Let's get it on, sugar

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Harry:

Blindlinks stolpern wir in den Aufzug hinein. Keuchend schlingt sie ein Bein um meine Hüfte, während ich ihren Körper gegen die verglassten Wände des Aufzugs presse. Meine Hände stütze ich neben ihrem Kopf ab. Hektisch drücke ich irgendwelche Knöpfe und die Aufzugtüren schliessen sich. Sie vergräbt die Hände in meinem Haar und zieht mich noch näher an sich. Als meine Lippen ihren Hals berühren, höre ich sie leise Stöhnen.

Langsam fährt meine Zunge über die kleine Mulde an ihrem Hals. Die Gedanken wirbeln nur so durch meinen Kopf. Ich wollte das hier schon so lange tun und als ich das denke, wird mir bewusst wie lange eigentlich wirklich: Ich glaube, schon seit dem ersten Moment, als sie im Backstagebereich vor mir auf dem Boden sass und sich auf ihre vollen Lippen biss, während sie mich böse anfunkelte. Leidenschaftlich küsse ich sie weiter. Ich hebe sie hoch und sie schlingt auch ihr anderes Bein um meine Hüfte.

Orientierungslos taumele ich Rückwärts und stosse mit dem Rücken an die andere Wand des Aufzugs. Verdammt, sie riecht so unglaublich gut... Ich löse meine Lippen kurz von ihren, um sie anzusehen. Mein Atem geht unregelmässig. Sie keucht. Meine Augen finden ihre. Grün trifft auf blau. Mein Atem stockt, als ich die Leidenschaft in ihrem Blick sehe. Leidenschaft und... Angst?

Aber mir bleibt keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich weiss, dass es falsch ist, sie so aufgelöst vorzufinden und dann wild knutschend in einem Aufzug rumzumachen, aber ich kann mich einfach nicht von ihr lösen. Ihre Lippen senken sich bereits wieder auf die Meinen. „Hör nicht auf.“, flüstert sie atemlos an ihnen und das lassen sich meine Lippen nicht zweimal sagen. Hungrig schliessen sie sich um ihre.

Mir ist heiss. Verdammt heiss. Sie fühlt sich so gut an. Ihre weichen, zarten Finger auf meiner Wange und ihre Lippen... Ihre Lippen, Himmel...
Doch auf einmal, wie aus dem Nichts, meldet sich plötzlich mein Geswissen. Diese fiese, kleine Stimme in meinem Kopf: Komm schon, Harry. Nimm sie. Nimm sie hier in diesem Aufzug. Tu es und du hast gewonnen. Scheisse, warum muss ich ausgerechnet jetzt an die Wette denken?! Ich versuche, die fiese Stimme auszublenden und mich nur auf sie zu konezntrieren, aber ich kann die Worte einfach nicht verdrängen, die wie in endlosschleifen Wette, Wette, Wette herunterspulen und dabei tatkräftig von Marvin Gayes „Let's get it on“ unterlegt werden. Ich kann nichts tun, sie hat mich völlig in der Hand und mein Körper macht, was er will...

Meine Hand fährt zärtlich ihren Hals entlang und bleibt kurz auf ihrem Schlüsselbein liegen. Dann streicht sie über ihr T-shirt und ehe ichs mir versehe, berühre ich ihre Brüste. Sie stöhnt leise. Oh verdammt. Auch ich stöhne an ihren Lippen. Ich kann nicht mehr. Fuck, ich muss sie loslassen. Wir müssen aufhören! Ich muss einen klaren Gedanken fassen, bevor meine Hormone etwas anstellen, was ich später vielleicht bereue. Nein, was ich später definitiv bereue! Und wie auf ein Zeichen öffnen sich genau in diesem Moment die Aufzutüren.

Atemlos löst sie sich von mir und nimmt meine Hand. Ich starre sie an, als sie mich hinter sich her auf den Flur hinauszieht. Was macht sie da?
Wir durchqueren den langen Flur und steuern auf Zimmer 112 zu. Denk nach, denk nach, denk nach. Scheisse, ich muss mich zusammenreissen. Ich kann mich jetzt nicht wieder wie ein Arschloch benehmen und einfach so mit ihr schlafen.

Natürlich kannst du das. Jetzt lässt sie dich doch ran. Das wolltest du doch die ganze Zeit., zischt es in meinem Kopf. Nein! Irgendwas stimmt nicht mit ihr. Warum war sie vorher so aufgelöst? Ich bin noch völlig in meinen inneren Kampf vertieft, da betreten wir auch schon ihr Zimmer. Entschlossen zieht sie mich zu ihrem Bett und presst wiederhungrig  ihre Lippen auf meine. Harry, komm schon. Es könnte doch nicht noch einfacher sein. Ich erwiedere ihren Kuss, aber ich bin nicht mehr bei der Sache.
Oh Fuck, ich kann das nicht.

Langsam fängt sie an, ihr Jeanshemd aufzuknöpfen. Scheisse. Nein, Halt, STOP!!!
Vorsichtig, aber entschlossen ziehe ich ihre Hände von der Knopfleiste ihrer Bluse. „Was?“, flüstert sie an meinen Lippen.
In der nächsten Sekunde, will sie mich aufs Bett ziehen, aber ich bleibe stehen und sehe sie an. Fragend legt sie den Kopf schief und zieht die Augenbrauen hoch: „Was ist?“ Ihre Hände streichen verführerisch durch meine Haare. „Du sollst dich nicht ausziehen.“, antworte ich knapp, weil ich immer noch nicht denken kann. „Wieso?“ sie grinst mich an. „Willst du das lieber tun?“, wieder streicht sie durch meine Haare. Verdammt, ich kann so nicht denken! Sanft löse ich ihre Hände von meinem Nacken und sehe ihr in die Augen. „Nein.“ „Ach komm schon, du hast es doch schon mal getan.“, säuselt sie.
„Ja, aber da hast du dich vollgekotzt, falls du dich noch erinnern kannst.“, ich kann nicht anders, ich muss grinsen.

Aber Abby fällt zurück auf ihre Fussballen und verschränkt die Arme vor der Brust. Sie funkelt mich an, aber ich atme nur tief ein und sage: „Wir müssen das jetzt nicht tun.“ Sie schliesst die Augen und seufzt. „Und wieso nicht? Hast du es dir auf einmal doch anders überlegt, oder was? Ich weiss doch, dass du es willst.“ Sie klingt irgendwie verletzt. „Komm schon, Abby. Das ist nicht, was du willst. Du willst vielleicht vergessen, was passiert ist, bevor ich hier aufgekreuzt bin, keine Ahnung. Aber du willst nicht ernsthaft mit mir schlafen.“ Sie setzt sich aufs Bett und beisst sich auf die Lippe. Ihre Augen beginnen, gefährlich zu funkeln. Scheisse, wenn sie jetzt anfängt zu weinen, kann ich für nichts mehr garantieren. „Du bist so ein Arschloch, Harry Styles.“, schnieft sie.

Klar, jetzt bin ich wieder das Arschloch. Weil ich nicht mit ihr schlafen will, bin ich das Arschloch. Und wenn ich es getan hätte, wäre ich es erst recht. Frauen sind immer so unglaublich... kompliziert! Vor allem sie. Ich meine, was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht? Ich werde einfach nicht schlau aus diesem Mädchen. Ich hätte ja mit ihr geschlafen... Naja, vielleicht. Aber es hat sich nicht richtig angefühlt, nicht wenn sie so aufgelöst ist. Sie sollte sich freuen, dass ich es gemerkt habe, oder dass ich diese Tatsache nicht einfach ignoriere, aber stattdessen? Stattdessen sitzt sie auf ihrem Bett und beleidigt mich. Und sie heult. Verdammt, das nervt!

„Ach ja? Erzähl mir nicht, dass ich ein Arschloch bin, nur weil ich Recht habe. Freu dich lieber, dass ich es nicht tue, weil glaub mir, ich könnte es.“, meine Stimme klingt drohend. Ich hab keine Lust mehr auf dumme Spielchen. „Und wenn schon.“, keift sie. Sie legt es ganz schön darauf an. Na warte, Prinzesschen. Jetzt reicht's, verdammt. Irgendwann ist es auch aus mit meinem Verständnis. Ich ziehe sie fast schon mit Gewalt an mich, presse sie aufs Bett und ziehe mechanisch ihr T-shirt bis zum Kinn hoch. Darunter trägt sie einen weissen Victorias Secret BH, mit pinken Mustern.

„Harry.“, ihre Stimme klingt panisch. „Was?“, knurre ich, während ich entschlossen den Reissverschluss meiner Hose öffne. „Hör auf.“, ihre Stimme zittert. Sie klingt weinerlich. Mist! Und sofort lasse ich von ihr ab. Sie setzt sich umständlich auf, zieht sich das T-shirt wieder runter und jetzt laufen ihr tatsächlich Tränen über die Wangen. Ich schliesse meinen Reisverschluss wieder und senke den Blick. Ich kann sie nicht ansehen. Mist, jetzt habe ich sie wirklich noch zum weinen gebracht. Super gemacht, Harry. „Es... es tut mir leid.“ Sie schluchzt. „Es ist nicht deine Schuld. Ich wollte doch einfach nur etwas fühlen. Irgendwas.“, sie klingt so unendlich verzweifelt, dass es mir beinahe das Herz bricht. Dieses Mädchen ist nicht so kalt und gefühllos, wie sie immer tut. Sie ist nicht so cool.

Eigentlich ist sie sogar ziemlich kaputt und damit ist sie mir wahrscheinlich ähnlicher als irgendjemand sonst. Und ich riskiere es einfach, mir nochmal eine Abfuhr einzufangen, als ich zum zweiten Mal an diesem Tag meine Arme um sie schliesse. Aber diesmal lässt sie es zu. Sie krallt sich an meinem T-shirt fest und vergräbt ihr Gesicht an meinem Hals, während ihr Körper von Schluchzern geschüttelt wird. Und ich sitze einfach nur da und halte sie fest. Was bleibt mir auch anderes übrig? Mit zitternden Händen streiche ich ihr über ihren Rücken und über ihr Haar. Ich sage kein Wort, weil ich weiss, dass ihr im Moment nicht mal die schönsten Worte der Welt etwas nützen würden. Ich weiss, wie sie sich fühlt und ich weiss, dass ich einfach nur dasitzen und sie zusammenhalten kann, bevor sie auseinander bricht. Und sie lässt es zu. Und ich weiss, dass es später wehtun wird, aber im Moment denke ich an nichts anderes als an ihren Schmerz. Junge, du bist gerade dabei, ganz schön Mist zu bauen, flüstert die Stimme in meinem Kopf boshaft, aber ich ignoriere sie einfach.

Ich halte sie, bis sie sich wieder beruhigt hat. Dann erst wage ich es, zu reden. „Was ist passiert?“, frage ich. „Ach, keine Ahnung.“, sagt sie und weicht meinem Blick aus. „Das gestern war mir so furchtbar peinlich. Und... meine beste Freundin versteht überhaupt nicht, wie es mir geht. Sie... naja, sie denkt wir beide haben was miteinander und sie glaubt mir einfach nicht, dass das nicht stimmt. Sie fühlt sich, glaube ich, verraten. Sie sagt, dass ich herzlos bin, aber du verstehst das nicht. Ich...ich bin eben nicht so, wie andere Mädchen. Ich... ach, egal. Es war einfach nur ein beschissener Tag.“, sie wischt sich über die Augen.

Oh. Ich wusste nicht, dass ihre Gefühle den Meinen so ähnlich sind. Sie fühlt sich also auch irgendwie verraten. Ich weiss zwar, dass da noch irgendwas ist, aber ich glaube, dass es zu viel wäre sie auch noch danach zu fragen. Ich spüre, dass sie nicht darüber reden will. „Ich verstehe. Mein Tag war auch nicht besser. Und... falls es dich beruhigt, ich hatte ein ähnliches Gespräch mit Louis. Er ist mein bester Freund, aber er verseht mich gerade auch nicht. Und das gestern...das passiert uns allen doch mal. Das ist schon okay, es gibt keinen Grund, sich zu schämen.“, keine Ahnung, warum ich ihr von der Sache mit Louis erzähle, aber ich denke sie ist die Einzige, die es verstehen kann. Und da sitze ich jetzt, neben einem Mädchen, dass ich angeblich nicht ausstehen kann und merke, wie ähnlich wir uns eigentlich sind...

Wir liegen nebeneinander in dem grossen Hotelzimmer. Schweigsam. Aber es ist kein unangnehmes Schweigen. Ich habe die Arme um sie gelegt, ihr Kopf ruht auf meiner Brsut. Ihr Atem wird immer ruhiger. Sie wird bald einschlafen... Mit einem Seufzer erhebe ich mich schliesslich, bereit, Nachhause zu gehen. „Warte.“, murmelt sie.

Ich drehe mich um. „Bitte geh nicht.“ Oh nein, denke ich. Es läuft mir kalt den Rücken hinunter.
Ich habe diesen Satz schon so oft gehört. Von den unterschiedlichsten Mädchen. Mal leidenschaftlich, mal anzüglich, mal verzweifelt, aber ich schwöre bei Gott, er hat mich noch nie so berührt, wie heute. Und ich weiss, dass ich ein Arschloch bin, aber ich bin nie geblieben. Niemals. Ich weiss selber nicht genau, warum. Vielleicht, weil es nur um Sex ging. Vielleicht, weil ich berühmt bin. Vielleicht aber auch nur, weil keines dieser Mädchen mich wirklich kannte. Ihnen war egal, wer ich wirklich bin. Der echte Harry hat keine von ihnen interessiert.

Und ich hatte Angst, verdammt. Ich wollte nicht bleiben. Stattdessen bin ich lieber weggerannt. Und da stehe ich jetzt, mit der Hand auf der Türklinke und zögere. Das erste mal in meinem Leben zögere ich. Und ich weiss nicht, warum. Ich glaube es ist nicht nur deswegen, weil wir keinen Sex hatten. Nein, eigentlich ist es überhaupt nicht deswegen.
Dieses Mädchen kennt mich besser als alle anderen zusammen und ihr scheint irgendwie, zwischen all diesem gestreite und gezicke zwischen uns, etwas an mir zu liegen. Und ich weiss, dass ich sie nicht allein lassen kann. Nicht heute Nacht. Niemals. Wenn sie mich so ansieht wie jetzt, dann niemals. Und ich lasse die Türklinke los und gehe zurück zu ihrem Bett. Ich lege mich hin und sie kuschelt sich wieder an mich. Ihr Haar streift meine Wange. Ihr vertrauter Geruch steigt in meine Nase und ihre Wärme umfängt mich. Es fühlt sich gut an. Irgendwie vertraut und...

„Harry?“, wispert sie an meiner Brust, sie ist kurz vor dem einschlafen. „Ja?“, meine Stimme klingt rau. „Weißt du, du bist nicht so ein Arschloch, wie es in den Zeitungen steht. Selbst wenn ich es wollte, ich werde dich niemals wirklich hassen können.“ Ich lache leise. „Harry?“, flüstert sie so leise, dass ich es kaum verstehe. „Mhm?“ „Danke.“ Und ich weiss, dass sie nicht das hier meint. Sie meint alles, alles was seit gestern Abend passiert ist. „Keine Ursache.“, sage ich und ich kann es einfach nicht verhindern, dass sich ein kleines, glückliches Lächeln auf mein Gesicht stiehlt.
In diesem Moment bin ich irgendwie unheimlich verletzlich. Aber gleichzeitg bin auf seltsame Weise dankbar. Dankbar dafür, dass sie mich nicht hasst. Dankbar, dass ich gebraucht werde. Und das es heute Nacht um mehr als Sex geht...

Teasing is a Sign of AffectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt