Harry:
In dem Moment, als meine Augen den Ihren begegnen, in dem Moment, als sich unsere Blicke kreuzen und ich das vertraute Blau ihrer Augen wahrnehme- in diesem Moment ist es, als wäre sie niemals weg gewesen. Es ist, als ob sich niemals etwas verändert hätte. Es fühlt sich so vertraut an, dass meine ganze Anspannung mit einem Mal von mir abfällt.
Als ich jedoch nach der ersten Freude die Angst in ihrem Blick entdecke, als ich merke, dass ihre Augen fast schon unnatürlich weit aufgerissen sind- in diesem Moment muss ich mir leider eingestehen, dass sehr viel passiert ist, seit dem Schluss ist...
Was ist nur los mir ihr? Was kann in zwei Monaten nur passiert sein, dass sie so ängstlich ist? Ich würde am liebsten von der Bühne springen und sie fest in meine Arme schlissen, als ich die kleine Träne enttdecke, die ihre Wange hinunterläuft. Ich würde sie so gerne beschützen- vor was auch immer sie sich fürchtet. Aber leider vermute ich, dass sie mich nicht lassen würde- ja, vielleicht bin sogar ich der Grund für ihren Zustand. Und mit einem Mal wird mir der Umfang meines Fehlers bewusst. Ich kann immer noch nicht der sein, der sie rettet. Und ich hasse mich immer noch so unglaublich dafür, dass ich sie so verletzt habe...
Diese Feststellung schnürt mir buchstäblich die Kehle zu, also stehe ich nur da, unfähig mich zu bewegen und auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Ich kann nichts tun, dass sie sich besser fühlt.
Alles was ich hoffen kann ist, dass sie bleibt. Aber natürlich kann ich das nicht erwarten. Trotzdem breche ich in Panik aus, als sie sich langsam, aber dennoch entschlossen abwendet, bereit mich noch einmal zu verlassen.
Aber ich kann das auf keinen Fall zulassen, nicht noch einmal!
Ich bin kein Feigling!
ICH BIN KEIN FEIGLING!
Und mit diesem Gedanken erwache ich endlich aus meiner Trance und greife hastig nach meinem Mikro.
Diesmal werde ich nicht den selben Fehler machen, wie letztes Mal und sie einfach so gehen lassen. Diesmal werde ich kämpfen, koste es was es wolle...
„Abigail, warte!“, ist alles, was ich zuerst herausbekomme. Abrupt bleibt sie stehen. Ich sehe die Anspannung in ihren verkrampften Schulterblättern. Sie ist mir so nah und trotzdem- trotzdem weiss ich nicht, was ich sagen soll. Alles was ich weiss ist, dass sie gehen wird...
„Bitte, hör mir zu. Gib mir wenigstens die Chance, zu erklären...“ Und tatsächlich, sie dreht sich um. Aber nicht, um mir zuzuhören, sondern nur, um entgegen meiner Erwartungen mit einem traurigen Lächeln den Kopf zu schütteln. Sie lässt mich schon wieder nicht erklären? Ich habe schon wieder keine Chance, es wieder gut zu machen, weil sie mich einfach nicht ausreden lässt! NIE! Sie lässt mich nie ausreden.
Und mit einem Mal werde ich wütend: „Verdammt nochmal, Abigail Tompson, du bleibst jetzt stehen und lässt mich erklären, kapiert?! Ich habe keinen Bock mehr darauf, dass du ständig wegläufst und immer alles besser weisst. Ich hasse es, dass du immer recht haben musst. In allem. Dass du so unglaublich stur bist, verdammt. Es geht mir so auf die Nerven! Von Anfang an, ist mir deine Art auf die Nerven gegangen. Gott, ja, ich habe das alles gehasst. Ich habe dich gehasst!
Du bist laut, rechthaberisch und zickig. Und du... du hast wirklich die grösste Klappe, die es gibt. Und ja, die meiste Zeit gehst du mir einfach nur auf die Nerven.
Als ich dich kennegelernt habe, hast du mich über den Haufen gerannt und beleidigt.
Du hast mich von der Arbeit abgelenkt, schlechte Witze gemacht, mich vor der Kamera blossgestellt, mein verficktes Hemd geklaut und in mein Auto gekotzt... Du hast mir den Verstand geraubt...“, ich atme aus- es klingt zittrig, aber es ist mir egal. Endlich habe ich ihre Aufmerksamkeit- voll und ganz. Sie sieht mich mit grossen, ungläubigen Augen an und blinzelt ein paar mal. Gut, denke ich bitter. Na endlich.
„...Ich habe jedem erzählt, dass ich dich nicht leiden kann, aber... das stimmt nicht, denn zwischen all unseren Streits und unnötigen Zickereien, da ist es einfach so passiert... Etwas ist passiert, etwas seltenes und wunderschönes und ich... Ich würde nichts ändern. Ich würde immer noch dich wählen, Tompson. Und wenn ich hundert Leben hätte, wenn es hundert Welten gebe. Wenn es hundert Arten der Wirklichkeit gebe, ich würde dich überall suchen. In jeder Version der Realität- ich würde immer nach dir suchen und ich würde immer dich wählen.Weil... weil ich dich weiterhin kennenlernen will, Abigail Tompson. Ich will weiterhin jeden Tag fünf dumme Antworten auf fünf dumme Fragen hören. Ich will mit dir Himbeereis essen und Kodaline hören und Filme mit dir analysieren. Ich will mich mit dir streiten, jeden Tag, weil es nichts gibt, was ich lieber tuen würde.
Ich liebe dich, Abigail. Und das ist keine Lüge. Ich habe viel Mist erzählt, aber das... das ist etwas worüber ich mir zu hundert Prozent bewusst bin... Ich liebe dich. Ich habe dich schon immer geliebt, wenn ich ehrlich bin, schon von Anfang an. Von der ersten Sekunde an und ich tue es immer noch und morgen werde ich dich immer noch lieben...“
Sie starrt zu mir hinauf, mit Tränen in den Augen. Ein winziges, trauriges Lächeln erscheint auf ihren vollen Lippen. Sag etwas, denke ich. Bitte. Bitte sag etwas. Irgendwas...
Ich liebe dich- alles an dir, versuche ich ihr verzweifelt mitzuteilen. Ich versuche, es ihr durch meinen Blick zu vermitteln und ich weiss, dass sie versteht.
Sie schliesst kurz die Augen und als sie sie wieder öffnet ist alle Zuneigung aus ihrem Blick verschwunden. Das Einzige, was noch da ist, ist tiefe Traurigkeit und Angst... immer noch diese Ansgt.
Und sie sieht mich an, während ihre Lippen die vier Worte formen, die vermutlich ihre Abschiedworte an mich sind: „Es tut mir leid.“
Und sie wendet sich ab, ohne sich noch einaml nach mir umzusehen und ich stehe da und sie ist stark und ich bin schwach und sie ist perfekt und ich bin ein Idiot. Ein Idiot, der sich gerade eine öffentliche Abfuhr eingefangen hat. Aber es ist nicht die Erste, die ich von ihr bekommen habe und wer weiss, es wird vielleicht auch nicht die Letzte sein. Nein, es kann unmöglich die Letzte gewesen sein.
Ein einfaches „Es tut mir leid“, genügt mir nicht, nicht nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist...
Und auf einmal fasse ich einen Entschluss. Mein Blick wandert nach links, zum Bühnenausgang, wo ein besorgter Niall neben einem nägelkauenden Liam steht- Paul mit einigen weiteren Bodyguards in Reichweite. Ich kann es vergessen, die Bühne von dieser Seite aus zu verlassen...
Also tue ich das Einzige, was mir noch übrigbleibt: Ich nehme Anlauf und springe von der Bühne in das Meer aus Menschen hinein...
Und als ich zwischen all den fremden Menschen stehe, die mich mit einem mal umringen und nach mir greifen und ich sie nicht sehen kann, verstehe ich mit einem mal, was sie mit Platzangst meint und als ich sie schliesslich endlich entdecke steigt noch eine ganz andere, mir vollkommen neue Angst in mir hoch.
Da steht sie, mit dem Rücken zu mir, neben ihr ein Typ, der besitzergreifend den Arm um ihre Hüfte schlingt.
Und ich stehe da und kann mich nicht bewegen. Mein Herz bricht in tausend Teile, als ich die langen Finger des Jungen sehe, der ihre Haut berührt. Der sie berühren darf, der sie halten darf, der sie retten darf...
Ich habe versagt, denke ich. Ich bin endgültig gebrochen, Kämpfen ist überflüssig...
Ich will mich gerade enttäuscht von ihnen abwenden, da dreht sie sich noch einmal um und als sie mich sieht, wie ich da stehe, mit Tränen in den Augen, passiert etwas.
Nein, nicht einfach nur etwas.
Es passiert alles auf einmal. Im Bruchteil einer Sekunde.
Sie sieht mich an, ihr Blick ist voller Panik. Wieso Panik?!
Ich stehe da und strecke die Arme nach ihr aus. Hilflos.
Gib mir eine Chance!
Und sie sieht mich an. Und auf einmal scheint etwas an ihr sich zu verändern.
Sie scheint die Seiten zu wechseln.
Sie macht sich umständlich von dem Typen los und kommt mit ebenfalls ausgstreckten Armen auf mich zu.
Ihr Blick ist voller Sehnsucht und Liebe. Sie liebt mich auch?!
Mein Herz schlägt wie wild, während unbändige Freude in mir aufsteigt.
Sie hat sich für mich entschieden, denke ich voller Glück. Es wird alles wieder gut.
Und es ist perfekt.
Doch auf einmal fährt der Typ zu uns herum und mit einem Mal erkenne ich das Gesicht, dass ich erst ein einziges Mal gesehen habe.
Und er folgt ihr.
Und ich verstehe...
Freude verwandelt sich in Panik und Erleichterung in Anspannung.
Er überholt sie, noch bevor sie bei mir angekommen ist.
Und ich starre sie an, mit immer noch ausgestreckten Armen versuche ich, nach ihr zu greifen, aber ich greife nur nach Luft...
Und im nächsten Moment legen sich seine Hände um ihre Kehle...
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Teasing is a Sign of Affection
FanfictionIt takes a lot of love to hate you like this "...Ich hasse ihn! Ich hasse ihn- verdammt, ich hasse ihn! Ich hasse ihn für seine unendliche Arroganz und für sein Selbstbewusstsein, das schon beinahe an Selbstverliebtheit grenzt. Ich hasse ihn...