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Pov. Kostas

Sie waren weg.
Alle Freunde, jedes Familienmitglied, jeder verdammte Bürger des Himmels war verschwunden.
Ich war alleine. Wäre ich jetzt auch dort, wenn ich nicht am Wasserfall gewesen wäre?
Hatten die Geisterfische mir vielleicht sogar eine Warnung gegeben, als das Weibchen mir in den Finger biss?

Ich hatte Angst, so unendliche Angst, welche ich nicht mal beschreiben konnte, ohne, dass mein Körper zu zittern begann. In meinem Kopf machten sich Gedanken breit, ließen sich Szenarien abspielen, die mich fast übergeben ließen.

Das was ich wollte, war zu viel verlangt. Keiner könnte mir es erfüllen. Selbst wenn, trauen würde ich mich dennoch nicht!
Ich konnte das nicht schaffen. Das war absurd...

Ich stand von dem Aufgewärmten Brunnenrand auf, auf welchem ich so lange saß. Mein Hintern schmerzte mir so sehr wie die Beine von dem Laufen.
Sobald ich mir Hoffnung machen wollte, gaben meine Beine nach. Mein Gedanke ging sofort zu der zerfetzten Leiche von Ben. An die Hand unter der Säule...
Wo waren nur meine Eltern?
Sie mussten Leben. Sie mussten einfach!

Als ich es endlich mit mir selbst vereinbaren konnte und ich es schaffte aufzustehen, war ich mir sicher, dass es bereits mitten in der Nacht war.
Mittlerweile hatten sich die dunklen Rauchwolken über den Kompletten Himmel gelegt und so ohne Mond und Sterne fühlte ich mich noch schwächer und Hilfloser als zuvor.

Ob es in der Hölle auch so aussieht?
Ob sie dort alle Reißzähne haben? Ihre Hörner so spitz sind wie Nadeln?
Hingen sie die Engel wirklich an Seilen wie Fahnen über das ganze Königreich auf?!

Magensäure kam mir bei dem Gedanken auf und ohne das ich es wollte, übergab ich mich noch an dem Brunnenrand.
Mit meinem Handrücken wischte ich mir über den Mund, doch um ehrlich zu sein fühlte ich mich nach all dem nur noch elendiger.

Stumpf schoss ich einen Stein, welcher vor meinen Füßen lag weg und der Aufprall hallte durch den leeren, zerstörten Hof.
Dies unterstrich meine komplette, unumstrittene Einsamkeit nur noch mehr und durch die quietschenden Fensterläden entstand eine Gänsehaut auf meiner gesamten Haut.

Kurz zuckte ich zusammen, als ich dachte doch etwas gehört zu haben, doch war dies hoffentlich nur die einzig und alleinige Einbildung.
Worte von Bens Stimme erschienen in meinem Kopf wie ein Knall einer Waffe.
'Du bist nie alleine'

Das erste mal in meinem Leben spürte ich wirkliche kälte und ich war mich nicht mehr sicher, woher diese kam. Von Bens Stimme? Von den Dämonen? Dem Blut und der Kotze? Den Leichen?

Meine Eltern erzählten mir schon seit ich klein war, das es sich so anfühlte, wenn dich ein Dämon anfässt.
Wenn seine Klauen nach dir Packten und dich in ihren Bann zogen.
'Widersteh dem Blick eines Dämons. Du wirst ein ewiger Sklave der Dunkelheit sein, wenn du ihnen verfällst', sagte meine Mutter jedes mal aufs Neue, wenn ich über Dämonen sprach.

Eine Zeit lang, wollte ich alles über sie wissen. Ich wollte diese dunkle Magie spüren, wollte wissen wie es sich anfühlte, wenn sie ihre Hypnotischen Augen auf einen zu wandten.
Ich war wirklich seltsam. Hatte dieses dunkle Verlangen in mir, die mir erst wieder ein Schicksalsschlag austreiben konnte.
Der mir die Angst, die Panik einbrachte.
Ich wollte unter allen Mitteln verhindern, dass ich jemals so einem Wesen begegnen würde.

Langsam und schwankend lief ich durch die leeren Straßen.
Warum ich es tat wusste ich nicht. War es vielleicht der Gedanke von einer Verabschiedung die mich dazu brachte?

Ein Fenster schlug zu und ich zuckte erneut zusammen.
Ich fühlte mich beobachtet.
Während ich weiter ging- diesmal einen Schritt schneller, drehte ich mich immer und immer wieder um, doch nichts war zu sehen.
Verfolgen mich Geister? Seelen?

"Alles gut, Kostas. Du bist alleine... keiner ist mehr hier!", sprach ich mir leise zu um mich zu beruhigen, doch genau das entfachte das Gegenteil in mir.
Ich bekam Panik tief in meinem Inneren. Stumm biss ich mir auf die Unterlippe.

Wenn hier keiner wäre und mich ein Dämon angreifen würde, hätte ich keine Chance mich zu wehren.

Meine Eltern hatten mir immer erzählt, das, wenn ein Teufel zum Dämon werden wollte, er einem Engel die Magie, die Lebenskraft rauben müsste.
Für Unfug hielt ich dies, nur für eine Gruselgeschichte, damit Engeln den Dämonen fern blieben.
Aber es war Realität.

Ich schlang die Arme um meinen Körper, als es noch kälter wurde.
Eine Eisschicht überzog die Blume neben mir und dies passierte mit vielen anderen Pflanzen in den Tontöpfen ebenso.
Knacken von gebrochenem Eis, durchdrang mein Trommelfell und drohte unter den schmerzenden Geräuschen zu platzen.

Noch nie hatte ich mich so unwohl im Himmel gefühlt..

Meine Glieder froren förmlich ein und unter langem hin und her mit Herz und Seele, entschied ich mich dennoch ein letztes mal in das Haus meiner Eltern zu gehen.
Ich bräuchte neue Klamotten, Essen und Trinken, wenn denn davon noch was genießbar war.

Das Wetter glich dem Winter aus Romanen über die Menschenwelt. Bäume schlugen um sich, ein Sturm zog auf, doch anstatt weiße Schneeflocken fielen langsam schwarze Rußkörner vom Himmel, während die Temperaturen verrückt spielten.

An dem Haus angekommen schnappte ich mir schnell den alten zerfledderten Stoffbeutel meines Vaters, der wie Heute Morgen noch immer an der Innenseite der Tür hing.
Die Hand ignorierte ich so gut ich konnte und genauso tat ich es bei all dem Blut.
Der Holzboden knarrte beängstigend laut und ich betete das es nicht komplett einstürzte, während ich eine Etage höher kletterte...

Keine Zehn Minuten später stand ich wieder auf der Straße und analysierte das Haus zum letzten mal genau.
Meine Lange Hose hatte ich gegen eine kurze ausgetauscht und genauso war nun, anstatt eines Blauen T-Shirts ein Weißes Tanktop an meinem Körper.
Wer weiß.
Vielleicht war es auch das letzte mal, dass ich es jemals sehen würde.
Das letzte mal, dass ich im Himmel wäre.

Bis dahin jedoch musste ich mir einen Plan ausdenken. Einen Plan für die Hölle, für die Rettung meiner Familie, auch, wenn diese aussichtslos schien.

•Kostory• Like Angel and Devil - VerbundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt