Der Morgen kam schneller als erwartet. Bucky wurde noch ein letztes Mal komplett durch gecheckt, während ich einen Crashkurs in Sachen traditioneller Kleidung und angemessenem Verhalten erhielt. Ich würde die Frauen wohl ein paar mal um Hilfe bitten müssen, was das Thema Kleidung anging, so einfach war das nun wirklich nicht. Ich notierte mir das Wichtigste, was nicht so wenig war, wie ich erwartet hatte. Am Ende hatte ich zwei ganze Seiten mit diversen Notizen gefüllt. Da kam auch wieder die Unsicherheit hoch. War ich wirklich bereit dazu, mit einem Mann, den ich kaum kannte, bei einem Stamm zu leben, den ich noch viel weniger kannte? Aber ich hatte Steve versprochen, bei Bucky zu bleiben, da konnte ich nicht einfach einen Rückzieher machen. Ich hasste solche Situationen. So richtig. Reiß dich zusammen, klar? Du hast es Steve versprochen, also ziehst du das jetzt auch durch. Jetzt ist es auch schon zu spät, den Schwanz einzuziehen, erinnerte ich mich selbst. Ich hatte kaum eine andere Wahl, schließlich hatte ich zugesagt. Es war meine Pflicht, das durchzuziehen. Ich atmete nochmal tief durch, verstaute meine Notizen in meinem Beutel und begab mich nach draußen.
Der Jet stand schon bereit, T'Challa und das Stammesoberhaupt warteten davor. Ich gesellte mich zu ihnen. "Guten Morgen", begrüßte ich die beiden.
"Schon aufgeregt?", fragte mich der König mit einem Lächeln.
Ich nickte. "Und wie. Ich habe kaum geschlafen", gestand ich.
Die beiden Männer vor mir lachten nur. "Nervosität ist etwas ganz Natürliches, besonders in einer Situation wie dieser. Aber sei unbesorgt, wir werden euch unterstützen und willkommen heißen", versicherte mir das Oberhaupt.
Wirklich beruhigt war ich dadurch aber nicht. Alles würde immer noch komplett fremd für mich sein und Steve hatte sich immer noch nicht gemeldet. Schon langsam hatte ich den Verdacht, dass er sein Handy, wie auch immer er das in so kurzer Zeit geschafft hatte, geschrotten haben musste. Ansonsten konnte ich mir nicht erklären, wieso er sich nicht meldete. Obwohl, bei ihm konnte man nie wissen. Ich entschloss mich dazu, ihn später anzurufen, laut Shuri gab es dort draußen einige Stellen, wo der Telefonempfang zumindest halbwegs in Ordnung war. Hoffentlich hatte sie recht damit.Mit jeder Minute, die verstrich, wurde ich unruhiger. Bucky wurde wohl drinnen noch auf alles vorbereitet. Nervös spielte ich mit den Kimoyo-Perlen an meinem Handgelenk, passte aber auf, dass ich keine von ihnen aus Versehen aktivierte. Das fehlte mir nämlich gerade noch. gerade, als ich kurz davor war, komplett die Fassung zu verlieren, öffnete sich das große Eingangstor. Shuri kam auf uns zu gefolgt von zwei Ärzten und Bucky. Sie sah mich - wie immer - vielsagend an. Ich wollte gar nicht wissen, an was sie in dem Moment dachte. "Alles bereit", rief sie freudig.
Woher sie immer ihre Energie nahm war mir ein Rätsel. Teenager eben. Kannte ich noch von der Zeit, als mein kleiner Bruder gerade in die High School gekommen war. Die ganze Motivation und scheinbar ewig anhaltende Energie. Einerseits wirklich süß, andererseits einfach nur nervig und anstrengend. Im Gegensatz zu den typisch-amerikanischen Teenagers verwendete Shuri diese Dinge immerhin für sinnvolle Dinge und keine viel zu langen Nächte, in denen nur gezockt wurde. Bei den Erinnerungen an die unzähligen schlaflosen Nächte musste ich mich wirklich zusammenreißen, nicht das Gesicht zu verziehen. Wie es ihm wohl gerade ging? Ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. In den Wochen seit ich aus den Staaten verschwunden war hatte ich nicht ein einziges Mal an ihn oder meine Mutter gedacht. Ein schlechtes Gewissen breitete sich in mir aus. Großartig, nicht auch das noch. Ich hatte nun wirklich keine Zeit, mir auch noch um das Sorgen zu machen. Ich war ohnehin schon so gestresst genug. Wirklich Zeit, mir Gedanken zu machen, hatte ich auch nicht, den die Prinzessin scheuchte mich direkt in den Jet. "Bekomm jetzt keine kalten Füße, das klappt schon alles", ermahnte sie mich.
Dass ich mich schon von einer 16-jährigen zurechtweisen ließ. Aber sie war immer noch eine Prinzessin. "Denk dran, ihr beide habt jetzt alle Zeit der Welt miteinander, also nutz das aus."
Sie zwinkerte mir schelmisch zu, winkte nur kurz und verschwand dann aus dem Jet, während alle anderen einstiegen. Jetzt gabs wirklich kein Zurück mehr.
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A Story of Winter and Water (Bucky FF)
Fanfiction{Abgeschlossen} Lilly ist Ärztin. Nach außen hin wirkt sie ganz normal, vielleicht etwas schüchtern, aber das stimmt nicht. Sie birgt ein Geheimnis, an dem sie nur ihre engsten Freunde teilhaben lässt. Doch nachdem sie zur Einsatzärztin der Avengers...