《52》✔

397 31 22
                                    

Pov. Mik

"Mein Prinz! Jetzt konzentrieren sie sich doch einmal. Sie sind doch sonst nicht so verwundbar."
Miguel, mein Fechtlehrer und Hauptmann der Königsgarde, tatschte schon zum Dritten mal, mit seinem Schwert, meine Seite an.
Schweiß ran mir die Schläfen hinab und laut mit lautem Ausatmen, strich ich mir die Haare aus dem Gesicht.
Mein Gesicht musste total rot sein und für einen Moment schloss ich die Augen, um die Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Ich hatte die Nacht nicht wirklich gut geschlafen.
Eigentlich überhaupt nicht gut.

Kostas, der sonst immer neben mir gelegen hatte. Der Engel, dessen Herzschlag meinen ganzen Körper zum Vibrieren gebracht hatte, war nicht da.
Natürlich war er nicht da, er war bei Taddl und Ardy, wo es auch am sichersten für ihn war, definitiv, aber trotzdem.. Es fehlte mir.

Jeden Moment, egal ob im schlafenden oder wachen Zustand, ging er mir nicht aus dem Kopf. Ich klang fast wie besessen von ihm und möglicherweise war es auch das, wovor mein Vater mich schützen wollte.
Ich konnte es voll und ganz verstehen.
Wenn du liebst, konzentrierst du dich mehr auf diese Person, als auf die eigenen Pflichten und das war ein Problem.

"Momentan fühle ich mich einfach nicht gut. Entschuldige, ich werde mich bessern", versuchte ich mich zu rechtfertigen, doch Miguel winkte ab. Seinen schwarzen Pferdeschwanz, der ihm bis über die Brust ging, zog er zurecht und hielt mir erneut mein Schwert hin, was er mir zuvor beim Kampf, aus der Hand geschlagen hatte.
"Der König erwartet Perfektion von ihnen. Ebenso tut es das Königreich. Meine Hoheit, sie sind nah dran, aber noch nicht Perfekt. Bis zu der Krönung werden wir das gemeinsam hinkriegen. Jedoch rennt uns die Zeit davon!"

Der ältere klatschte zwei mal schnell in die Hände, ehe sich aus Magie, Figuren formten.
Acht Stück, wovon Sechs wie Bronze Statuen aussahen, eine große Goldene und eine eher Schmächtige Figur.
Während die Bronze Figuren sich um mich herum bewegten, sah man deutlich, wie sich Goldene Seile um die Silberne Figur legten, welche wohl von dem größten Gegner kamen.

"Sie sind der Prinz. Eine Prinzessin haben sie jedoch noch nie gerettet, oder? Sollte das mal der Fall sein, könnte dies die Situation sein. Der böse Herrscher einer anderen Dimension nimmt das Mädchen gefangen, was sie lieben. Seine Schergen versuchen sie aufzuhalten.
Fünf Minuten, bis die Seile ihren Hals zuschnüren und sie erstickt, verstanden?", erklärte er mir die Trainingsaufgabe und ich nickte.
Konzentrieren konnte ich mich jedoch nicht.

Ich hatte keine Prinzessin, würde niemals eine kriegen, weil ich ganz alleine nur den Engelsprinzen wollte.
Was also, wenn Kostas die Silberne Figur wäre? Die Goldene mein Vater?
Wenn er ihn gefangen nehmen würde, ihm schmerzen zufügt oder sogar tötet...
Wie wäre die Situation dann? Wäre ich bereit meinen eigenen Vater, den König und zugleich der böse Herrscher zu erlegen?

"Fertig? Die Zeit startet jetzt!"


Als ich das nächste mal vor Ardys Haus stand, war es ganz ruhig.
Vorsichtig sprang ich über das Tor und umrundete das Gebäude bis ich am Garten ankam, wo Kostas überraschenderweise am Fenster saß.

Sein eines Bein hing über dem Rand des Fensters nach draußen, während er die Augen geschlossen hatte.
"Sind alle am Schlafen, oder was? Ist ja Langweilig", lächelte ich, während ich mit verschränkten Armen nach oben sah.
Der Engel zuckte in sich zusammen und sah zu mir nach unten.
"Mik!", japste er überrascht und sofort bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen.

"Taddl, Ardy und Lissi sind unterwegs. Sie haben die Türen verschlossen, weil sie dachten jemand könnte hier rein kommen oder sowas..."
Etwas Hilflos sah er sich um, ehe er wieder zu mir sah.
Das war so Typisch.

"Heißt das etwa, ich kann nicht zu dir?", fragte ich ihn und zog einen Schmollmund, was Kostas mit einem stummen Luftausstoß kommentierte.

Fragend sah ich mich in dem etwas verwilderten Garten um, als mir die Metalltonne auffiel.
Ohne auf Kostas fragende Blicke einzugehen, schob ich diese in die Richtung des offenen Fensterns und auch der jüngere Engel hatte sich bereits vom Fenster entfernt und stand nun wohl Mitten im Zimmer.
"Mik, du musst das nicht machen. Wir können auch einfach warten, bis die anderen wieder kommen", "Pff. Ja genau. Damit die wieder die Stimmung zunichte machen? Sicher nicht", gab ich empört von mir.

Ein letztes mal strich ich mir die Hände an der schwarzen Stoffhose trocken, ehe ich auf die Tonne zu rannte, mich auf ihr mit dem Fuß abstieß und im nächsten Moment mit den Händen verzweifelt am Fensterbrett klammerte.

Ohne zu zögern kam der Braunhaarige auf mich zu und half mir ins Zimmer, wobei er selbst auch Schwierigkeiten hatte. Ob ich einfach zu schwer oder er zu schwach war, konnte ich in dem Moment nicht feststellen.

"Puh..."
Kostas atmete laut aus und ließ sich aufs Bett sinken, wo er mich dennoch glücklich ansah.
"Du bist echt unglaublich. Wir hätten uns auch einfach solange draußen unterhalten können", lachte er, doch ich schüttelte grinsend den Kopf.
Als ob ich nur reden wollte.

Meine Gedanken vielen zurück zu dem Fechtunterricht, wo ich es gerade noch in der letzten Sekunde geschafft hatte, die Silberne Figur zu retten.
Ich sah zu Kostas und stand langsam vom Boden auf, wo ich zuvor kurz gesessen hatte.

"Mik?", fragte er leise, doch ich schüttelte den Kopf.
Der Braunhaarige setzte sich weiter aufs Bett, ehe ich mich auf seinen Schoß sinken ließ und meine Hände an seine Seiten legte.
Kostas' Shirt zog ich vorsichtig nach oben, ehe meine Hände unter diesem gingen. Ich spürte seine Warme Haut und die Gänsehaut, die unter meinen Berührungen entstanden.

"Hör auf das zu machen. Du weißt genau, wie ich darauf reagiere, Mik", murmelte er und legte seine Hände an meine Brust, um mich ein Stück auf Abstand zu bringen.

Ich lachte leise und legte meinen Kopf in seine Halsbeuge, um ihm einen Kuss auf den bleibenden Knutschfleck zu setzen.
"Schon gut. Wir gehen nur so weit, wie du willst", hauchte ich und drückte ihn mit einem Finger in die Kissen, was ihn flacher Atmen ließ.

Das was ich heute im Fechtunterricht hatte.. Ich hoffte bei allen Göttern die existierten, dass Kostas niemals erwischt wird.

"Du, Mik?", fragte er leise, als ich mich so tief zu ihm runtergebeugt hatte, dass sich unsere Nasenspitzen schon berührten.
Ich brummte als Bestätigung, weshalb der Engel unter mir mit seiner Wange gegen meine strich.

"Du hattest gesagt, ich könnte nach deiner Krönung, nach der Befreiung des Himmels bei dir bleiben... an deiner Seite."
Langsam nickte ich und ließ mich vorsichtig neben ihm sinken.
Sofort drehte sich Kostas in meine Richtung und lehnte sich dicht an mich.

"Sollte das mit Tara stimmen und wir sollten wirklich verbunden worden sein, dann möchte ich gerne bei dir bleiben. Ich- diese Nacht hier hat mir gezeigt das ich momentan unmöglich ohne dich kann und ich weiß nicht, ob sich das jemals nochmal ändern wird, aber wenn nicht-
Dann wäre das völlig in Ordnung für mich."
Der Engel wurde gegen Ende immer leiser und legte seine Hand an meine Wange, was ich deutlich begrüßte.
Er brauchte einfach Zeit zum Nachdenken..

Sollte seine Mutter noch leben, dann könnten Kostas und ich gemeinsam die Hölle regieren. So, wie meine Mutter es getan hatte.
Die Portale würden immer offen stehen und nirgends wäre Hass.

Das wäre die Zukunft.
Wir wären die Zukunft.
Nicht die Rachsucht meines Vaters.

"Find ich gut", hauchte ich lächelnd und lehnte meine Stirn gegen seine.

•Kostory• Like Angel and Devil - VerbundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt