Teil 24

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Der restliche Tag verging schnell. Ich hatte noch die Hütte nach weiteren versteckten Wundern der Technologie abgesucht, aber nichts nennenswertes mehr gefunden, außer, dass der Schrank eigentlich ein Kühlschrank war. Aber immerhin hatten wir fließendes Wasser, das hieß schon was. Wieso alles so versteckt war verstand ich zwar nicht so ganz, aber das tat nichts zur Sache. Was zählte war, dass Bucky all die Ruhe hatte, die er brauchte und die bekam er hier auch.

Als es Abend wurde und die verschwindende Sonne das ganze Land in ein wunderschönes Orange tauchte, machte sich meine Müdigkeit das erste mal bemerkbar. Ich saß gerade vor der Hütte und hatte mir den Sonnenuntergang angesehen, als ich gähnen musste. Es war einiges passiert, kein Wunder, dass ich so früh schon müde war, wobei das auch wieder relativ war, nachdem die Sonne hier länger am Himmel stand als es jetzt Zuhause der Fall wäre. Bucky war den Großteil der Zeit in der Hütte geblieben und saß auch jetzt auf seinem Bett und sagte kaum etwas. Ich wollte ihn auch nicht dazu zwingen, mir Gesellschaft zu leisten, weswegen ich fast den ganzen Nachmittag draußen im Schatten verbracht hatte. Ich wollte ihm einfach Zeit zum Denken lassen. Und vermutlich würde diese Routine auch noch eine Weile so weitergehen. Ja, ich genoss seine Gesellschaft, aber man konnte ihm ansehen, dass er sich noch nicht wohlfühlte, was ich ihm auch nicht verübeln konnte, besonders in seiner Situation. Also ließ ich ihn bestimmen, wie viel Zeit wir direkt miteinander verbrachten, anstatt ihm meine Nähe aufzuzwingen. Wie viel das wirklich brachte, wusste ich nicht, aber solange es keine definitive Heilung gab musste das hier genügen.

Ich rappelte mich erst auf, als die Sonne vollständig hinter den Bergen am Horizont verschwunden war und es allmählich kühler wurde. Bevor ich in die Hütte zurück ging klopfte ich mir noch schnell den Staub von meinem Kleid. Ich schob den Vorhang, der als Tür diente, beiseite und trat ein. Bucky saß immer noch auf seinem Bett und sah nur kurz zu mir, als ich reinkam.
"Möchtest du etwas essen? Es ist schon einige Stunden her, seit deiner letzten Mahlzeit." Ich klang besorgter, als ich eigentlich vorgehabt hätte. Verdammt, wieso passierte das dauernd? Ich hoffte einfach, dass er es nicht gehört hatte.
"Nein, es geht schon. Danke", meinte er nur knapp. Sein Verhalten hatte sich im Gegensatz zum Vormittag komplett geändert. Vielleicht, weil er mit seinen Gedanken allein gewesen war? War es ein Fehler gewesen, nicht bei ihm gewesen zu sein? Na klasse, jetzt kam das Schuldgefühl. Nichts desto trotz war ich dazu entschlossen, ihn nicht mit leerem Magen ins Bett gehen zu lassen. Er mochte zwar ein Super-Soldat sein, aber keiner schläft gut mit leerem Magen. Besonders nicht dann, wenn man das letzte Mal gegen 15 Uhr etwas gegessen hatte. Eigentlich hätte ich ihn gar nicht fragen müssen, aber ich hatt einfach den Drang danach verspürt. Wahrscheinlich aus Höflichkeit? Ich war mir wirklich nicht ganz sicher.
Entschlossen ging ich zum Kühlschrank, beziehungsweise Vorratsschrank. "Du brauchst was zu essen. Also bring mich bitte nicht dazu, dich zwingen zu müssen", sagte ich in einem etwas ernsteren, aber immer noch sanften Tonfall, den ich nur selten in meinem Alltag verwendete. Normalerweise sprach ich nur mit besonders widerspenstigen Patienten so, also besser gesagt Steve. Ich warf einen Blick über meine Schulter, um Buckys Reaktion zu sehen. Er wirkte etwas überrascht, aber gleichzeitig entspannte sich seine Haltung auch etwas. Auf diese Reaktion hatte ich gehofft. Es funktionierte doch jedes Mal. Die anderen hatten immer darüber gescherzt, dass ich mich wie eine Mutter anhörte, deren Kind gerade etwas Dummes angestellt hatte. Und in einer gewissen Weise war das auch genau das, was passierte, nur dass ich keine Mutter war.
Ich sprach im gleichen Tonfall weiter: "Es ist noch etwas von dem Linseneintopf übrig, den ich mir vorhin fürs Abendessen gemacht hab."
Bucky nickte. "In Ordnung. Aber bitte, mach dir keine Umstände." Ich versteckte mein Grinsen, indem ich meinen Kopf schnell zum Schrank zurück drehte, um den Topf mit den Resten rauszunehmen. Es war gut zu wissen, dass er von meinem Verhalten nicht eingeschüchtert oder sowas in die Richtung war. Aber davon war ich auch nicht ausgegangen.

Nachdem Bucky seine Schüssel voll Linsen aufgegessen hatte und ich sie rasch abgewaschen hatte war es für mich an der Zeit, alle Ereignisse des Tages zu dokumentieren, immerhin hatte ich Shuri versprochen, ihre alle Daten zukommen zu lassen. Ich machte es mir auf dem Bett im Schneidersitz gemütlich und kramte meine Notizen zu den Kimoyo-Perlen heraus. Bis ich alle Funktionen auswendig kannte würde es wohl noch etwas dauern. Ich drehte das Armband an meiner Hand etwas, bis ich die richtige Perle gefunden hatte. Jetzt nur zwei Mal kurz antippen und... Da! Eine Art Bildschirm öffnete sich in Hologramm Form, zusammen mit einer Tastatur. Die Dinger waren echt verdammt praktisch. Also fing ich damit an, alle wichtigen Ereignisse des Tages abzutippen. Hauptsächlich ging es aber eher darum, zu schauen, wie sich Bucky verhielt und was Veränderungen in seinem Auftreten bewirkte. Es dauerte eine ganze Weile. Ich war so in meine Arbeit versunken, dass ich nicht einmal bemerkte, dass Bucky mich von seinem Bett aus dabei beobachtete. Er hatte es sich schon gemütlich gemacht und war quasi schon dazu bereit, zu schlafen, oder zumindest es zu versuchen. Laut den Ärzten litt er noch unter Albträumen, die ihn wahrscheinlich noch länger plagen würden, was aber zu erwarten war wenn man bedenkt, was er schon alles durchgemacht hatte.

Es dauerte einige Zeit, bis ich mit der gesamten Dokumentation fertig war. Meine Beine schmerzten von meiner verdrehten Haltung. Das sollte ich wohl in Zukunft doch anders machen. Draußen war es in der Zwischenzeit komplett dunkel geworden und nur das Licht des Hologramms der Kimoyo-Perlen erhellte den Raum, nachdem keiner von uns beiden das Licht angemacht hatte. Mit einem unterdrückten, aber schmerzerfüllten Stöhnen streckte ich meine Beine aus. So zu sitzen war echt keine gute Idee gewesen. Ich ließ das Hologramm noch eine Weile aktiv bleiben, damit ich weniger Probleme dabei hatte, meinen Weg unter die Bettdecke zu finden. Bevor ich auch dieses Licht löschte sah ich noch einmal kurz zu Bucky hinüber. Er lag mit dem Rücken zu mir, seine Decke bis zur Schulter hochgezogen. Durch das regelmäßige Heben und Senken der Decke ging ich davon aus, dass er schon schlief. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen machte ich das Hologramm aus. Zufrieden schloss ich meine Augen und schlief schnell ein.

A Story of Winter and Water (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt