Teil 9

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Ich hatte Glück. Nachdem ich endlich den richtigen Weg gefunden hatte, konnte ich T'Challa meine Situation erklären, aber auch meine bisherigen Arbeiten und Fähigkeiten. Wenn ich direkt offen über die Mutation war, hatte ich womöglich bessere Chancen, als als einfache Ärztin mit, zumindest nach den Standards in Wakanda, lückenhafter Ausbildung. Am Ende unseres Gesprächs schien er noch etwas unschlüssig.

"Ich werde mit den Ärzten und meiner Schwester sprechen, dann sehen wir weiter. Hier läuft doch einiges anders als bei euch", erklärte der König mir. Ich nickte. Die Chancen waren also da. Hoffentlich klappte jetzt auch alles.

Er führte mich noch etwas herum, bis wir an eine große Tür kamen. "Hier drinnen befindet sich unsere Bibliothek. Normal kommen hier ohnehin kein Fremden rein, aber wenn du schon mit uns arbeitest kannst du auch etwas über unsere Kultur und Sprache lernen", meinte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Perplex sah ich ihn an. "Ich darf da einfach so rein und alles lesen?", brachte ich nach einer Weile endlich heraus. Er lachte. "Ich bezweifle, dass du unsere Schrift lesen kannst. Aber wenn du die Sprache verstehst hält dich nichts mehr davon ab." Das kam wirklich überraschend, trotzdem verbeugte ich mich leicht. "Ich werden sofort mit den Sprachstudien beginnen. Gibt es Bücher, die dabei helfen, oder kann ich mich an jemand bestimmtes wenden?" "Du bekommst vorher noch die nötige Ausstattung um hier zu leben. Es gibt da noch so einiges, das du zuvor lernen solltest. Für den Anfang wird dich einer der Privatlehrer unterrichten, danach kannst du ins Selbststudium wechseln." Er erklärte mir noch viele weitere Dinge, während wir den Korridor entlang gingen. Zum Beispiel, dass es hier keine Telefone gab, sondern alles durch eine Art Perlenarmband funktionierte. Es war wirklich faszinierend, wie fortschrittlich dieses Land war.

Noch am selben Tag begann mein Unterricht. Der Lehrer war ein älterer, jedoch sehr netter und geduldiger Mann, trotzdem waren die Stunden intensiver, als ich es gewohnt war. Selbst im Studium waren die Informationen weniger geballt. Offensichtlich würde es erstmal etwas dauern, bis ich eine ungefähre Ahnung der Geschichte und Kultur von Wakanda hatte, ganz zu schweigen von der Sprache. Aber der ganze Aufwand war es mir wert, wenn ich dadurch ein Dach über dem Kopf hatte und ein Zuhause, wo mich niemand als Staatsfeindin sah. Und irgendwie fühlte ich mich auch für Bucky verantwortlich, keine Ahnung wieso. Ab dem Zeitpunkt wo er eingefroren worden war hatte ich mir in den Kopf gesetzt, ihn auf jede erdenkliche Weise bei dem Heilungsprozess zu unterstützen. Dafür nahm ich auch jede Hürde in Kauf, die auftauchen würde. Wenn die Ärzte nun auch noch zustimmten, dass ich mit ihnen arbeiten durfte, wäre alles perfekt. Aber als erstes war es wichtig, dass ich die Sprache lernte, danach konnte ich mich auch anderen Dingen widmen.

Am Abend traf ich mich nochmal mit Steve. Wir standen an einer der gigantischen Fensterfronten. Die Sonne stand schon tief am Himmel und färbte alles in ein leuchtendes Rot-Orange. Es wirkte, als würde der Wald vor uns in Flammen stehen. Es war einfach unglaublich schön. "Du wirst die anderen aus diesem Hochsicherheitsgefängnis befreien, oder?", fragte ich Steve leise. Er nickte. "Keiner von ihnen sollte dort drinnen sitzen während wir frei sind. Sie haben das nicht verdient."

Für eine Weile war es komplett still. Steve ergriff als erstes wieder das Wort. "Kümmere dich bitte gut um Bucky, wenn er wieder aufgetaut ist. Mir zu Liebe.""Versprochen", antwortete ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Wenn du das nächste Mal vorbei kommst haben wir bestimmt eine Heilmethode gefunden."Er legte seine Hand auf meine Schulter. "Auf dich ist immer Verlass. Irgendwann revangiere ich mich für den Schlamassel, in den ich dich hier geritten habe."Ich musste lachen. Steve sah mich an, ein Hauch von Verwirrung war in seinem Gesicht zu sehen. "Steve, dank dir darf ich womöglich mit Ärzten zusammenarbeiten, von deren Methoden die anderen Länder nur träumen können. Weißt du, wieviel mir das bedeutet? Und nicht nur das. Ich habe mich mein Leben lang zurückgehalten. Ich habe mich nie getraut, etwas waghalsiges zu machen. Und sieh mich jetzt an. Ich werde vermutlich schon gesucht, nach Hause kann ich nicht mehr, aber ich könnte kaum glücklicher sein. Und das alles habe ich dir und Bucky zu verdanken. Dafür musst du dich also wirklich nicht revangieren." Ich sah ihn direkt an. "Danke", sagte ich nochmal und umarmte ihn. Auch wenn er erst am nächsten Morgen aufbracht fühlte es sich doch so an, als würde ich ihn für eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen.

A Story of Winter and Water (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt