Teil 27

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Ich genoss die Kühle des Wassers noch für eine Weile, bevor ich zurück ans Ufer schwamm. Bucky hatte die ganze Zeit über gewartet, mittlerweile saß er aber direkt am Rand und hatte seine Füße in das seichte Wasser an der Böschung gestellt anstatt auf dem Tuch, das ein paar Meter weit weg gelegen hatte, zu sitzen. Ich nutze die Gelegenheit und setzte mich neben ihn ans Ufer. “War es angenehm?”, fragte er mich direkt.
Ich lächelte und nickte. “Sehr”, gestand ich, “Und das Wasser ist richtig klar.”
Er nickte verständnisvoll und blickte auf den See. Ich hätte schwören können, dass ich etwas Sehnsucht in seinen Augen sehen konnte, aber ich wollte ich nicht unbedingt direkt darauf ansprechen, sollte es ein empfindliches Thema sein. Man konnte ja nie wissen.
“Wir können ja öfter herkommen”, schlug ich vor, “Zeit haben wir ja wohl genug.”
Ohne seinen Blick vom See abzuwenden antwortete Bucky: ,”Das wäre schön. Es ist hier angenehmer als in der Hütte, wenn ich ehrlich bin.”
Ich war echt froh, dass er meine Meinung teilte. So hatten wir zumindest schon eine Sache, die wir hier regelmäßig machen konnten, die weder in der Hütte war, noch direkt mit der “Therapie” zu tun hatte. Guter Anfang. Wenn wir auch in Zukunft solche Fortschritte und Entdeckungen machten sollte es auch über längere Zeit glatt laufen, ohne, dass es irgendwann unangenehm und eintönig wurde.

Wir saßen noch einige Zeit beisammen am See und sahen schweigend den Vögeln zu, die am Himmel kreisten und Ausschau nach Beute hielten. Oder einfach nur in Kreisen flogen, ich war mir nicht ganz sicher, was für eine Art von Vogel es genau war. So gut kannte ich mich dann doch nicht damit aus. Auf jeden Fall beobachteten wir Vögel am Himmel. Erst, als sich die Sonne dem Horizont näherte, machten wir uns auf den Weg zur Hütte zurück. Es war wirklich spät geworden, und Hunger hatte ich auch schon. Außerdem musste ich noch meinen Bericht für Prinzessin Shuri schreiben und auf eine Antwort von ihrer Seite wartete ich auch immer noch. Wobei es auch sehr gut sein konnte, dass sie einfach viel zu tun hatte und deswegen erst in den nächsten Tagen antworten würde. War auch sehr gute möglich. Den Bericht musste ich trotzdem schreiben.
Bei der Hütte angekommen half mir Bucky direkt beim Kochen. Obwohl er nur den rechten Arm zur Verfügung hatte, war er echt geschickt und hatte kaum Probleme dabei, mich bei so gut wie jedem Feld zu unterstützen. Kein Wunder, dass er ganz ohne mich das Mittagessen hinbekommen hatte. Vielleicht würde ich ihm ja öfters das Kochen überlassen. Es schien ihm immerhin Spaß zu machen und ich konnte mich mehr auf andere Sachen konzentrieren. Eigentlich gar keine so schlechte Idee.

Es war schon dunkel, als wir fertig gegessen und den Abwasch gemacht hatten. Wie schnell es hier nach Sonnenuntergang dunkel wurde faszinierte mich auch immer wieder. Die Lampe über uns tauchte den Raum in ein angenehmes Licht. Bucky hatte sich zwar schon hingelegt, aber ich war noch damit beschäftigt, die Geschehnisse des Tages festzuhalten. Nach einer Weile konnte ich deutlich Bucky’s Blick auf mir spüren.
“Was schreibst du da eigentlich auf”, fragte er mich interessiert. Er hatte sich halb in seinem Bett aufgesetzt und sah zu mir herüber.
“Was wir so den ganzen Tag machen und wie es dir dabei geht. Es soll der Prinzessin dabei helfen, schneller eine bessere Lösung für dich zu finden, die mit Sicherheit wirkt”, erklärte ich ihm, während ich weiter auf dem Hologramm herumtippte.
“Und wie funktioniert das? Du hast ja keinen Computer oder so, und das blaue Ding da vor dir ist ja auch ziemlich aus dem Nichts gekommen”, fragte er weiter. Er war echt neugierig. So hatte ich ihn nun wirklich nicht eingeschätzt.
“Das-”, begann ich, musste dann aber selbst nachdenken. Ich hatte ja selbst keine Ahnung, wie das mit den Hologrammen funktionierte. Ich war Ärztin, ich hatte keine Erfahrung mit solchen Sachen. “Ich weiß es ehrlich gesagt selbst nicht”, gestand ich, etwas peinlich berührt. “Die Prinzessin hat das entwickelt. Das Hologramm kommt aus dem Perlenarmband, mehr weiß ich jetzt auch nicht.”
“Achso”, kam es nur von Bucky. Ich konnte ihm eben keine bessere Erklärung bieten, so sehr ich das auch wollte. Aber so gesehen war das auch nicht weiter wichtig. Es funktionierte ja, alles andere war für mich viel zu kompliziert. Ich verstand Menschen, keine Maschinen. Mit Vision war das ja auch immer so kompliziert gewesen. Aber über ihn musste ich mir in dem Moment eigentlich keine Gedanken machen, ich war schließlich nicht mal in seiner Nähe, geschweige denn hatte etwas mit ihm zu tun.

Ich beendete noch schnell meinen Bericht und legte mich dann selbst ins Bett. Obwohl ich am Vormittag geschlafen hatte, war ich schon sehr müde geworden. Früher hätte mich so etwas nicht betroffen, aber anscheinend hatte ich mich daran gewöhnt, zu normalen Zeiten schlafen zu gehen und nicht morgens, wie nach einer Nachtschicht. Gute Arbeitszeiten hatten wohl seine Vor- und Nachteile. Naja. Bevor ich das Licht ausmachte stellte ich noch die “Lampe” an meinem Kimoyo Armband an, sowie die Aufnahmen meiner Stimme, die ich in der Nacht davor gemacht hatte.
“Für was machst du das an?”, wollte Bucky wissen. So wissbegierig. Es war schon fast süß.
“Du hast gestern besser geschlafen, wie ich mit dir gesprochen hab. Deswegen hab ich das aufgenommen und vielleicht hast du dann nicht so schlimme Albträume. Einen Versuch ist es wert”, erwiderte ich und löschte das Licht der Zimmerlampe. Dank der Kimoyo-Perlen war unser Schlafbereich immer noch in ein sanftes, blaues Licht gehüllt. Nicht zu hell und auch nicht zu schwach. Praktisches Ding.
Aber Bucky schien nicht ganz so überzeugt davon. “Glaubst du echt, dass das was hilft?”, fragte er weiter.
Ich nickte. “Es kann gut sein. Versuch jetzt etwas zu schlafen. Und weck mich ruhig, wenn du von einem Albtraum aufwachst, in Ordnung?”
“Wenn du das sagst.” Er klang trotzdem noch unsicher. “Schlaf gut.” Und damit drehte er sich mich dem Rücken zu mir. Ich hoffte einfach, dass es wirklich so gut funktionierte, wie ich mir das vorgestellt hatte. Zwar würden die Albträume mit Sicherheit nicht sofort verschwinden, aber selbst wenn sie nur etwas gelindert würden, wäre das schon ein Fortschritt, mit dem ich arbeiten konnte. Mit diesem Gedanken schloss ich meine Augen und driftete in einen ruhigen Schlaf.

A Story of Winter and Water (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt