Als wir endlich den Unterricht beendeten, brummte mir der Schädel. Mir schien, als hätten wir nur an der Oberfläche der Traditionen gekratzt, obwohl wir acht Stunden damit verbracht hatten, die Traditionen und Sitten des Stammes zu besprechen. Es waren wirklich Unmengen an Informationen, die ich mir merken musste, um niemanden zu beleidigen. Und vor allem in so kurzer Zeit. Ich musste mir dauernd einreden, dass es für einen guten Zweck war.
Ich holte mir erstmal was zu essen und ging dann zum üblichen Platz, wo ich auf Shuri wartete. Sie würde nun meine Antwort verlangen. Eine richtige Wahl hatte ich aber eigentlich nicht, und das wusste sie. Jeder ihrer Schritte war darauf ausgelegt gewesen, mich mitzuschicken und das auch schon bevor wir uns überhaupt auf eine konkrete Heilungsmethode geeinigt hatten. Wieso dann überhaupt die Frage?
Nach einer guten halben Stunde gesellte sich die Prinzessin dann auch zu mir. Bevor sie auch nur irgendetwas sagen konnte ergriff ich das Wort.
"Du hast von Anfang an geplant gehabt, dass ich ihn begleite, oder?" Ihr Grinsen sagte schon alles.
"Von selbst hättest du nie zugestimmt. Da hab ich eben ein wenig nachgeholfen. Hätte ich das nicht so gemacht würdest du dich wahrscheinlich aus belanglosen Gründen weigern, obwohl du es eigentlich willst. Deine Körpersprache sagt viel über dich aus, das du selbst gar nicht mitbekommst. Also wo liegt das Problem?", meinte sie einfach mit einem Schulterzucken. Wir kannten uns doch noch lange nicht so gut, dass sie so viel über mich wissen konnte. Selbst von der Körpersprache. Ich seufzte.
"Du hast es schon so lange geplant. Wieso hast du es dann erst gestern angesprochen?"
"Weil wir uns gestern erst auf eine Methode geeinigt haben und ich dir nicht meinen Plan verraten wollte. Ganz einfach, oder?" Es war ein gutes Argument, aber wirklich zufrieden war ich mit dem Ganzen nicht. Aber das konnte auch einfach daran liegen, dass im Moment zu viele Gedanken in meinem Kopf herum schwirrten. Es kam mir alles so kompliziert vor, obwohl es das überhaupt nicht war.
"Wird Bucky morgen wirklich aufgetaut?", fragte ich nach einer kurzen Pause. Sie nickte.
"Zum Stamm geht ihr aber frühestens übermorgen, morgen wollen wir erst seine Werte beobachten und sicher gehen, dass es ihm gesundheitlich gut geht. Und du wirst vorher auch nochmal geimpft. Nur zu Sicherheit." Das musste jetzt wohl sein. Aber ich war auch froh, dass solche Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden, immerhin war mein Körper nicht an diese Umgebung gewöhnt.
"Aviwe hat den Häuptling heute eingeladen. Wusstest du davon?"
"Ja, aber keine genaueren Details. Es war auch schon länger geplant, dass er mal vorbei kommt und dir alles erklärt. Morgen hast du auch nur am Vormittag Unterricht. Ist alles schon geregelt", meinte Shuri locker. Dieses Mädchen war mir echt ein Rätsel.
"Wenn du dann dort bist wird der Unterricht über die Hologramme fortgesetzt, damit sowas Peinliches wie heute morgen nicht mehr passiert." Das schelmische Funkeln in ihren Augen war nicht zu übersehen. Woher wusste sie jetzt wieder davon? Aber mittlerweile hinterfragte ich gar nichts mehr.
"Eine Frage habe ich noch. Und zwar: Wie lange wird das ungefähr dauern?" Sie dachte kurz nach.
"So genau kann man das nicht sagen. Eigentlich kann man das überhaupt nicht sagen. Es wird so lange dauern, wie es eben braucht. Das können auch recht schnell Jahre werden. Wir wissen schließlich nicht zu 100 Prozent, was sie mit ihm gemacht haben. Deswegen ist es recht schwierig, das zu bestimmen. Aber ich denke, dass dir die Auszeit genauso gut tun wird", antwortete sie mir. Ich gab mich mit dieser Antwort zufrieden und aß mein Abendessen. Es war nur noch lauwarm, aber das störte mich nicht weiter. Es gab immer noch wichtigere Dinge, die ich aber für mich behielt. Meine ganz persönlichen Sorgen. Shuri mochte zwar meine Körpersprache analysiert haben, aber von denen wusste niemand etwas. Ehrlich gesagt wollte ich daran aber auch nicht wirklich denken, es würde meine Situation nur schlimmer machen. Also aß ich auf, verabschiedete mich von Shuri und ging früher als sonst auf mein Zimmer. T'Challa hatte mir ein kleines, gebundenes Notizbuch gegeben, als ich hier angekommen war und jetzt hatte ich endlich eine Verwendung dafür gefunden.
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A Story of Winter and Water (Bucky FF)
Fanfiction{Abgeschlossen} Lilly ist Ärztin. Nach außen hin wirkt sie ganz normal, vielleicht etwas schüchtern, aber das stimmt nicht. Sie birgt ein Geheimnis, an dem sie nur ihre engsten Freunde teilhaben lässt. Doch nachdem sie zur Einsatzärztin der Avengers...