"Rebecca, Schatz, beeil dich, sonst wird das Essen kalt!", rief ich meiner Tochter zu. Nur ein paar Sekunden später konnte ich sie die Treppe hinunter tappsen hören. Ich musste lächeln. So gehorsam wie immer. Sie kletterte direkt auf ihren Stuhl und sah mich erwartungsvoll an. Ich stellte ihr ihren Teller hin und setzte mich neben sie.
"Guten Appetit." "Guten." Sie begann direkt damit, das Essen in sich hinein zu schaufeln.
"Nicht so hastig, sonst verschluckst du dich wieder", ermahnte ich sie grinsend. Sie aß zwar etwas langsamer, hatte aber trotzdem bald alles auf ihrem Teller verputzt.
"Darf ich raus spielen gehen?", fragte sie mich.
"Natürlich, aber geh nicht zu nah an den See, du kennst die Regel." Sie nickte, holte ihre Schuhe und war auch schon in den Garten gelaufen. Ich aß noch meine Portion auf und kümmerte mich dann um das Geschirr. Plötzlich klingelte mein Handy. Es war eine unbekannte Nummer mit einer Vorwahl aus Virginia. Komisch, wer sollte mich von dort anrufen? Trotzdem hob ich ab.
"Grey, hallo?"
"Lilly, hey, ich bins, Happy", kam die Antwort. Happy? Was wollte er von mir? Wir hatten generell nur wenig Kontakt gehabt.
"Pepper meinte, dass es eine gute Idee wäre, wenn wir dir bescheid geben. Ich weiß, dass du eigentlich nichts von den Avengers hören willst, aber ja, es ist schon wichtig", fuhr er fort.
"Was gibts?", fragte ich, doch schon etwas besorgt. Es musste sich wohl um einen Notfall handeln.
Mit dem, was darauf folgte, hatte ich nicht gerechnet. "Tony und Nat haben sich für uns geopfert. Die Abschiedsfeier wäre diesen Samstag. Es wäre schön, wenn du kommen könntest. Ich weiß, dass ihr nicht gut auseinander gegangen seid, aber die beiden haben dir schon lange verziehen. Und es is Peppers Wunsch." Ich musste erst einmal schlucken. Schuldgefühle stiegen in mir auf. Ich hatte mich nie dafür entschuldigt, was damals passiert war. Und trotzdem hatten sie an mich gedacht.
"Natürlich. Ich werde kommen. Vielen Dank für den Anruf."
"Dann sehen wir uns am Samstag, bis dann." Damit legte er auf. Ich musste mich hinsetzen, um alles verkraften zu können. Tony war tot. Genauso wie Nat. Noch mehr Leute, die wegen diesem dämlichen Kampf gestorben waren. Und nachdem ich nie Nachrichten gehört hatte, hatte ich davor auch nichts davon mitbekommen. Ich fühlte mich einfach dumm. Aber das Mindeste, das ich machen konnte war, zur Feier zu gehen. Auch, wenn ich die anderen eigentlich nicht sehen wollte, ich schuldete es ihnen.Die nächsten Tage vergingen schneller als erwartet. Es wurde in den Nachrichten darüber berichtet, dass all jene, die vor fünf Jahren verschwunden waren, an genau den gleichen Orten aufgetaucht waren, an denen sie damals verschwunden waren. Diese Nachricht gab mir einen kleinen Funken Hoffnung zurück. Das bedeutete wohl, dass Bucky auch zurück wahr. Aber im Gegensatz zu mir wäre er nicht gealtert. Fünf Jahre machten schon einen großen Unterschied. Und was würde er wohl zu Rebecca sagen? Es war zwar gut zu wissen, dass alle wieder zurück waren, aber dennoch machte ich mir Sorgen. Aber das durfte mich nicht davon abhalten, auf die Feier zu gehen. Vor allem würden alle dort sind, also wahrscheinlich auch jene, die damals verschwunden waren. Ich war ehrlich gesagt ziemlich aufgeregt. Das ganze könnte mehrere Ausgänge haben und ich hoffte einfach, dass es nicht in einer Katastrophe endete.
Dann war da Samstag. Ich hatte mich schon früh mit Rebecca ins Auto gesetzt und mich auf den Weg zur Feier gemacht. Sie sollte bei Tony und Pepper zu Hause abgehalten werden, ein nettes, abgelegenes Fleckchen, ähnlich wie bei uns. Es freute mich, dass er sich endlich niedergelassen hatte und eine Familie gegründet hatte, aber das machte die Tatsache, dass er nicht mehr lebte, nur noch schlimmer. Aber daran durfte ich jetzt nicht denken.
Gute fünf Stunden und einige Zwischenstopps später kamen wir endlich an dem Haus an. Es war kleiner und vor allem rustikaler, als ich erwartet hatte. Aber das war bestimmt nur der Eindruck von außen. Tony hatte wahrscheinlich sein Labor im Keller eingerichtet. Einige Autos standen bereits auf dem Parkplatz. Ich parkte dort und half Rebecca aus dem Auto. Sie schaute sich fasziniert um. Ich konnte es ihr auch nicht verübeln, sie war nicht nicht oft von zu Hause weggewesen. Das war eine neue Erfahrung für sie. Ich hoffte nur, dass sie nicht von den ganzen Leuten überfordert sein würde. Ich nahm ihre Hand und ging zum Haus. Es war keiner draußen, also klingelte ich einfach. Zu behaupten, dass ich nervös war, war eine Untertreibung. Rebecca schien meine Anspannung zu bemerken, denn sie drückte meine Hand leicht. Ich atmete tief durch. Da ging auch schon die Tür auf. Pepper stand vor mir.
"Es freut mich echt, dass du kommen konntest", begrüßte sie mich und umarmte mich.
"Es tut mir so leid, was passiert ist", antwortete ich. Die Berührung tat gut. Und es war gut zu wissen, dass ich wirklich hier willkommen war und nicht nur, weil sie dachten, dass es sein müsste. Als wir uns voneinander lösten legte ich meine Hand leicht auf Rebecca's Rücken.
"Das ist Rebecca, meine Tochter. Rebecca, das ist Pepper, ich kenne sie noch von früher", erklärte ich mit einem leichten Lächeln. Pepper beugte sich etwas hinunter.
"Schön, dich kennen zu lernen. Morgan freut sich bestimmt, dass auch eine Gleichaltrige hier ist und nicht nur ältere", sagte sie sanft. Meine Tochter nickte, wobei sie noch etwas schüchtern wirkte. Pepper führte uns beide ins Wohnzimmer, wo die anderen schon warteten. Alle waren da. Wanda, Rhodey, Steve, eine Gruppe von Aliens, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, aber wahrscheinlich zu Rocket und Groot gehörten, sowie noch ein paar andere, von denen ich manche nicht kannte. Und Bucky. Er stand neben Sam, mit dem er auch sprach. Ich bezweifelte, dass er bemerkt hatte, dass ich gekommen war. Er sah genauso aus wie damals. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, aber bevor ich zu ihm rüber gehen konnte startete Happy eine Projektion von Tony. Aber ich wusste, dass ich später mit ihm reden musste.
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A Story of Winter and Water (Bucky FF)
Fanfiction{Abgeschlossen} Lilly ist Ärztin. Nach außen hin wirkt sie ganz normal, vielleicht etwas schüchtern, aber das stimmt nicht. Sie birgt ein Geheimnis, an dem sie nur ihre engsten Freunde teilhaben lässt. Doch nachdem sie zur Einsatzärztin der Avengers...