine Mühen waren jedoch umsonst. Als ich aus dem Aufzug ausstieg erschütterte ein gewaltiger Knall den gesamten Bunker. Das war gar nicht gut. Ohne zu zögern rannte ich den Gang entlang, bis ich in eine gewaltige Halle kam. Überall lagen Trümmer herum. Wie lang hatten die beiden schon gekämpft? Ich sah mich um. Keine Spur von irgendwem. Verdammt. Ich lief in einen der Gänge, die von der Halle weg führten. Plötzlich hörte ich das Geräusch von Tonys Blastern. Sie mussten in der Nähe sein!

Der Gang war länger als erwartet, die Mauern hatten als Schallverstärker gedient und dadurch die Illusion erzeugt, dass der Kampf nah war. Nach einer mit Panik gefüllten Ewigkeit erreichte ich endlich das Ende. Jedoch war der Anblick von dem, was sich vor mir abspielte, absolut schrecklich. Bucky lag am Boden, sein Metallarm nur noch ein Bruchteil von dem, was er vor wenigen Stunden noch gewesen war. Und Steve und Tony... Ich konnte es nicht in Worte fassen. Sie waren drauf und dran, sich umzubringen. In diesem Moment schien irgendetwas in meinem Gehirn abzuschalten. Ich dachte nicht mehr nach, sondern handelte nur. "Hört auf!" Im nächsten Moment stand ich zwischen den beiden, Arme weit ausgebreitet, eine Wand aus Eis auf beiden Seiten. Alles, was folgte, war Totenstille.


A Story of Winter and Water (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt