Can you feel it?

3.7K 151 5
                                    

Abby:

Die Tränen nehmen mir die Sicht, als ich vollkommen blind auf die Strasse hinausstolpere. Alles in mir schreit und jede Faser meines Körpers schmerzt, als wäre sie soeben in ein Glass mit Lauge getunkt worden. Es ist nur ein einziges Wort, dass sich mit aller Kraft in meine sonst scheinbar toten Gedanken drängt. Ein riesiges, anklagendes "warum", ist das, was alles andere verschlingt und in den Hintergrund drängt.

Warum tut er das? Warum bin ich nur auf ihn reingefallen? Warum passiert mir immer so etwas? Warum spielen alle, die ich in mein Herz lasse so mit meinen Gefühlen? Warum war ich so bescheuert, zu glauben, er könnte mich lieben. Und warum, verdamt noch mal- Warum tut es so unglaublich weh?

Und warum zum Teufel,  ist alles was ich will, in seine Arme zu fallen und mich von ihm trösten zu lassen, obwohl er es ist, der mir so wehgetan hat?

Warum tut es so weh?

Ein markerschütterndes Schluchzen bahnt sich seinen Weg durch meine Kehle und raubt mir den Atem. Mein ganzer Körper erzittert, während ich mich blindlings durch Londons Verkehr kämpfe. Es ist mir dabei egal, wie viele Ampeln vor mir auf rot umschalten oder wie viele Autos mich wütend anhupen.

Sollen sie doch fahren- ist mir doch egal.
Na los, fahrt schon, will ich schreien. Fahrt!
Aber sie tun es nicht.

Ich weiss nicht genau, wie ich schliesslich wieder im Hotel ankomme, oder wie ich es schaffe, mit dem Aufzug nach oben zu fahren, an dem so viele Erinnerungen hängen. Ich habe keine Ahnung. Das Einzige, was ich weiss ist, dass Evy vor meiner Tür auf mich wartet und ich weinend vor ihr zusammenbreche. Und dass sie in die Knie sinkt und mich auffängt, bevor ich falle.

Und ich weiss, dass ich in meinem Bett liege, mit dem Kopf in ihrem Schoss, während sie mir sanft übers Haar streicht, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben.
Vielleicht redet sie auch mit mir, ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, denn das Einzige, was ich wahrnehme, ist mein Schmerz.

Ich weiss, dass das egoistisch sein mag, aber ich kann nichts tun. Die Tränen laufen von ganz allein über mein Gesicht, während die roten Buchstaben der Schlagzeile immer wieder vor meinem Auge auftauchen, was mir jedes mal einen Stich in die Brust versetzt.
Es war nur eine Wette. Eine Wette. Eine Wette.
Du bist nichts für ihn. Nichts...

Wie auch? Er ist ein Weltstar, dem so ziemlich jedes Mädchen der Erde zu Füssen liegt. Warum sollte er sich auch gerade für dich entschieden haben, wenn er auch jede andere haben kann?!

Als die Tränen schliesslich versiegt sind, ist es noch schlimmer. Ich fühle mich ausgetrocknet, leer, fast schon tot.

Wüsste ich es nicht besser:
Denn der Schmerz in meiner Brust hat kein Stück nachgelassen.

Und während ich an die Wand starre, ohne etwas zu sehen, wünsche ich mir nichts lieber, als wirklich tot zu sein...

Aber dieser Wunsch bleibt mir verwehrt, denn mein Herz schlägt ebendso sicher weiter, wie die Autos vorher stehengeblieben sind.

Und in diesem Moment wird mir schmerzlich bewusst, wie lebendig ich wirklich bin.

Mein Herz schlägt.
und es tut weh, aber es schlägt...

“This is your heart
Can you feel it? Can you feel it?
Pumps through your veins
Can you feel it? Can you feel it?”

-----------------------------------------------------------------------------------------------


Ich sitze in dem Gebüsch vor der Villa, als sie schluchzend auf die Strasse hinaus stolpert.
Sie sieht so verzweifelt aus, dass ich am liebsten auf die Strasse gesprungen wäre und sie in die Arme geschlossen hätte.

Denn da gehört sie hin- nur in meinen Arm.
Aber sie hat es verdient! Warum sollte ich der Einzige sein, der verarscht wurde? Warum sollte ich der Einzige sein, der leidet?
Ein Jahr habe ich die ganze Liebesscheisse mitgemacht und als ich eine kleine Sache von ihr verlangt habe, hat sie mich von sich gestossen.

Du hast es verdient, du kleines Misststück!

Das Arme Ding, denke ich höhnisch und unterdrücke ein hysterisches Kichern, als ich sehe, wie sie sich die Tränen von den erhitzten Wangen streicht.

Das war wirklich ein Masterplan von mir, die Sache an die Presse zu bringen. Damit konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Ich habe Abby von diesem Bandtrottel befreit und gleichzeitig seinen Ruf zerstört. Besser hätte es beim besten Willen nicht laufen können.

Jetzt muss ich nur noch abwarten, bis sie es verdaut hat. Ich darf auf keinen Fall zu schnell bei ihr aufkreuzen, ohne dass sie Verdacht schöpft.

Geduld, Alex.

Nur Geduld.

Noch ein kleines bisschen, dann gehörst du endlich wieder mir, du kleines Miststück.

Du wirst mir schon noch zu Willen sein, Abigail Tompson.

Dafür werde ich sorgen...

Teasing is a Sign of AffectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt