Bucky sah mich kurz etwas verwundert an. "Was denn?", fragte er mich. Ich konnte sowohl Interesse, als auch Unsicherheit in seiner Stimme hören.
"Willst du ein Stück weit ins Wasser kommen? Dann kannst du es besser sehen", schlug ich ihm vor, wobei es eher eine Bitte war.
Er nickte und ging langsam zu mir, bis er ungefähr knietief im Wasser stand. Erwartungsvoll sah er mich an. Ich wusste schon ziemlich genau, wie ich es ihm zeigen würde. Nichts Großes. Nur ein kleiner Trick, mit dem man sehr leicht Leute verwirren konnte, sie aber nur dachten, dass es sich um irgendeine Art von Vegas-Show Trick handelte. War es nur eben nicht. Ich bückte mich hinunter, formte mit meinen Händen eine Schale, füllte sie mit Wasser und hielt sie wieder hoch, ohne dass ein Tropfen verloren ging. Auf den ersten Blick also nichts Eigenartiges. Ich konnte deutlich die Verwunderung in Bucky's Blick sehen. "Und?", fragte er einfach.
"Sieh genau hin", ermutigte ich ihn.
"Das ist nur Wasser."
Ich musste leicht schmunzeln. Aber gleichzeitig war ich auch etwas nervös. Langsam ließ ich meine Hände sinken, das Wasser, das ich gehalten hatte, blieb aber an Ort und Stelle in der Luft schweben. Ich sah zu Bucky. Ehrlich gesagt hatte ich erwartet, dass er mich sofort wegstoßen würde, es abstoßend fände oder mich angewidert ansehen würde, aber Bucky machte nichts dergleichen. Nein. Stattdessen beugte er sich etwas hinunter, um die schwebende Kugel besser betrachten zu können."Wie machst du das?", fragte er mich nur.
Seine Reaktion überraschte mich, wieso ich erst nach kurzem Zögern die richtigen Worte fand. "Also, ähm, ich, ähm", stotterte ich, "Ich habe so gesehen ein Gen zu viel. Das X-Gen. Und ja... deswegen kann ich Flüssigkeiten kontrollieren."
Er wirkte absolut fasziniert. Keine Abneigung, kein Ekel, nichts. Eine Welle der Erleichterung schwappte über mich. "Du findest es nicht seltsam?", fragte ich trotzdem zur Sicherheit nochmal.
Er schüttelte den Kopf. "Allein im letzten Monat habe ich einen Kerl im Katzenkostüm, ein Kind, das an Wänden klettert und Spinnweben schießen kann und einen Typ, der entweder riesig oder winzig sein kann getroffen. So schnell werde ich nichts mehr seltsam finden, denke ich", gestand er, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
Ich hätte ihn am Liebsten umarmt, hielt mich jedoch zurück. Es wäre doch noch sehr früh für sowas. "Dann fangen wir mal unser Mittagessen", sagte ich, die Erleichterung war deutlich in meiner Stimme zu hören. Ich fühlte mich, als wäre eine riesige Last von mir abgefallen. So gesehen war das auch der Fall gewesen. Bucky nickte. Und damit begann die Fischjagd.Wir kamen erst zur Hütte zurück, als es bereits ungefähr 14 Uhr war. Wir hatten zwei mittelgroße Fische fangen können, auch wenn das länger als erwartet gedauert hatte. Ohne Köder war das Ganze wirklich nicht so leicht. Für die Zukunft müssten wir das wohl anders angehen, damit wir nicht wieder drei Stunden im See stehen mussten. Das eine Mal hatte wirklich gereicht.
Nachdem ich gekocht hatte und wir mit dem Essen fertig waren sah ich mich noch etwas in der Hütte um, während Bucky das Geschirr den halb vollen Wassereimer gab, damit die Reste etwas aufweichen konnten, immerhin hatte wir keine Spüle. Oder zumindest DACHTE ich das. Als ich die "Kücheneinrichtung" etwas genauer betrachtete, fiel mir etwas Eigenartiges auf. Neben dem Becken, von dem ich davor angenommen hatte, dass es für vom See mitgebrachtes Wasser gedacht war, befand sich ein kleiner, kaum bemerkbarer Schalter. Interessiert betätigte ich in, nur um von einem Wasserhahn überrascht zu werden, der aus der zuvor noch mehr oder weniger glatten Oberfläche heraus fuhr. Ich schnappte kurz überrascht nach Luft. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Ja, wir befanden uns immer noch in Wakanda, da sollte es eigentlich logisch sein, dass selbst solche Stämme mit den besten Technologien ausgestattet waren, aber irgendwie hatte ich diesen Fakt durch das natürliche Aussehen der gesamten Einrichtung komplett vergessen. Bucky sah etwas besorgt zu mir.
"Alles in Ordnung?", fragte er mich. Ich nickte schnell.
"Ja, alles gut. Ich bin nur ein Idiot", ich musste kurz lachen und deutete auf den Wasserhahn, "Wir haben doch fließendes Wasser." Er schien selbst etwas von dieser Entwicklung überrascht zu sein.
"Huh, der war vorhin noch nicht da", meinte er nur und kam zu mir, um den Wasserhahn, der quasi aus dem Nichts aufgetaucht war, näher zu begutachten.
"Und wie dreht man den jetzt auf? Ich sehe keine Armaturen." Das war eine sehr gute Frage. Ich hatte absolut keine Ahnung. Ich hielt meine Hände unter den Wasserhahn, vielleicht funktionierte er ja so, wie die mit den Bewegungssensoren, die es oft in öffentlichen Toiletten gab. Aber nichts passierte. Dann wohl nicht. Wir probierten für eine Weile alles mögliche aus, berührten den Hahn an allen möglichen Stellen, aber es passierte nichts. Da entdeckte Bucky einen kleinen Schalter seitlich am Wasserhahn. Er berührte ihn vorsichtig. Sofort öffnete sich eine Art Hologramm, wie ich es schon oft bei Stark oder Shuri gesehen hatte, wenn sie an ihren Projekten arbeiteten. Das Hologramm zeigte die Temperatur an, beziehungsweise konnte man diese genau einstellen und eine "Ein" und "Aus" Taste. Das sah wirklich cool aus. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich mich nie wirklich an den technologischen Fortschritt in Wakanda gewöhnen würde. Es gab da viel zu viele interessante Dinge. Ich meine, selbst der Wasserhahn war absolut faszinierend.
"Jetzt können wir wohl doch unser Geschirr waschen. Und ich dachte es würde früher oder später hier wie im Zimmer meines Bruders aussehen, wenn er Ferien hat", scherzte ich, wobei ich das auch irgendwo ernst gemeint hatte. Außerdem wäre es irgendwann unangenehm geworden, wenn man immer das Wasser zum Geschirrspülen mit einem Feuer warm machen musste und das Ganze einfach viel länger dauerte, als ich es von Zuhause gewohnt war. Aber jetzt hieß es erst einmal fertig aufräumen, was eigentlich schon die ganze Zeit über der Plan gewesen war.
DU LIEST GERADE
A Story of Winter and Water (Bucky FF)
Fanfiction{Abgeschlossen} Lilly ist Ärztin. Nach außen hin wirkt sie ganz normal, vielleicht etwas schüchtern, aber das stimmt nicht. Sie birgt ein Geheimnis, an dem sie nur ihre engsten Freunde teilhaben lässt. Doch nachdem sie zur Einsatzärztin der Avengers...