Teil 31

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Die Behandlung verlief schnell und laut Shuri ohne Komplikationen. Wobei sie angemerkt hatte, dass es das ein oder andere Mal zu seltsamen Reaktionen kommen könnte, aber das war anscheinend normal. Wir durften auch sofort wieder zurück. Die Nachricht beruhigte mich sehr. Der Eingriff war weit nicht so schlimm gewesen, wie ich anfangs gedacht hatte. Wobei ich mir nicht ganz sicher war, was genau passiert war, nachdem ich ziemlich lange im Gang gestanden hatte und dadurch nicht dabei gewesen war, wie alles begonnen hatte. T'Challa hatte zwar noch versucht, es mir zu erklären, aber er hatte selbst nicht wirklich eine Ahnung davon. Auf jeden Fall saßen wir schon bald wieder im Jet. Aber dieses Mal setzte Bucky sich direkt neben mich.
"Wie fühlst du dich?", fragte ich. Er brauchte einen Moment, um zu antworten.
"Eigentlich nicht wirklich anders. Ich hatte aber auch mehr damit gerechnet, dass es schmerzhaft wird, aber das war auch nicht der Fall", antwortete er mir. Er schien der Sache nicht ganz zu trauen.
"Wäre es schmerzhaft geworden hatten sie es wahrscheinlich unter Betäubung gemacht", meinte ich. Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
"Also da hätten sie wohl schon Pferde-Beruhigungsmittel gebraucht. Nebenwirkung vom Super Serum." Ihm entwich sogar ein Lachen. Ich musste unwillkürlich lächeln. Es war schön, wenn er nicht so angespannt war. ich nickte.
"Sag mal", setzte er da plötzlich an , "Das heute Mittag am See war dir echt unangenehm, oder? Du warst richtig rot im Gesicht." Ach ja, JETZT sprach er es an. Wo ich es doch schon fast verdrängt hatte.
"Also, uhm, irgendwie schon?", murmelte ich. "Aber jetzt nicht negativ oder so! Ich habe eigentlich schon viele Hintern gesehen und es sollte mich auch nicht mehr so wirklich betreffen, aber das heute Mittag war was ganz anderes, als sonst. Also das Gefühl meine ich. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen und so, weißt du? Deswegen hab ich bis jetzt so getan als wäre nichts, oder, uhm, es zumindest versucht? Aber du warst so ruhig danach, ich dachte du hättest es gar nicht bemerkt." Die Worte sprudelten nur so aus meinem Mund heraus. Das wurde ja immer schlimmer. Aber statt beleidigt zu sein lachte Bucky nur. Und zwar ein ehrliches Lachen, als hätte ich ihm einen guten Witz erzählt. Für einen Moment war ich komplett von seiner Reaktion überfordert. Warum lachte er denn jetzt? Aber in gewisser Weise interessierte es mich gar nicht. Ich freute mich mehr darüber, dass er so frei lachen konnte und ganz ehrlich, sein Lachen war wirklich schön.
"Da fühle ich mich aber geehrt", erwiderte Bucky, ein schelmischer Unterton schwankte in seiner Stimme. Er war um einiges unbekümmerter, als vor ein paar Tagen noch. Was auch immer mit ihm los war, ich hoffte, dass es anhalten würde.

Nachdem sich die Stimmung um einiges gelockert hatte verging auch der Flug viel schneller. Ehe wir uns versahen landeten wir auch schon wieder bei der Hütte. Ich machte uns direkt etwas zu essen und setzte mich dann mit ihm vor die Hütte, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Keiner von uns beiden sagte die ganze Zeit über etwas. Wir saßen einfach nur nebeneinander, aßen unser Abendessen und genossen die Gegenwart des anderen. Zum ersten Mal konnte ich mich so richtig an diesem Tag entspannen.

In den folgenden Wochen verbesserte sich Bucky's Zustand immer mehr. Das Wissen, dass er nicht mehr der willenlose Sklave von jemand anderen sein konnte, schien seine gesamte Stimmung massiv angehoben zu haben. Ihm fiel es leichter, zu lachen und generell Spaß zu haben. Außerdem begann er endlich damit, mich nachts zu wecken, wenn ihn einer seiner Albträume wieder aufgeweckt hatte. Das war für mich eine der größten Errungenschaften seit der Behandlung.
Außerdem trauten sich mittlerweile auch die Kinder aus dem Dorf sich der Hütte zu nähern. Nicht selten kamen die Mädchen vorbei, um auf noch etwas gebrochenem Deutsch zu fragen, ob sie meine oder Bucky's Haare flechten durften. Solche Situationen endeten nicht selten darin, dass sie uns fast volle Blumensträuße von Blumen, die sie am See gefunden hatten, in die Haare steckten. Bucky genoss solche Momente. Wahrscheinlich tat es ihm einfach gut, dass sich die Kinder nicht vor ihm fürchteten. Und ich war auch der festen Überzeugung, dass es daran lag, dass sie immer mit großer Sorgfalt mit ihm umgingen und nie grob wurden, wenn sie sich mit seinen Haaren beschäftigten. Ich hatte schon spielerisch angemerkt, dass er sich nicht mehr die Haare schneiden durfte, so lange er hier war.

Aber eine Sache hatte sich auch in dieser Zeit verändert. Mit jeder Woche, die verstrich, kamen wir uns näher. Ich sah unsere Beziehung nicht mehr als freundschaftlich an, ganz zu schweigen davon, dass ich sie zu Beginn noch auf einem rein professionellen Level angesetzt hatte. Das stimmte jetzt nicht mehr, und je länger wir Zeit miteinander verbrachten desto klarer wurde es für mich. Das Einzige, was noch fehlte, um es auch fest zu machen war, meine Gefühle Bucky zu gestehen. Und das war eine ganz andere Sache, die ich bewältigen musste.

A Story of Winter and Water (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt