Bucky sah mich verwirrt an.
“Wie lang war ich eingefroren?”, fragte er, seine Stimme noch rau von der Kälte.“Etwas länger als eine Woche. Steve weiß auch schon Bescheid, ich habe ihm heute geschrieben”, erklärte ich ihm ruhig. Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Aber konnte man ihm das verübeln? Immerhin erwartete niemand, dass man nach einer Woche schon eine Heilung hatte.
”Prinzessin Shuri und ich haben zwar keine direkte Heilung gefunden, aber eine Art Therapie, die bestimmt ihren Teil zur Lösung des Problems beitragen wird. Aber erst musst du wieder fit werden.” Bucky wollte sich aufsetzen, aber der anwesende Arzt hielt ihn zurück. Ich hätte ihn wirklich gern umarmt, aber es war in der Situation leider etwas unpassend und so gut kannten wir uns nun auch wieder nicht.
Der Supersoldat sah mich an. Man konnte sein Gehirn förmlich arbeiten hören.
“Du hast mitgeholfen?” Ich nickte lächelnd.
“Ich erkläre dir alles, wenn du wieder komplett auf den Beinen bist. Also in den nächsten Stunden”, fügte ich noch hinzu. Er schien beruhigt und ließ sich ohne murren untersuchen. Der Großteil meiner Anspannung verpuffte. Alles war gut gegangen. Zum Glück. Jetzt kam aber die Aufregung zurück, schließlich wusste ich noch nicht, wie er darauf reagieren würde, dass ich bei ihm bleiben würde.
Ich sah kurz auf mein Handy. Steve hatte noch immer nicht geantwortet. Ob er gerade was Dummes machte? Wahrscheinlich. Hoffentlich meldete er sich bald, ich konnte ein wenig seelische Unterstützung von ihm brauchen, aber ich wollte ihn nicht anrufen, falls gerade etwas Gefährliches passierte. Ich steckte mein Handy wieder weg. Sich darüber den Kopf zerbrechen brachte nicht wirklich viel. Steve tat, was er tun wollte und nichts hielt ihn ab. Ironisch, da er immer als der heroische Soldat bezeichnet wurde, der alle Regeln befolgte. Wer ihn aber besser kannte wusste natürlich, dass er alles andere tat, als Regeln zu befolgen.
Ich betrachtete Bucky eine Weile. Er lag ganz ruhig auf der Liege. Solche Prozeduren kannte er wahrscheinlich noch von seiner Hydra Zeit. Nun aber war es sicher angenehmer als damals. Zumindest hoffte ich das für ihn. Da stand der Arzt plötzlich auf, drehte sich zu mir, nickte kurz und ging dann aus dem Zimmer. Seine Werte dürften zumindest für den Moment in Ordnung sein. Ein gutes Zeichen. Ich setzte mich auf den Stuhl neben ihm. Er richtete sich ein wenig auf. Seine Bewegungen waren noch etwas träge. Verständlich. Er sah sich ein zweites Mal, dieses Mal genauer, im Zimmer um. Ob er sich mit dem Gedanken, mehr oder weniger in der Wildnis zu leben, anfreunden konnte? Wir hatten nicht wirklich viele Optionen, die ihm die Ruhe ermöglichten, die er so nötig hatte. Was würden wir sonst tun? Erzwingen brachte noch weniger.
“Was habt ihr euch ausgedacht?”, fragte er, ein Hauch von Ungläubigkeit war zu hören. Er glaubte es selbst nicht ganz. Ich lächelte leicht, um meine Nervosität zu überspielen.
“Die Grundidee kommt von Prinzessin Shuri, ich hab nur bei der Ausarbeitung geholfen”, murmelte ich, bevor ich ihm alles erklärte. Während ich sprach versuchte ich, Buckys Gedanken an seinen Gesichtsausdrücken abzulesen, aber das war schwieriger als erwartet. Ich konnte nämlich genau gar nichts aus seinen Ausdrücken entnehmen.
“Du wirst auch nicht ganz allein sein. Neben den Stammes-Leuten wird noch jemand mitkommen, der deine Entwicklung überwacht.” Damit beendete ich die Erklärung.
“Und wer?”, fragte er nach einer kurzen Pause. Ich atmete kurz durch. Jetzt war es soweit.
“Ich werde mitgehen. Ich hab auch ihre Sprache zu einem gewissen Ausmaß gelernt, damit ist dann auch die Verständigung leichter”, sagte ich, fügte dann aber noch hinzu: ”Außer du möchtest das nicht. Dann finden wir jemand anderes, der aufpasst.”
“Nein! Nein. Ich bin froh, wenn du mitkommst. Wirklich”, warf er schnell ein. Erleichterung überkam mich. Innerlich freute ich mich wahrscheinlich mehr, als ich sollte, aber ich war einfach froh, dass er mich nicht weg stieß. Diese Antwort war alles, das gefehlt hatte, damit es ein Erfolg werden würde.
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A Story of Winter and Water (Bucky FF)
Fanfiction{Abgeschlossen} Lilly ist Ärztin. Nach außen hin wirkt sie ganz normal, vielleicht etwas schüchtern, aber das stimmt nicht. Sie birgt ein Geheimnis, an dem sie nur ihre engsten Freunde teilhaben lässt. Doch nachdem sie zur Einsatzärztin der Avengers...