Teil 4

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Nachdem ich mich um Steve gekümmert hatte, was erstaunlich lange gedauert hatte, war Bucky an der Reihe. Er sah immer noch nicht sehr überzeugt aus, aber trotzdem durfte ich mich um seine Verletzungen kümmern. Sanft tupfte ich das Blut von seiner Stirn. Abgesehen von dem kleinen Schnitt auf der Stirn hatte er hauptsächlich Prellungen, davon aber ne ganze Menge. Um die würde ich mich erst kümmern können, wenn wir an einem sicheren Ort landeten. Das hieß, dass sie wohl noch eine Weile warten mussten. Des Öfteren musste ich dem Drang widerstehen, über seine Narben an der Schulter zu streichen. Ich hätte das besser gekonnt, aber ihn ein zweites Mal einer so schmerzhaften Operation zu unterziehen war nicht meine Absicht. Einmal so etwas zu durchleben war einmal zu viel.

Bucky beobachtete mich bei jeder Bewegung. Was auch immer ihm widerfahren war, musste der Auslöser für sein Verhalten sein. "Ich kümmere mich später noch um deine Prellungen, ich habe gerade nicht die richtige Salbe da", sagte ich und deutete ihm, dass er sich wieder anziehen konnte. Ich ließ mir beim Wegräumen extra viel Zeit, damit die beiden etwas Ruhe hatten. Das schienen sie wirklich nötig zu haben.

Wie erwartet dauerte der Flug nach Sibirien eine Ewigkeit. Bucky und Steve nutzen das aus, um in Erinnerungen zu schwelgen. Oder besser gesagt erinnerte Steve Bucky an viele Ereignisse, an die er sich teilweise sogar erinnern konnte. Hydra musste ihn einer Gehirnwäsche unterzogen haben. Der Arme. Es hatte es echt nicht leicht gehabt. "Lilly, willst du dich nicht etwas zu uns setzen? Du wirkst so einsam", bot mir Steve plötzlich an. "Ach, ihr habt sicher einiges nachzuholen, da möchte ich nicht in die Quere kommen."

Steve wirkte etwas beleidigt. "Du kommst uns nicht in die Quere, du gehörst genauso zu dieser Mission wie wir, also kannst du auch mit uns reden, oder nicht?" Recht hatte er schon damit. Ich gab also nach und setzte mich zu den beiden. Ich fühlte mich echt winzig mit meinen 1,68 zwischen den beiden Super Soldaten. "Wie lange bist du eigentlich schon als Ärztin aktiv? Du wirkst noch recht jung", fragte mich Bucky. Das kam unerwartet, besonders von ihm, nachdem er bis jetzt Gespräche mit mir eher gemieden hatte. Ich lächelte leicht. "So richtig erst ein Jahr, die Ausbildung dauert ne Weile. Und um ehrlich zu sein hab ich bis jetzt eigentlich nur bei den Avengers wirklich als Ärztin gearbeitet, also... gut zwei Monate", erklärte ich. "Ich bin auch erst 27", fügte ich noch hinzu.

"Du hast deine ganzen Auszeichnungen im Studium vergessen", grinste Steve. Ich gab ihm einen Klaps auf die Schulter, der vermutlich mir mehr weh tat als ihm. "Er hat nach aktiven Sachen gefragt, nicht nach der Ausbildung." Ich schielte zu Bucky hinüber, der irgendwie beeindruckt wirkte. Ich mochte es nicht, zu prahlen, hier hatte das Steve einfach für mich übernommen. "Wow", war die einzige Reaktion darauf. Toll, jetzt musste ich wie irgend so eine überhebliche Tante rüberkommen. "Also, das war alles noch auf der Uni, so im Job hab ich nie irgendwas besonderes erreicht, da is ja wieder ein Unterschied und-" Ich verhedderte mich regelrecht darin, weniger überheblich zu wirken, aber irgendwann stand ich einfach nur noch mit hochrotem Kopf da und stotterte. Das wurde ja immer schlimmer. Peinlich berührt sah ich auf den Boden und hielt lieber meinen Mund. Steve schien das Ganze sehr zu belustigen. Beleidigt gab ich ihm einen Klaps aufs Knie. Er grinste nur. "Na? Da hats dir wohl die Sprache verschlagen." "Ach, halt einfach deine Klappe, Rogers", maulte ich. Da meldete sich Bucky zu Wort. "Würde ich nicht wissen, dass Steve eine Freundin hat, würde ich glatt denken, dass ihr zusammen seid." Er klang dabei so ruhig und irgendwie froh? Aber gleichzeitig war ein melancholischer Unterton zu hören. Ich sah ihn an. "Wir sind nur Freunde, und das auch noch nicht so lange", warf ich noch ein, obwohl es eher gemurmelt, als gesprochen war. Die Röte in meinem Gesicht hatte zum Glück schon etwas abgenommen. "Ich hatte lang keinen festen Freund mehr. Hauptsächlich wegen der Arbeit. Den Meisten hat es nicht gepasst, wenn ich lang gelernt habe oder Nachtschicht hatte, aber so ist das als Arzt eben", fügte ich hinzu, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. "Das wundert mich. Sollte man die Entscheidungen des anderen nicht akzeptieren und ihn unterstützen?", meine Bucky. Ich zuckte nur mit den Schulter. "Ich verliebe mich immer in die Unerreichbaren." Während ich diese Worte aussprach, sah ich ihm direkt in seine Augen.

A Story of Winter and Water (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt