Teil 13

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Eine gute Woche war vergangen, seit ich mich das erste Mal mit Prinzessin Shuri getroffen hatte. In der Zwischenzeit hatte sie mit einem der Stämme gesprochen. Das Oberhaupt hatte auch schon zugesagt, damit stand uns nurnoch sehr wenig im Weg. Das einzige Problem war jetzt, dass man Erinnerungen direkt kaum bis gar nicht löschen konnte. Verdrängen war mehr oder weniger unsere einzige Option, aber selbst da war es unsicher, ob es permanent funktionieren würde. Eine Art "Gegengehirnwäsche" gab es nicht und ehrlich gesagt wollte ich Bucky da auch nicht mehr Qualen bereiten, als er ohnehin schon erleiden musste. Damit blieb uns ohnehin nur diese eine Möglichkeit. Man konnte es eigentlich schon Therapie nennen. Nur wie wir das jetzt genau machten, war uns ein Rätsel. Ganz alleine wollte ich ihn nicht bei dem Stamm lassen, zumindest nicht am Anfang.

Am Abend saßen wir also wieder beisammen. Ich trank meinen Kaffee, während ich unsere bisherigen Notizen, wie so oft, durch las. Wir waren so nah am Ziel. Wir brauchten doch nichts weiter, als einen Geistesblitz. Es musste einfach eine Lösung geben. Am Besten so schmerzlos wie möglich. Ich hatte es Steve versprochen. "Und wenn wir es einfach mal rein mit dem Abstand versuchen?", murmelte ich, eher an mich selbst gerichtet als an Shuri, aber so hellhörig wie sie war hatte sie alles mitbekommen.
"Einen Versuch wäre es wert, aber wenn dann nur unter Aufsicht. Ohne eine richtige Heilung ist es zu gefährlich, ihn allein ins Unbekannte zu schicken", meint sie nachdenklich.

"Wirst du mitgehen? Zumindest am Anfang? Du hast mehr Ahnung von dem Ganzen und kennst den Stamm."

Shuri schüttelte den Kopf. "Ich werde immer noch hier gebraucht, neue Geräte entwickeln sich nicht von allein. Außerdem kann ich meinen Bruder doch nicht einfach so allein hier lassen." Damit hatte sie recht. Sie musste jederzeit einsatzbereit sein. Die Ärzte brauchten sie auch ziemlich alle hier. Wachen waren sowieso ausgeschlossen. Jemand vom Forscherteam? Die verstanden bestimmt was von diesem Thema.

"Wieso gehst nicht einfach du mit?", schlug Shuri plötzlich vor. "Hier hast du ja an und für sich keine genaue Aufgabe wie der Rest, außerdem kennst du ihn schon etwas."
Ich, allein mit Bucky, fernab jeglicher Technologie und entwickelteren Zivilisation? "Und du hast es Captain Rogers ja versprochen", fügte sie noch mit einem breiten Grinsen hinzu.

Mein Gesicht lief knallrot an. Sie wusste genau, und vor allem besser als ich selbst, was ich für Bucky fühlte. Oder besser gesagt: Ich leugnete es, im Gegensatz zu ihr. Ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich über die kurze Zeit, die ich ihn nun kannte, Gefühle für ihn entwickelt hatte. Es war so schnell. Meiner Meinung nach etwas zu schnell. "Denkst du, dass das eine gute Idee ist?", fragte ich, noch immer mit hochrotem Kopf.

"Natürlich ist das eine gute Idee. Du kennst seine Gefühlswelt etwas besser als wir. Das klappt bestimmt super. Sieh es als Urlaub und weniger als Verpflichtung. Und du wirst ohnehin alle paar Wochen herkommen müssen damit wir seine Entwicklung besser dokumentieren können. Und es ist meine Idee, von daher ist sie sowieso schon gut." Trotzdem war ich noch echt unsicher. Klar, ich würde ihn echt gern in Ruhe besser kennenlernen und ihm gleichzeitig helfen, aber was war, wenn er mit mir bereits Stress verband? Schließlich hatte wir uns kennen gelernt, während er gejagt wurde. Das konnte ein echtes Hindernis werden, wenn er dadurch an seine Vergangenheit erinnert wurde. Ich steckte in einer gewaltigen Zwickmühle. Einerseits wollte ich mit, andererseits geisterten diese Sorgen in meinem Kopf rum.

"Du hast bis morgen Abend Zeit. Übermorgen tauen wir ihn auf", entschloss Shuri einfach so, stand auf und ließ mich allein am Tisch sitzen. Es dauerte einige Momente bis ich überhaupt realisierte, was gerade passiert war. Verwirrt sah ich ihr nach. Auf was hatte ich mich da nur eingelassen?

A Story of Winter and Water (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt